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66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab

Titel: 66 - Der Weg zum Glück 01 - Das Zigeunergrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wiederholte:
    „Der König, der König! Ist er nicht reich genug, nicht glücklich genug? Gibt es nicht Sünderinnen und Theaterspieler und Gaukler genug in der Welt? Muß er hierherkommen und dich holen? Hat er nicht Silber und Gold und Edelstein, soviel er will? Kann er nicht Freud und Vergnügen haben zum Überdruß, essen und trinken alle Herrlichkeiten aus weiten Ländern? Hat er nicht drin im München vornehme und schöne Frauen, an denen er seine Freud und Wonn haben kann? Warum muß er hierherkommen, um dem armen Wildheuer sein einzig Gut zu rauben, seine Freud und seinen Trost im Leben und Sterben, warum, warum, warum?“
    Sein Auge blickte noch starr und trocken vor sich hin, aber mitten aus dieser heißen Öde des Auges brach eine einzelne, große, schwere Träne hervor und rollte über die Wange herab.
    Leni wurde angst und bange.
    „Anton, Anton!“ sagte sie. „Sprich nicht so, nur nicht so! Ich hab dich ja lieb, ich laß nicht von dir, ich bleib dir treu, solang ich leb!“
    „Du hast mich lieb und gehst von mir? Du bist mir treu und willst auf das Theater?“
    „Es ist ja das alles nicht so, wie du es denkst!“
    „Nicht? Weißt du das so genau? Oh, jetzt erkenn ich, was die Mondsüchtige gestern gemeint hat! Ich hab mir wohl gemerkt, was sie zu dir sagte:
    ‚Ein König nimmt dich an die Hand,
Führt dich in goldne Pforten ein,
O traue nicht dem eitlen Tand,
Und trau der Liebe nur allein!‘
    Der König ist da und er hat dir die Hand gereicht. Geld, Gold und Flimmer bietet er dir, Leni, und das hat dich verführt, das hat dich halt irr gemacht!“
    „Nein, Anton, nicht Gold und Flimmer!“
    „O doch, doch! Aber denk daran, wie die anderen Worte lauten! Es ist nur eitler Tand, auf den du dich nicht verlassen sollst. Nur der Liebe allein sollst du trauen, nur ihr allein. Und diese Lieb, diese Lieb gibt's hier bei mir, da, da!“
    Er legte die Hand auf sein Herz.
    „Nein, das darfst nicht denken!“ bat sie. „Ich tracht nicht nach Geld, gewiß nicht. Der König hat mich gebeten, und ich hab ihm widerstanden, ich hab nein zu ihm gesagt, Anton.“
    „Aber jetzt willst dennoch!“
    „Weil's jetzt anders ist als vorher. Ich hab geglaubt wie die andern, du seist tot, erschossen von dem Oberförster. Da haben sie dich gesucht, aber nicht gefunden. Der König wollt mich mit sich nehmen; ich aber hab's ihm erzählt, was ich dir versprochen hab, und er war zufrieden, daß ich nicht eine Sängerin werden sollt. Ich wollt mir vom Wurzelsepp mein Geld geben lassen und hinüber zu deinen Eltern ziehen und bei ihnen bleiben bis zu ihrem und bis zu meinem Tod.“
    „Nun, warum hast das nicht getan?“
    „Weil ich nachher vernommen hab, daß du nicht tot bist, sondern im Gericht steckst als Gefangener. Da bin ich zum König gesprungen und hab dich freigebeten. Und damit er dich freilassen soll, hab ich ihm mein Wort gegeben, Sängerin zu werden. So ist es, Anton.“
    „So, also so! Frei hast mich gebeten, und um meinetwillen willst Sängerin werden? O mein Herr und mein Heiland! Das ist ja grad das Allerschlimmste, was du hast tun können.“
    „Siehst's denn nicht ein, daß ich's gutgemeint hab?“
    „Nein, das seh ich nicht ein, nun und nimmer nicht. Hättst mich in der Gefangenschaft gelassen! Das wär besser, viel besser. Du wärst kommen, mich zu besuchen. Du wärst zu meinen Eltern gegangen, und ich wär stolz gewesen auf meine Leni und hätt mit keinem Kaiser nicht getauscht. Nun aber bin ich frei. Und was hab ich von meiner Freiheit? Das Glück hab ich dafür hingeben müssen, das ganze, ganze Lebensglück!“
    „Nein, Anton, nein!“
    „Gewiß, gewiß, Leni!“
    „Aber nein und nein! Ich bin ja doch dein!“
    „Meinst wirklich?“
    „Ja. Ich mag doch keinen andern!“
    „Das sagst jetzt, aber das wird dann hernach anders, viel, viel anders!“
    „Anton, hier hast meine Hand! Ich weiß, daß der liebe Heiland verboten hat, zu schwören, und ich hab's auch nie getan. Jetzt aber in dieser schweren Sorg und Not will ich die Sünd auf mich nehmen und dir den Schwur geben, daß –“
    „Halt!“ unterbrach er sie. „Schwöre nicht, Leni! Du weißt ja gar nicht, was du sagst und tust!“
    „Ich weiß es; ich weiß es ganz genau!“
    „Nein, du weißt es nicht, und du ahnst es nicht. Kannst dich noch erinnern, als wir heut in der Nacht sagten, daß Mann und Frau nur sich ganz allein gehören dürfen?“
    „Ja.“
    „Daß sie keinen andern und keine andere küssen dürfen, auch nicht im

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