69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
welches der Silberbauer von ihm geholt hatte. Jetzt war der Fex persönlich da, und Paula sprach von der Polizei. Er erkannte, daß eine große, fürchterliche Gefahr ihm nahe. Wie war dieselbe abzuwenden? Nur dadurch, daß er den Silberbauern warnte. Gestand dieser nichts, so konnte, seiner Meinung nach, kein Mensch ihm etwas beweisen.
„Nun“, sagte der Franz, „bist bald fertig mit dem Gedanken? Oder soll ich dir mithelfen?“
„Ja, kannst mir mithelfen, wannst willst.“
„So sag, was es betrifft.“
„Komm mit herein in meine Stuben!“
„Kannst nicht hier auch davon sprechen?“
„Nein, ich will's doch nicht tun. Weißt, ich werd jetzund die Paula zwingen, es dir zu versprechen, daß sie deine Frau wird, und da müssen wir allein mit ihr sein.“
Da sagte der Assessor schnell:
„O bitte, ich will Sie nicht stören. Machen Sie diese Angelegenheiten immerhin hier aus!“
Er stand auf und tat, als ob er sich entfernen wolle, was aber natürlich ganz und gar nicht in seiner Absicht lag.
„Nein, nein!“ fiel der Müller ein. „Bleibens nur da! Ich komm gleich wiederum heraus! Sie wissen ja, daß ich noch was Notwendiges mit Ihnen zu reden hab!“
„Aber ich hab keine Zeit!“
„Warten 'S nur fünf Minuten! Ich werd sehr schnell machen. Komm, Franz, fahr mich hinein!“
„Ja, jetzund muß ich auch noch den Stier machen, der den Wagen schiebt. Na, wann die Paula der Preis ist, so tue ich alles.“
Er drehte den Rollstuhl, auf welchem der Müller saß, herum und schob ihn nach dem Haus.
„Hm!“ flüsterte der Assessor, indem ein befriedigtes Lächeln über sein Gesicht glitt. „Fahrt nur zu! Was der Alte will, das kann ich mir wohl denken; aber ich will eine Barriere über den Weg legen.“
Er stand auf und entfernte sich, langsam und schlendernd, als ob er nur einige Schritte tun wolle, um sich die Zeit zu vertreiben. Aber als er von den Fenstern aus nicht mehr gesehen werden konnte, wurden seine Schritte desto rascher.
An der Villa vorübereilend, kam er nach einem Buschwerk, welches seitwärts des nach der Stadt führenden Fahrwegs lag. Er trat in dasselbe hinein. Dort standen zwei Gendarmen verborgen, welche er dahin beordert hatte.
„Meine Herren“, sagte er, „ich vermute, daß der Müller den Fingerl-Franz mit einer Botschaft nach Hohenwald senden will. Halten Sie diesen Mann an, und bringen Sie ihn auf alle Fälle für so lange in Sicherheit, bis er uns keinen Schaden mehr machen kann.“
„Sehr wohl, Herr Assessor!“ antwortete der eine, ein militärisches Honneur machend.
„Es steht zu erwarten, daß die Botschaft nicht eine mündliche, sondern eine schriftliche ist. Suchen Sie also den Franz nach einem Brief aus. Ich werde wohl den Wurzelsepp senden, mir diesen Brief zu holen, da ich nicht weiß, ob ich selbst kommen kann. Alles muß ohne Geräusch und exakt gehen. Das ist's was ich Ihnen zu sagen habe.“
Er kehrte nach seinem Tisch zurück und nahm an demselben Platz, ohne daß von irgend jemand beachtet worden war, daß er sich entfernt gehabt hatte.
Der scharfsinnige Mann hatte in seiner Vermutung das Richtige getroffen. Der Fingerl-Franz mußte den Müller in dessen Stube fahren. Dort angekommen, war er überzeugt, daß nun Paula gerufen werde. Aber dem war nicht so.
„Schieb mich schnell an den Tisch“, sagte der Müller, „und gib mir Feder, Tinte und Papieren hier aus dem Kasten!“
„Willst etwa schreiben?“
„Ja.“
„Wohl gleich den Heiratskontrakten?“
„Nein. Mach jetzund keinen Scherz! Mir ist's sehr ernst zumute.“
„Mir auch, denn eine Verlobung ist keine Kleinigkeiten. Soll ich die Paula rufen?“
„Wart noch!“ Er legte sich das Papier zurecht, blickte einen Augenblick lang finster vor sich hin und wendete sich dann an den Franz:
„Du, sag mal, ob ich mich auf dich verlassen kann!“
„Natürlich! Warum fragst?“
„Weilst mir einen Gefallen erweisen sollst, von dem niemand wissen darf.“
„Sehr gern; aber erweise mir vorher den Gefallen, die Paula rufen zu lassen, um ihr zu sagen, daß sie endlich und unbedingt einzuwilligen hat.“
„Das kommt auch noch –“
„Nein, das muß vorher kommen!“
„Still! Erst das Allernotwendigste. Jetzt sollst mir einen Weg machen. Wannst die Botschaft, die ich dir anvertraue, richtig ausführst, so ist heut abend die Versprechung zwischen dir und der Paula.“
„Ist's wahr?“
„Mein Wort und mein Schwur darauf!“
„Und wann sie nicht will?“
„So mach ich in
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