69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
schon.“
„Ah! Wo?“
„Dort steht er auf dem Zigeunergrab. Sobald ich ihm ein Zeichen geb, wird er kommen.“
„Das ist sehr gut. Sie bleiben nachher mit hier bei mir. Wenn ich Ihnen winke, geben Sie das Zeichen, aber ohne daß der Müller es bemerkt.“
„Will's schon machen. Und wie lautet der Auftrag, den ich jetzund bekommen soll?“
„Sie gehen da rechts um die Villa. Sie sehen ein Gebüsch abseits des Weges. Dort stecken zwei Gendarmen, welche dem Fingerl-Franz höchstwahrscheinlich einen Brief abnehmen werden. Den bringen Sie mir her, lassen aber dem Müller nichts merken.“
„Schön! Soll ausgerichtet werden!“
Er fand die beiden Gendarmen und gesellte sich zu ihnen. Bereits nach kurzer Zeit kam der Fingerl-Franz. Die Gendarmen wollten aus dem Gebüsch hervortreten; aber der Sepp sagte: „Bleibens nur da! Wann er Sie derblickt, lauft er vielleicht davon; ich werd ihn herbeirufen.“
„Wird er kommen?“
„Das versteht sich. Zu dem Sepp kommt er allemal, wann der ihn ruft.“
Jetzt war der Franz parallel mit dem Gebüsch. Der Sepp trat aus demselben hervor:
„Hallo!“ rief er. „Fingerl-Franz, hast einen Augenblicken Zeit?“
„Ah, der Sepp! Nein!“ lautete die Antwort.
„Nur einen Augenblick!“
„Keinen halben!“
Er lief immer weiter.
„Hab dir was zu zeigen!“
„Mag nix sehen!“
„So! Nun, so lauf davon, wannst von der Paula nix sehen willst.“
Das half. Franz blieb stehen.
„Was sagst?“ fragte er. „Von der Paula ist's wast mir zeigen willst?“
„Ja.“
Er kam langsam näher.
„Was ist's denn?“
„Komm nur, und schau!“
„Aber ich hab's eilig!“
„So lauf schnell und zieh nicht so wie ein Schneck!“
Der Franz war zu neugierig, als daß er sich hätte weigern sollen. Freilich, als er die Gendarmen erblickte, war er nicht auf das freudigste überrascht.
„Sapperment! Da steht ja die Polizeien!“ sagte er im Ton der Enttäuschung.
„Ja, das ist's was ich dir zeigen wollt.“
„Das ist aber nix von der Paula!“
„O doch! Es hängt mit der Mühlen und mit dem Müller zusammen und betrifft also auch die Tochter desselbigen.“
„So laß mich aus! Ich muß fort!“
Er wendete sich zum Gehen. Da aber ergriff der eine Sicherheitsbeamte seinen Arm und sagte:
„Bleiben Sie noch, Franz. Wir haben eine Kleinigkeit mit Ihnen zu reden.“
„So! Aber ich hab keine Zeiten. Ich muß fort.“
„Wohl nach Hohenwald?“
„Wer sagt das?“
„Ich! Zu dem Silberbauern? Nicht?“
Er machte ein sehr verblüfftes Gesicht und fragte:
„Wer hat das gesagt?“
„Das weiß man, ohne daß es einem gesagt zu werden braucht.“
„So! Nun, warum fragen 'S denn eigentlich?“
„Weil wir wissen wollen, ob der Müller Ihnen einen Brief anvertraut hat.“
„Einen Brief? Ich weiß nix davon.“
„Franz, sagen Sie keine Unwahrheit.“
„Ich sag, was richtig ist!“
„Es ist nicht allemal das, was man für richtig hält, auch wahr. Also, sie haben in Wirklichkeit keinen Brief?“
„Nein.“
„Auch keine Botschaft von dem Talmüller auszurichten?“
„Ich weiß von keiner was.“
„So zwingen Sie uns, Sie auszusuchen.“
„Alle Teufeln! Halten 'S mich etwa für einen Spitzbuben?“
„Nein. Sie sind ein ehrlicher Mann. In diesem Augenblick aber haben Sie dem Müller zuliebe die Unwahrheit gesagt, und das kann sehr große Unannehmlichkeiten für Sie haben.“
„Was! Unannehmlichkeiten! Wie meinen 'S dieses Wort?“
Er war erschrocken, denn trotz seiner kräftigen Gestalt besaß er nur eine arme Portion wirklichen Mutes.
„Wir müssen Sie arretieren.“
„Herrjeses! Und etwa einistecken?“
„Ja.“
„Aber warum?“
„Weil der Talmüller sich mit Dingen abgibt, welche durch das Gesetz verboten sind. Indem Sie seinen Hehler machen, werden Sie sein Mitschuldiger.“
„Sappermenten! Ich hab nicht glaubt, daß ich was Böses tu!“
„Hätten Sie gedacht, daß Sie etwas Erlaubtes vornehmen, so brauchten Sie nicht zu leugnen.“
„Es handelt sich ja nur um ein Geschäften!“
„Aber um ein verbotenes.“
„Nein. Es soll Frucht kauft werden.“
„Ah, das hat der Müller Ihnen also weisgemacht! Jetzt frage ich zum letzten Mal: Haben Sie einen Brief?“
„Hm! Und wann ich's nicht gestehen tu, da suchen 'S mir die Taschen aus?“
„Allerdings.“
„Nun, da will ich's sagen. Ich hab einen.“
„An den Silberbauer in Hohenwald?“
„An denselbigen.“
„Geben Sie ihn heraus!“
„So! Herausgeben soll ich
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