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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Äußerste angespannte Tätigkeit, doch leider vergebens. Es war nicht die geringste Spur aufzufinden, obgleich die Morgenblätter bereits die Nachricht brachten. Sie waren von der Polizeidirektion inspiriert worden und machten bekannt, daß auf die Ergreifung jedes der beiden Flüchtlinge ein Preis von tausend Gulden gesetzt sei. Doch schien es ganz so, als ob es niemandem gelingen werde, sich diesen Preis zu verdienen. –
    Es war am nächsten Sonntag und zwar nicht in der Residenz, sondern droben in den Bergen bei dem alten, braven Förster Wunderlich.
    Die gute Frau Barbara stand vor dem Spiegel und beschäftigte sich sehr angelegentlich mit dem behäbigen Bild, welches er ihr entgegen warf. Sie hatte den größten Staat angelegt, denn heute feierte Eduard Hauser seine Hochzeit mit Hofmanns Engelchen, und Försters waren ganz natürlich dazu eingeladen.
    An einem solchen Tag befindet man sich in glücklicher Laune. Und doch lag ein schwerer, besorgter Ausdruck auf dem sonst so freundlichen Gesichte der alten Frau.
    Der Försterbursche trat ein und ging zum Ofen, um sich die Pfeife anzubrennen.
    „Ist mein Mann nun angezogen?“ fragte sie.
    „Na freilich! Bereits seit Stunden!“
    „Wo ist er denn?“
    „Droben in der Gaststube, da hat er sich eingeschlossen.“
    „Was treibt er dort?“
    „Ich hörte ihn laut sprechen, so, was man deklamieren nennt.“
    „Haben Sie verstanden, was er sprach?“
    „Nein! Es war mir, als ob er an jemanden eine Rede halte.“
    „Ah! Ich ahne, was er in dem Zimmer treibt –“
    „Er studiert vielleicht –“
    „Was?! Mein Alter noch studieren? Mag er sich lieber beeilen, daß er mit seinem Anzug fertig wird und das studieren andern überlassen. Wie leicht kann er dabei überschnappen! Ist mir es doch schon seit einiger Zeit mit ihm nicht so recht richtig vorgekommen, und um meinen eigenen Verstand angst und bange. Das hat sich angefangen, seit der Schulmeister zum letzten Mal bei uns war. Ich habe nur Sorge für heute. Man hat sich auf diese Hochzeit gefreut, und vielleicht fängt er auch da an zu brüllen und verdirbt einem das Vergnügen. Ich –“
    „Pst!“ unterbrach sie der Gehilfe. „Er kommt!“
    Man hörte die Stiege knarren, und der Förster trat ein. Er trug seine allerbeste Uniform und machte ein so glückliches Gesicht, als ob er selbst der Bräutigam sei.
    „Bist du fertig, Bärbchen?“ fragte er.
    „Bald. Und du?“
    „Na, was den Anzug betrifft, ja. Aber das andre – hm!“
    „Was denn?“
    „Na, das will doch nicht so recht klappen.“
    „Was ist es denn, das andere?“
    „Das geht dich nichts an, Alte.“
    „Herrgott! Man wird doch fragen können!“
    „Ja, aber nur danach nicht!“
    „Warum denn nicht?“
    „Das ist Geheimnis.“
    Da schlug sie die Hände zusammen und sagte:
    „Da hat man es! Wir haben so lange glücklich zusammen gelebt und Freud und Leid miteinander geteilt und getragen; wir sind stets aufrichtig gewesen, haben uns nichts verschwiegen, und nun in unseren alten Tagen fängt der Mann an Geheimnisse zu haben. Daß Gott erbarme!“
    „Ja, ja, du bist die Neunzehnte, die schnattert gern mit alten Schicksen!“
    „Ich die Neunzehnte? Was heißt das?“
    „Hm. Das ist eben das Geheimnis.“
    „Ich schnattere gern?“
    „Ja. Grad jetzt hast du geschnattert.“
    „Und mit alten Schicksen? Was heißt denn das eigentlich?“
    „Na, das weißt du doch! Ein altes Frauenzimmer, welches gern brummt, keift und schnattert, nennt man eine alte Schickse.“
    „Und so eine soll ich sein?“
    „Ach, so gar schlimm war's doch nicht gemeint.“
    „Versuche nur nicht, wieder einzulenken! Was gesagt ist, das ist gesagt! So wie jetzt, bist du noch gar nie gewesen. Da sind andere doch viel, viel anders!“
    „Wohl besser?“
    „Ja, tausendmal besser!“
    „Da bist du grad wie die Achtzehnte.“
    „Die Achtzehnte? Was soll denn das nun wieder heißen?“
    „Na, die Achtzehnte ist allen Männern gut.“
    „Wer ist denn eigentlich die Achtzehnte?“
    „Das darf ich nicht verraten.“
    „Herrjemine! Mit dem Mann wird es noch ganz aus und alle. Der schnappt noch über! Wäre es bei diesem Ärger ein Wunder, wenn ich einmal losbräche? Wenn ich aus Wut und Grimm da zum Beispiel das Fenster aufmachte und alles auf die Straße würfe?“
    „Da wärst du grad wie die Dreizehnte.“
    „Auch eine Dreizehnte hat er! Was ist's denn mit der?“
    „Die zerdeppert alle Flaschen.“
    Da drehte sie sich ganz verzweifelt von ihm weg

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