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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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großes Herzeleiden davon haben.“
    „Aber du mußt doch zugeben, daß ich mich so, wenn du mich im Unklaren läßt, noch viel mehr ängstige, als wenn ich alles wüßte. Was hat er denn getan?“
    Der Oberknecht besann sich einige Zeit, dann antwortete er:
    „Wann ich mir die Sach richtig überleg, so seh ich freilich ein, daß es viel besser ist, ich sag es dir. Ich tät wohl schweigen, wenn dein Vatern nur für einmal was macht hätt, was er nicht machen darf. Aber er hört nicht auf; es geht immer fort. Da wird's wohl mal kommen, daß er erwischt wird und nachher ist's aus mit ihm.“
    „Also handelt es sich nicht um eine einzelne Tat, sondern um ein fortgesetztes Verbrechen?“
    „Ja. Und sodann denk ich auch daran, daßt dadurch von denen Osecs loskommen kannst. Du sollst den Sohn heiraten, weil sie deinen Vater im Sack haben. Sie sind nämlich seine Verbündeten, seine Mitschuldigen.“
    „Mein Himmel! Ich habe so etwas geahnt!“
    „Hast's ahnt? Wirklich? So hast wohl auch schon mal was merkt?“
    „Ja. Ich habe nämlich bemerkt, daß manchmal des Nachts auf unserem Hof etwas vorgenommen wird, was niemand sehen soll. Ich habe stets mein Fester offen, wenn ich schlafe, und da habe ich einige Male ein leises Hin- und Herschleichen bemerkt, ohne daß dann am anderen Morgen die Rede davon war, daß irgend etwas geschehen ist. Die Knechte und Mägde haben nichts gewußt. Es mußten also fremde Leute im Hof gewesen sein.“
    „Das ist schon richtig; da hast ganz recht gedacht.“
    „Ich habe angenommen, daß es Diebe seien und es dem Vater gesagt. Der aber hat mich zunächst ausgelacht. Später aber, als es wieder vorkam, und ich es bemerkte, wurde er, als ich es ihm wieder sagte, zornig und fuhr mich an, ich solle mich nicht um Dinge bekümmern, welche mich nichts angehen.“
    „Das glaube ich schon gern, daß er das sagt hat. Und bist ihm dann gehorsam gewest?“
    „Nein. Ich habe solche Angst gehabt. Und einmal, als ich wieder das Schleichen bemerkte, bin ich aufgestanden und leise hinuntergegangen. Da habe ich gesehen, daß da hinten im alten Backofen etwas Heimliches vorgenommen wurde. Ich hatte den Mut, so nahe wie möglich heranzuschlüpfen. Ich stand hinter dem Baum, und da habe ich den Vater erkannt und die beiden Osecs. Es waren noch mehrere Männer dabei, von denen ich aber nicht weiß, wer sie gewesen sind.“
    „Am alten Backofen? Hm! Das hab ich freilich nicht wußt. Ich schlaf auf der anderen Seiten und kann also nicht hören, was da drüben vorgeht, sonst wär ich wohl auch bereits aufmerksam worden. Sag weiter!“
    „Als ich nun wußte, daß der Vater dabei sei, bin ich etwas ruhiger geworden, denn ich sagte mir, daß die Heimlichkeiten nicht ohne seinen Willen vorgenommen würden. Gefährlich konnten sie also für uns nicht sein.“
    „Da hast falsch denkt. Sie können schon gefährlich werden. Die Männer, die du geschaut hast, sind Pascher.“
    „Ist das wahr?“ fuhr das Mädchen auf. „Mein Vater soll ein Schmuggler sein?“
    „Ja, das ist er.“
    „Herrgott, wie du mich erschreckst! Du wirst dich irren, Ludwig!“
    „O nein. Ich weiß es ganz genau. Die Osecs bringen die Paketen herbei auf den Kery-Hof, und von hier aus werden dieselben dann von anderen Leuteln abholt und hinüber über die Grenz gebracht.“
    „Ein Pascher, ein Pascher! Mein Vater ein Pascher!“ jammerte Gisela weiter.
    „Leider! Das hättst dir eigentlich bereits denken könnt. Was soll's anders gewesen sein, was da während der Nacht trieben wird? Und wie kommt's, daß dein Vatern gar so schnell reicher und immer reicher wird?“
    „Das kommt doch von unsern Ernten.“
    „Nein. So schnell wird der Landmann von den Ernten nicht reich. Wir haben hier im Gebirg keinen guten Boden. Er trägt nicht viel. Der Kery-Hof ist zwar der größte in der Gegend, aber der Besitzer hat grad sehr aufzumerken, daß er ohne Schaden und Verlust wirtschaftet. Nein. Das Geldl, auf welches dein Vatern so stolz ist, daß hat ihm die Schmuggelei eingebracht. Und das Allerschlimmste dabei ist, daß er denen Osecs in die Hände gefallen ist. Die sind schlauer noch als er. Die haben ihm im Sack.“
    „Er sie doch aber auch!“
    „Wohl nicht. Was sie tun, das können sie vielleicht verantworten. Sie bringen ihm Sachen, welche er von ihnen kauft. Das ist doch nicht verboten. Das können sie tun, ohne daß sie dafür bestraft werden. Ich bin kein Jurist und kenne die Gesetzen nicht, doch denk ich halt, daß ich da recht haben

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