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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werd. Dein Vatern aber schafft die Paketen über die Grenz hinüber, und das ist die Schmuggelei. Werden die Leutln, die er dabei hat, mal erwischt, so kann's ihm gar schlimm ergehen. Wannst das bedenkst, so wirst auch einsehen, daß er die Osecs nicht im Sack hat, sondern sie ihn. Wann er also nicht ja sagt mit der Verheiratung, so verraten sie ihn, und nachher ist's gefehlt.“
    „Ist's so! Ist's so! Also ich soll das Opfer sein. Ich soll mein Lebensglück hergeben um eines Verbrechens willen. Ludwig, lieber Ludwig, sag, was ich tun soll! Gib mir einen guten Rat!“
    „Gisela, da ist schwer raten. Ich möcht dir gern helfen, gar zu gern; aber es wird mir wohl nicht möglich sein.“
    „Das ist traurig. Mit dem Vater darf ich nicht sprechen. Der Mutter kann ich es nicht sagen, um sie nicht unglücklich zu machen. Fremde Leute? Nein, nein, nein! Ich habe nur dich, dich, allein, dem ich mein Vertrauen schenken darf. Und grad du sagst mir nun, daß du mir nicht zu helfen vermagst. Ich möcht vergehen vor Leid und Jammer.“
    Sie lehnte ihr Köpfchen an seine Schulter und weinte leise vor sich hin. Das tat ihm so weh, daß auch seine Augen naß wurden. Trotz des innigen Mitleides, welches er mit dem schönen Mädchen empfand, war es doch noch ein zweites, ein ganz anderes Gefühl, welches in diesem Augenblick sein Herz schwellen machte. Sie, die heimlich Geliebte, schmiegte sich an ihn, als ob er ein Recht auf eine solche Annäherung besitze. Ihre Hand hielt die seinige umschlossen, bittend, flehend, um Hilfe bei ihm zu suchen. Es war ihm so unaussprechlich wonnig, so selig zu Mute wie noch nie in seinem ganzen Leben. Er fühlte einen beinahe unwiderstehlichen Trieb in sich, den Arm um sie zu legen und sie fest, fest an sich zu drücken. Es wurde ihm wirklich schwer, diesem Impuls nicht Folge zu leisten.
    So saßen sie mehrere Minuten lang beieinander, still in ihre Gefühle versenkt.
    „Ludwig!“ hauchte sie dann.
    „Gisela, was willst?“
    „Gibt es wirklich keine Hilfe aus dieser Not?“
    „Ich denk soeben drüber nach.“
    Aber wenn er hätte aufrichtig sein wollen, so hätte er sagen müssen, daß er nicht darüber nachgedacht hatte. Er hatte überhaupt nicht gedacht, sondern sich nur seinen Regungen hingegeben.
    „Keine Not ist in der Welt, gegen welche es nicht eine Hilfe gibt“, sagte sie. „Also muß es doch auch hier Rettung geben.“
    „Der Herrgott mag's schicken, daß mir ein guter Gedanke kommt. Es ist mir ganz so, als ob ich mich an deiner Stelle befänd. Ich kann mir denken, was für eine Traurigkeit jetzund in deinem Herzen wohnt. Wann ich dieselbe auf mich nehmen könnt, so wollt ich es mit tausend Freuden tun.“
    „Ich glaube es dir. Aber abnehmen kannst du mir das Herzeleid freilich nicht, doch es mittragen helfen, das kannst du. Willst du das tun?“
    „Ja, das will ich redlich tun. Darauf kannst dich verlassen.“
    „So bitte ich dich, mit darüber nachzudenken, wie es mir möglich ist, den Vater von seinen Abwegen zurückzuführen.“
    „Das wird schwer sein. Willst ihn etwa bitten?“
    „Das würde nichts helfen.“
    „Oder ihm drohen?“
    „Dadurch würde die Sache nur noch schlimmer. Womit könnte ich ihm denn drohen?“
    „Freilich nur mit der Anzeige.“
    „Das geht nicht. Eine Tochter kann doch unmöglich ihren Vater anzeigen.“
    „Nein, das geht nicht. Entweder würde er dich auslachen, oder er nähm die Sach zornig und tät etwas, was ich nicht zu verantworten vermag. Es steht also fest, daßt dich gar nicht direkt an ihn wenden kannst. Du mußt so tun, als obst gar nix weißt; und sodann hinter seinem Rücken die Sach mit Schlauheit beginnen.“
    „Das klingt freilich sehr schön. Aber sage mir doch die Schlauheit, die ich anwenden soll!“
    „Nun, vielleicht ist's nicht so schwer, als man jetzt denkt. Ich hab da einen Gedanken. Ich bin nämlich der Meinung, daß er aufhören wird, wann er bemerkt, daß ihm die Grenzbeamten auf die Finger schauen.“
    „Willst du ihn etwa verraten?“
    „Ihn nicht, aber die Leutln, welche mit ihm arbeiten.“
    „So wird er auch mit bestraft.“
    „Wann er nicht mit ihnen erwischt wird, können sie ihm nix tun. Nur müßt ich vorher wissen, ob er selbst auch mit über die Grenz hinübergeht.“
    „Nein, das tut er wohl nicht. Wenigstens weiß ich, daß er dann, wenn ich das geheimnisvolle Treiben beobachtet habe, stets zu Hause geblieben ist. Er ist während der Nacht nicht fortgekommen, sondern er hat sie allein gehen

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