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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nach Hause geführt!“
    „Ah, Sapperment, Sie sind es, Wilhelmi?“ fragte der Alte. „Und Sie, Schulze? Sie kommen mir wie gerufen!“
    Es war der Musterzeichner Wilhelmi, der Bruder des Müllers, bei dem damals die Pascher gefangen worden waren, und Schulze, welcher als Hundejunge im Kohlenschacht beschäftigt gewesen war. Beiden hatte der Fürst des Elends damals Wohltat erwiesen. Sie waren mit dem Müller auch zur Hochzeit Hausers und Engelchens gewesen, aber eher aufgebrochen als der Förster. Sie hatten den Müller, dessen Wohnung ja im Wald lag, nach Hause begleitet, und befanden sich jetzt auf dem Rückweg nach ihren Wohnungen.
    „Wir kommen wie gerufen?“ fragte Wilhelmi. „Wieso?“
    „Wollen Sie sich Geld verdienen? Viel Geld?“
    „Gern, wenn es in Ehren geschehen kann.“
    „In allen Ehren. Wir haben soeben den frommen Seidelmann im Wald getroffen.“
    „Ist's wahr? Ist's möglich?“ fragten beide zur gleichen Zeit.
    „Und ich will sie fangen.“
    „Geht das an?“
    „Sehr leicht. Ich weiß, wohin sie wollen. Nämlich nach der alten Zeche. Meine Burschen werden leider nicht daheim sein, und allein möchte ich es doch nicht wagen. Leute zu holen, dazu ist es zu spät. Wollen Sie mitgehen?“
    „Ja, gern! Das Geld kann man sich verdienen.“
    „Gewiß. Ich werde sie bewaffnen.“
    „Denken Sie, daß dies nötig ist.?“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht. Man muß sich für alle Fälle vorsehen. Ich nehme überdies meinen großen Hund, den Saupacker mit. Da brauchen wir nichts zu fürchten.“
    Sie eilten die wenigen Schritte zur Försterei. Die Tür war verschlossen und mußte mit dem Hausschlüssel geöffnet werden.
    „Mach schnell Licht, Alte!“ sagte der Förster. „Aber nur in einer Laterne, die wir mitnehmen.“
    „Warum nicht die große Lampe?“
    „Wenn die beiden Kerls einsehen, daß sie den falschen Weg haben, werden sie umkehren und hier vorüberkommen. Sie dürfen hier kein Licht sehen. Sie müssen denken, daß hier alles schläft. Darum mußt du im Dunkeln bleiben, wenn wir fort sind. Aber du gehst nicht zu Bett. Wir werden sie hierher bringen, wenn wir sie ergriffen haben.“
    Die Laterne wurde angebrannt. Wilhelmi und Schulze erhielten jeder ein geladenes Gewehr und ein Messer; dann löschte der Alte, nachdem er sich auch bewaffnet hatte, die Laterne wieder aus. Es war eine kleine Blendlaterne, welche er an den Gurt seines Hirschfängers hing. Dann gingen die drei fort, nachdem der Alte den Saupacker losgebunden hatte. Frau Barbara mahnte zur Vorsicht und schloß die Tür zu.
    Unterwegs wurde kein Wort gesprochen. Die beiden, welche den Weg nicht so Schritt für Schritt kannten wie der Alte, hatten Mühe, ihm zu folgen.
    Sie erreichten endlich eine große Lichtung, in welcher sich eine sehr hohe Schutthalde erhob. Auf derselben stand ein altes, morsches Zechenhäuschen über dem Mundloch des Schachts, in welchem vor langer, langer Zeit auch Silber gegraben worden war. Der Schacht war nicht ganz zugefüllt worden, da ja das Häuschen darüber stand und also ein Unglück nicht geschehen konnte.
    Die Halde trat an der hinteren Seite aus dem Berg heraus, fiel vorn und rechts nur langsam, links aber außerordentlich steil ab, so daß es da gefährlich war, sie erklimmen zu wollen. Sie war nicht nackt, sondern es hatte im Laufe der Zeit allerlei Buschwerk hier Platz gefunden; und auch oben auf ihrem Scheitel stand das Strauchwerk bis nahe an das Zechenhäuschen heran.
    Der Förster führte die beiden nach der vorderen Seite der Halde.
    „Hier kommt man am leichtesten in die Höhe“, sagte er.
    „Sind die Kerls schon oben?“
    „Nein. Sie waren auf einem falschen Weg.“
    „Wenn Sie das aber bemerkt und sogleich den richtigen eingeschlagen haben? Da können sie bereits hier sein.“
    „Das könnten sie in diesem Fall allerdings. Aber wir haben keine Zeit versäumt und sind kaum zwei Minuten lang bei mir in der Stube gewesen. Wir sind ihnen sicher voraus. Übrigens würde mein Hund es längst gemerkt haben, wenn irgend jemand da vor uns gegangen wäre.“
    Jetzt begann erst die Schwierigkeit. Es führte kein eigentlicher Weg hinauf. Über wildes, taubes Gestein hinweg und zwischen Busch und Dorn hindurch mußten sie aufwärts klettern, doch kamen sie glücklich und auch verhältnismäßig schnell oben an.
    Der Förster schritt gleich auf das Zechenhäuschen zu. Das Schloß der Tür war längst verrostet und defekt geworden. Die Tür lehnte nur an. Er öffnete sie und

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