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65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell

Titel: 65 - Der verlorene Sohn 06 - Das letzte Duell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wunderlich sprach, als er in seinem Toast unterbrochen wurde. Seine Durchlaucht der Fürst von Befour soll leben, einmal hoch – zweimal hoch – zum dritten Male hoch!“
    Da klangen die Gläser zusammen, und alle stimmten von ganzem Herzen in das dreimalige Hoch ein. Es war nur Bier, was sich in den Gläsern befand, aber desto aufrichtiger war das Vivat gemeint.
    Nach einiger Zeit freilich winkte der Fürst dem Wirt zu und sprach einige leise Worte mit ihm. Der Wirt ging und kehrte bald zurück, gefolgt von seinem ganzen Personal – er brachte Wein.
    Die meisten der Anwesenden hatten noch niemals Wein getrunken, und als dann die Gläser gefüllt waren und zusammenklangen, bemächtigte sich der Versammlung bald eine Stimmung, wie sie eben nur vom Saft der Reben hervorgebracht werden kann.
    Es wurden Toaste gebracht auf alles Nah- und Fernliegende, auf alles Mögliche und Unmögliche. Dabei erinnerte man sich auch an den unterbrochenen Toast des Försters. Der Lehrer meinte:
    „Herr Förster, jetzt müssen Sie wieder anfangen!“
    „Nein, nein!“ meinte die Mutter des Bräutigams. „Er darf nicht; er hat uns getäuscht!“
    „Wieso?“ fragte Wunderlich.
    „Sie wollten uns Frauen loben, aber Sie haben gerade das Gegenteil getan!“
    „Na, das war doch nur die Einleitung!“
    „Wenn das die Einleitung ist, so danke ich. Wie soll es dann erst später werden!“
    „Da bringe ich alle Tugenden der Frauen. Horcht nur!“
    Er erhob sich und wollte deklamieren.
    „Nein“, sagte auch Frau Barbara. „Jetzt sind wir nicht mehr so allein wie vorher!“
    „Aber“, antwortete er eifrig, „schüttle doch das Kind nicht mit dem Bade aus! Höre doch wenigstens wie der eine Vers lautet:
    So eine ist des Mannes größter Schatz,
Den hält er fest für's ganze Erdenleben.
An seinem Herzen ist ihr schönster Platz,
Und ihre Liebe ist sein einzig Streben.
    Ist das etwa auch getadelt?“
    „Ja, nachdem du Sechsundzwanzig getadelt hast, bringst du endlich einmal eine, über die du etwas Gutes sagst.“
    „Nein, alle bringe ich. Ihr kommt alle daran. Ich habe einen Vers über jede einzelne.“
    „Auch über mich?“
    „Ja, freilich.“
    „Den möcht ich hören!“
    „Na, gleich! Er lautet:
    Die Barbara wohnt auf der Försterei,
Die Straße führt ganz nahe dran vorbei;
Sie kocht dem Förster nur Kartoffelbrei
Und ist auch stets recht wunderlich dabei.
    Ist das nicht gut gesagt? Ist das nicht die reine Wahrheit?“
    Alle lachten; sie auch mit; aber sie streckte doch beide Hände abwehrend gegen ihn und sagte:
    „Wenn du nichts besseres von mir und von uns zu sagen hast, so schweige lieber! Wer hat denn das Gedicht gemacht?“
    „Ich und der Herr Lehrer.“
    „Ah, so! Darum also sprachst du wohl von dem Kranz aus Lorbeerblättern und Pfefferkörnern?“
    „Ja, darum.“
    „Na, so mag sich der Herr Lehrer die Lorbeerblätter nehmen, du aber wirst die Pfefferkörner bekommen, und zwar gleich, sobald wir nach Hause kommen!“
    Alle lachte. Der Alte aber wendete sich in nachgemachter Traurigkeit an den Lehrer:
    „Einmal gedichtet und nicht wieder! Ich bitte Sie, helfen Sie mir aus der Patsche. Ich will Ihnen den ganzen Ruhm lassen. Nehmen Sie die Lorbeerblätter und auch die Pfefferkörner dazu!“
    So wurde gescherzt und gelacht, gesungen und endlich sogar getanzt. Der Fürst selbst eröffnete den Reigen mit der Braut; dann, als dieselbe den nächsten Reigen mit ihrem Eduard beendet hatte, schmiegte sie sich innig an ihn, blickte liebevoll zu ihm auf und sagte:
    „Weißt du, hier in demselben Saal war es.“
    „Was?“
    „Zu Fastnacht!“
    „Ach ja, die Maskerade. Du als Italienerin!“
    „Damals war ich sehr unvorsichtig; ich werde es im ganzen Leben nicht vergessen. Hättest du mich nicht gerettet, wer weiß, wie es heute mit mir stände!“
    „Vergessen wir das, Engelchen! Er hat seine Strafe, und wir wollen uns das Glück nicht durch solche Erinnerungen trüben.“
    Der Fürst war der erste, der sich zurückzog. Er hatte die Gastfreundschaft Hausers akzeptiert und wurde von diesem nach Hause begleitet, während Engelchen vorausgeeilt war, um eine Stube instand zu setzen.
    Der alte Förster amüsierte sich so gewaltig, daß er sich nur schwer zu trennen vermochte. Es war weit nach Mitternacht, als seine Barbara ihn endlich überredete, mitzukommen, morgen sei ja auch noch ein Tag. Als sie das Dorf hinabgingen, sagte er:
    „Schau, Bärbchen, wie hell der Mond scheint! Da brauchen wir den Umweg auf der

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