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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lauschte hinein. Es ließ sich nichts hören.
    „Leuchten Sie doch hinein!“ meinte Schulze.
    „Fällt mir nicht ein. Da drin sind sie noch nicht. Wenn ich Licht machte, würde ich doch nur unsere Anwesenheit verraten. Und selbst wenn ich es nur einen Augenblick lang brennen ließe, würden sie es sehen können.“
    „Wo aber bleiben wir?“
    „Im Gebüsch da hinter dem Häuschen. Diese Kerls haben nämlich eine Strickleiter mit. Sie wollen in das Loch hinabsteigen und etwas holen. Da überraschen wir sie. Ich freue mich wie ein Schneesieber auf den Schreck, der ihnen in die Glieder fahren wird, wenn sie sehen, daß sie erwischt sind. Kommen Sie!“
    Er führte sie hinter die Holzhütte. Dort gab es Sträucher genug, sich zu verstecken.
    „Machen Sie es sich bequem, damit Sie später kein Geräusch verursachen“, warnte der Alte. „Die beiden Kerls könnten sonst auf den Gedanken kommen, sich zu überzeugen, ob sie auch wirklich allein sind.“
    „Sie können uns in den Sträuchern nicht sehen.“
    „Oh, sie haben eine Laterne mit.“
    „Wenn nur Ihr Hund uns nicht verrät.“
    „Der? Fällt ihm nicht ein!“
    „Wenn er bellt oder knurrt.“
    „Sie sind eben kein Förster. Ein dressierter Hund knurrt nur dann, wenn er soll. Wenn ich ihn aber mit der Schnauze auf den Erdboden lege, so würde er keinen Laut von sich geben, selbst wenn man auf ihm herumtrampelte. Also jetzt still! Horchen wir!“
    Es verging eine ziemlich lange Weile voller Erwartung. Endlich flüsterte der Förster.
    „Da vorn hörte ich Steine rollen. Man kommt!“
    Der Hund hatte es auch gehört. Er schlug mit dem Schwanz auf den Erdboden.
    „Still, Pluto!“ gebot der Alte. „Keinen Laut!“
    Das Geräusch von rollenden Steinen kam näher. Der Mond beleuchtete hell die vom Gebüsch freien Stellen der Haldenplatte. Daher sahen die drei Lauscher jetzt ganz deutlich am Rand derselben die beiden Kommenden auftauchen und dort, um sich zu verschnaufen, stehenbleiben.
    „Verfluchte Kletterei!“ sagte der alte Apotheker. „Unsereiner ist solche Spaziergänge gar nicht gewöhnt.“
    „Ich auch nicht!“ brummte Seidelmann.
    „Ich denke, Sie sind sehr oft hier oben gewesen?“
    „Sehr oft nicht, nur einige Male.“
    „Gehen wir sogleich ans Werk?“
    „Ja. Vorher aber wollen wir sehen, ob es hier oben auch recht geheuer ist.“
    „Pah! Wer soll da sein! Niemand!“
    „Man kann nie zu vorsichtig sein. Es gibt in dieser Gegend Pascher und Holzdiebe die schwere Menge; daher schweift das Aufsichtspersonal selbst bei Nacht im Wald herum. Es ist gar keine Unmöglichkeit, daß so ein Kerl auf den Gedanken kommt, sich einmal eine Extramotion zu machen und hier herauf zu steigen.“
    „Danke sehr!“
    „Gehen wir also einmal um das Häuschen herum.“
    „Die Laterne anbrennen?“
    „Unsinn! Von einer solchen Höhe leuchtet sie weithin. Das wäre doch gefährlich! Wir können sie erst anstecken, wenn wir uns im Innern dieser Bude befinden.“
    „Es ist unheimlich hier!“
    „Ja, ein Pläsire ist es nicht, hier herumzukraxeln.“
    „Wenn doch jemand hier wäre!“
    „Mit einem nehmen wir es auf!“
    „Aber wenn er ein Gewehr hätte? Wir haben nur die Messer. Horch! Was war das?“
    „Nichts. Ein Stein, welcher rollte.“
    „Sollte jemand kommen?“
    „Schwerlich! Es ist ein Stein von uns gelockert worden, und der ist dann hinabgerollt. Also vorwärts!“
    Sie gingen um das Zechenhäuschen herum und kamen so hart an dem Förster vorüber, daß dieser sie an den Beinen hätte fassen können. Der Hund bewegte sich nicht und gab auch keinen Laut von sich. Als die beiden Flüchtlinge den Rundgang beendet hatten, blieben sie stehen, und Seidelmann sagte:
    „Es ist niemand hier. In einer Stunde graut der Morgen; da müssen wir fertig sein.“
    „Wer klettert hinab? Sie?“ fragte Horn.
    „Alle beide.“
    „Ich denke, einer muß die Strickleiter halten?“
    „Sie hätten eben das Geschick und die Kraft, mich zu halten! Die Leiter wird am Balken befestigt. Wir müssen beide hinab. Einer allein bringt den Stein nicht heraus.“
    „Welcher Stein?“
    „Das ist nämlich so: Der Schacht ist nur noch ungefähr gegen vierzig Fuß tief; bis so hoch aber ist er zugeschüttet. Mein Bruder, Gott habe ihn selig, ist mit seinem Sohn hinuntergeklettert und hat da unten einen kleinen Seitengang ausgegraben, ungefähr zehn Fuß lang. Der Eingang in denselben ist nur so groß, daß gerade ein Mensch hineinzukriechen vermag, und ist mit einem

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