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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hauses. Die Dorfbewohner wußten das und pflegten da langsam zu fahren und auch laut mit der Peitsche zu klatschen, um etwaige Entgegenkommende aufmerksam zu machen und einen Zusammenstoß zu vermeiden.
    Der Fremde kam in scharfem Trab dahergerollt. Eben als er um die Ecke biegen wollte, klatschte es jenseits derselben. Er achtete nicht darauf und bog um das Haus. Da kam ihm ein bespannter schwerer Lastwagen entgegen, welcher trotz des Feiertags noch unterwegs gewesen war. Schnell die Pferde zur Seite reißend, bog der Fremde aus, brachte aber die Kutsche dabei so nahe an das Gebäude, daß sie an die Mauerecke prallte. Ein Stoß und ein Krach, und der Herr stürzte vom Bock herab und auf die Straße. Zum Glück hielten die Pferde sofort an.
    Der Besitzer der Kutsche sprang heraus, der Diener ebenso.
    „Donnerwetter!“ fluchte der erstere. „So ist's halt, wann man sein Geschirr in fremde Hände geben muß! Soll mir aber in meinem ganzen Leben nimmer geschehen! Da ist mir nun das Rad zerbrochen, schon ganz und gar, in kurze und kleine Stücken. Nun mag ich nur auch schauen, wie es wieder ganz wird und wie ich nach Hause gelange!“
    Der Diener war zu seinem Herrn geeilt und hatte denselben beim Aufstehen unterstützt.
    „Sind gnädigster Herr verletzt?“ fragte er.
    Dabei zuckte es aber ganz wie verborgene Schadenfreude über sein Gesicht.
    „Ich glaube nicht. Laß mich probieren!“
    Der Herr streckte sich grad aufrecht und versuchte, einige Schritte zu gehen.
    „Gebrochen habe ich nichts“, erklärte er. „Aber das Kreuz schmerzt mich sehr.“
    „Ja, gebrochen habens halt nix!“ zürnte der Fuhrmann. „Nur mir das ganze Rad.“
    „Das wird repariert!“
    „Wo denn?“
    „Natürlich hier!“
    „Hier gibts halt nur einen Schmieden, nicht aber einen Stellmachern. Auch kann das Rad gar nimmer repariert werden; es muß ein neues her.“
    „So bezahle ich es; aber das Spektakeln verbitte ich mir!“
    „Na, wann 'S zahlen, so will ich halt still sein; aber Geld muß ich auch sehen.“
    „Meinen Sie etwa, daß ich dieses Geschäft hier auf der Straße erledigen werde? Ist kein Gasthof hier in der Nähe?“
    „Es ist nur einer da. Wanns ein Stückchen hier weiterlaufen, so kommens gleich bald hin.“
    „Gut, kommen Sie nach!“
    „Werd mich schon schnell einstellen. Wann man ein Geld zu bekommen hat, nachher bleibt man nicht stundenlang auf dera Straßen kleben.“
    „Gemeiner Strick!“ brummte der Herr.
    Dann ließ er sich von seinem Diener unterstützen und hinkte nach dem Gasthof hin.
    Dort saß als einziger Gast in der Schankstube – der Wurzelsepp. Er befand sich noch nicht in der Mühle. Es war ihm gar nicht darum zu tun gewesen, so schnell nach derselben zu gelangen. Er hatte sich nur aus diesem Grund dem Müller angeschlossen, um die Bürgermeisterin mit dem Lehrer allein zu lassen. Nachher hatte er den Müller allein gehen heißen und war in der Schenke eingekehrt, um sich dort die Zeit bis zum Essen zu vertreiben.
    Anstatt Zeitvertreib hatte er Langeweile gehabt. Die Wirtin hatte mit der Vorbereitung zum Mittagstisch in der Küche zu tun. Der Wirt war nicht daheim, ein anderer Gast nicht anwesend, und so saß der Sepp ganz allein in der Stube.
    Darum war es ihm sehr lieb, jetzt Leute kommen zu sehen. Der fremde Herr trat ein, von seinem Diener unterstützt. Es fiel keinem von beiden ein, zu grüßen. Sie blickten sich in der Stube um. Dann fragte der Herr:
    „Gibt's hier im Ort einen Kutschwagen?“
    Der Sepp antwortete nicht.
    „Heda, Alter!“ wiederholte der Diener. „Ob es hier im Ort einen Kutschwagen gibt.“
    Abermals keine Antwort.
    „Bist du etwa taub?“
    „Ja“, antwortete jetzt der Sepp.
    „Aber meine Frage hast du gehört?“
    „Ich muß doch taub sein, da ich nicht mal einen einzigen Laut hör, wann zwei hier eintreten und ganz laut und höflich grüßen.“
    Der Herr hatte eich sofort auf einen Stuhl niedergelassen. Der Diener fuhr fort:
    „Du meinst doch nicht etwa, daß ich dir Komplimente machen soll!“
    „Nein; darum laß mich aber auch aus und red' nicht mit mir, sonst kannst auch vorher grüßen!“
    „Oho, Grobian! Nenne mich nicht etwa du, sonst zeige ich dir, was für ein Unterschied ist zwischen dir und mir!“
    „So einer: Ich bin trocken und du bist noch naß hinter den Ohren und im Gesicht.“
    Der Sepp hatte nämlich seinen Bierkrug ergriffen und dem Lakaien den Inhalt desselben an den Kopf gegossen. Dieser erhob darüber einen solchen Skandal,

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