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68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron

Titel: 68 - Der Weg zum Glück 03 - Der Baron Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mutter, meine Mutter?“
    Er schlang die Arme um sie und zog sie an sich.
    „Herrgott!“ schrie sie auf.
    Er aber drückte sie inniger und inniger an sich. Sie schloß die Augen, aber ein unendlich glückliches Lächeln legte sich über ihr Gesicht.
    „Mutter, meine liebe, liebe Mutter!“ jauchzte er abermals auf. „Endlich, endlich hab ich dich gefunden!“
    Sie antwortete nicht. Es war ihr, als ob sie in einem unendlich glücklichen Traum befangen sei, aus dem sie aber nicht erwachen dürfe. Da legte er den Mund nahe an ihr Ohr und flüsterte in inniger Bitte:
    „Mutter, antworte! Sag nur ein Wort, ein einziges, allereinziges!“
    „Max, mein Max!“ antwortete sie leise.
    „Herrgott! Das ist das erste Mal, daß ich meinen Namen aus dem Mund der Mutter höre! Wie glücklich bin ich, wie unendlich glücklich!“
    „Wirklich?“ fragte sie zaghaft.
    „Ja. Ich kann es nicht beschreiben, wie glücklich ich bin. Bitte, bitte, öffne die Augen! Blicke mich an!“
    Da schlug sie langsam die Augen auf, und es traf ihn ein Blick voll solcher Liebesgewalt, daß er innerlich zusammenschauerte.
    „Ich danke dir! Das ist das Mutterauge! Das ist's, ja das ist es! Jetzt ist mein Leben nicht mehr öd und verlassen. Jetzt habe ich eine Mutter, welche mit mir denken und empfinden kann. Nun ist alles, alles, alles gut!“
    Da entwand sie sich seinen Armen, blickte ihn mit einem Blick an, welcher nach und nach in Tränen ertrank, sank langsam vor ihm in die Knie, erhob flehentlich die Hände und rief:
    „Max, Max, vergib mir, vergib!“
    Er aber stieß einen Jubelschrei aus, hob sie rasch zu sich empor, legte ihren Kopf an seine Brust und antwortete:
    „Wie namenlos glücklich wäre ich, wenn ich dir etwas zu vergeben hätte! Aber das ist leider nicht der Fall! Leider? Welch ein schlimmer Gesell bin ich! Glücklicherweise ist es nicht der Fall. So muß ich sagen. Mutter, du bist schuldlos. Kein Vorwurf kann dich treffen. Du kannst nie bös gewesen sein!“
    „Nein, bös war ich nicht, aber unglücklich, namenlos unglücklich!“
    „Das weiß ich, denn ich sehe dich!“
    „Ich werde dir alles, alles erzählen, Max. Höre mich an!“
    „Nein, nein! Ich mag nichts hören; ich mag nichts wissen, wenigstens jetzt nicht! Es soll nicht der kleinste Tropfen Bitterkeit das Glück stören, welches ich in diesem Augenblick empfinde. Mutter, Mutter, meine beste, einzige Mutter!“
    Er drückte sie wieder und wieder an sich, schob sie von sich ab, um ihr in das vor Freudentränen nasse Angesicht zu blicken, zog sie abermals an sich und konnte nicht satt werden, ihr Mund, Stirn, Wangen und die Hände zu küssen.
    Sie gab sich ihm willenlos hin. Der Augenblick des Erkennens war unendlich herrlicher, als sie sich denselben gedacht hatte. Eine solche Fülle von Kindesliebe von dem, den sie hinaus in die fremde Welt gestoßen hatte! Wie, wie wollte sie ihm diese Liebe vergelten! Ihr Herzblut sollte ihm gehören!
    „Woher aber weißt du, daß ich deine Mutter bin?“ fragte sie endlich.
    „Mein Herz sagte es mir“, antwortete er. „Und sodann bin ich ja Psychologe“, fuhr er scherzend fort. „Du bist nach Hohenwald gekommen. Weshalb? Aus einem geschäftlichen Grund sicherlich nicht. Der alte Wurzelsepp hat dich gebracht, mein Vertrauter, von dem ich weiß, daß er meine Mutter kennt. Wir sind einander so sehr ähnlich. Du warst so sehr eigentümlich. Du forschtest fast mit Angst danach, ob ich verzeihen würde – sind das nicht lauter höchst triftige Gründe, einzusehen, daß du meine Mutter bist?“
    „Ja, ja. Dein Herz hat laut gesprochen, gleich als du mich zum ersten Mal sahst. Du glaubtest, mich bereits getroffen zu haben. Aber hier stehen wir. Noch haben wir lange Zeit, bevor wir zur Mühle müssen. Setzen wir uns da in das Moos, und plaudern wir.“
    Sie ließ sich nieder. Er setzte sich vor sie hin, legte seinen Kopf in ihren Schoß und schlang die Arme um ihren Leib, so wie er oder auch ein anderer es vielleicht bei der Geliebten gemacht hätte. Sie blickten einander still in die Augen. Sie konnten gar nicht satt werden, einander zu sehen.
    „Und nun sollst du auch schnell fort aus diesem schlimmen Hohenwald“, sagte sie. „Ich lasse dich nicht hier unter diesen Leuten.“
    Sein Gesicht nahm schnell einen ernsten Ausdruck an.
    „Wohin willst du mich entführen?“ fragte er.
    „Heim nach Steinegg.“
    „Und was soll ich dort?“
    „Bei mir sein. Ich verlange kein Opfer, keine Entsagung von dir. Ich bin

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