66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab
nach dem Gasthof des Tobias Matthes.
Dieser letztere saß mit einigen Gästen am Tisch und spielte Skat. Als Sepp grüßte, antwortete er:
„Guten Tag, schön Dank – grüß Gott, danke sehr – willkommen, setz dich nieder – bitt sehr schön; oh, es hat nix zu sagen!“
Das war dem Sepp doch zuviel. Er sagte:
„Aber, Matthes, sag mir doch mal, warum du gleich so eine Litaneien machst, wann einer zu dir hereintritt!“
Der Wirt nahm sich doch die Zeit, zu antworten:
„Weißt, das ist so: Wann ich mit dem Gast so red' wie andere, so vergeht von dem ‚Guten Tag‘ bis zu dem ‚Ich bitt schön‘ eine halbe Stunden, und ich versäum dabei das Spiel. Lieber sag ich da gleich alls her, meine Grüßen und seine Antworten. So braucht er das Maul gar nicht aufzutun, und ich bin mit ihm rasch fertig und kann weiterspielen.“
„Der Gedank ist freilich nicht übel.“
„Nicht wahr? Aber nun halt auch deinen Schnabel! Ich kann mich nicht den ganzen Tag mit dir abgeben. Da bin ich beim Eichel-Tournee und weiß nimmer, wie ich's machen soll. Hast mich ganz irrgemacht.“
Der Fingerl-Franz saß als Mitspieler neben ihm. Er sagte jetzt:
„Mach dir keine große Sorg darüber. Es ist das letzte Spiel. Ich muß nun aufhörn.“
„Warum?“
„Weil ich mit dem Wurzelsepp zu sprechen hab.“
„Red' morgen mit ihm oder übermorgen!“
„Nachher ist's zu spät. Da haben die Spitzbuben meine Sau bereits aufgefressen. Spiel aus, damit wir fertig werden!“
Das geschah; aber als das Spiel zu Ende war, sagte der Wirt:
„So, jetzt red' mit ihm! Nachher, wann du fertig bist, spielen wir weiter.“
„Vielleicht dauert's lange.“
„So mach's kurz!“
„Es ist eine Heimlichkeiten!“
„Unsinn! Wegen der Sau? Es ist doch niemand hier als ich, du und da der Barbierer. Da kannst sicher sein, daß nix ausgesprochen wird. Hast etwa eine Spur von dem Spitzbuben entdeckt?“
„Nein, sondern die soll da der Sepp entdecken. Komm mit her an den Tisch, Wurzelsepp, und trink ein Bier mit mir. Ich zahl's gern und gut.“
Der Alte folgte der Aufforderung, bemerkte aber dabei in zurückhaltendem Ton:
„Dein Bier soll mir wohl schmecken; aber ob es dir Nutzen bringt, das glaub ich nicht.“
„Red' nicht! Wann du willst, so kannst!“
„Was soll er wollen?“ fragte der Wirt.
„Den Dieb festmachen.“
Da fuhr der Barbier mit seiner spitzen Nase herbei und rief aus:
„Festmachen? Das ist Magie, schwarze Magie und weiße Magie! Wer kann das?“
„Der Sepp da“, antwortete der Fingerl-Franz.
„Da irrst dich gewaltig!“ meinte der Alte.
„O nein. Der Müllern hat mir's gesagt.“
„Was der sagt, das gilt nix.“
„Bei mir gilt's grad. Er ist mein Schwiegervater, und auf Sonntag ist Verlobung; wann du aufrichtig mit ihm bist, kannst's also auch mit mir sein.“
„Das klingt schon gut und fein; aber man darf von solchen Sachen gar nicht reden.“
„Hier bist sicher. Hier von uns wirst nicht verraten. Darauf kannst Gift nehmen, Sepp!“
„Das glaub ich schon wohl. Aber trotzdem soll man sich nicht mit solchen Dingen abgeben. Man weiß nicht, wie sie ablaufen.“
Da legte der Franz ihm die Hand auf die Schulter und bat ihn:
„Sag mir nur das eine: Kannst erfahren, wer der Dieb gewesen ist?“
„Ja, und auch noch mehr.“
„Was noch?“
„Ob die Sau noch lebt, wo sie sich befindet und noch vieles andere. Ja, ich könnt's sogar so weit treiben, daß der Spitzbub dir die Sauen dahin bringen muß, wohin du sie haben willst.“
„Etwa auch hierher zu mir?“ fragte der Wirt, indem er ein sehr gespanntes Gesicht machte.
„Ja, auch hierher.“
„Das wär viel! Das wär ein Kunststücken, wie's nimmer gleich ein zweites gibt.“
„Oh, und doch ist es sehr leicht. Man muß es nur richtig machen“, erklärte der Sepp in bestimmtem Ton.
„Ist etwa eine Geistergeschichten dabei?“ erkundigte sich der Fingerl-Franz vorsorglicherweise.
„Fürchtest dich etwa vor Geistern?“
„Warum nicht? Ein Mensch mag mir kommen, wie er will, so hau ich ihn nieder, aber bei Geistern hilft keine Ohrfeigen und keine Backpfeifen nix. Der Geist, wann er will, braucht mich nur anzuschaun, so erhalt ich eine schiefe Nasen oder der Kopf läuft mir auf wie ein Lokermotivenkessel. Drum ist's besser, man gibt sich alleweil gar nimmer mit Gespenstern und Geistern ab.“
„Hast's aber doch getan!“
„Wann?“
„Das weiß ich nicht, aber vor gar sehr langer Zeit kann's nicht gewest sein.“
„Warum denkst
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