69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
ihn also! Haben 'S denn auch das Recht, ihn zu verlangen?“
„Das versteht sich. Weigern Sie sich, so bringe ich Sie ins Gefängnis.“
„Nein, nein, dahin mag ich nicht! Lieber geb ich ihn her. Da ist er.“
Er langte in die Tasche und gab das Schreiben her. Es hatte die Adresse: ‚Herrn Konrad Klaus in Hohenwald‘. Es war also der gesuchte Brief.
„Sie sollten ihn also nach Hohenwald schaffen und eine Antwort mitbringen?“ erkundigte sich der Gendarm weiter, um sicherzugehen.
„Ja, und reiten sollt ich, damit ich bald wieder hier sein könnt.“
„So! Nun, mein Lieber, Sie haben sich da zum Vermittler einer sehr sträflichen Absicht hergegeben. Sie sind eigentlich selbst strafbar.“
„Donnerwettern! Davon hab ich gar keine Ahnung gehabt!“
„Das können Sie nicht beweisen!“
„Fragens doch denen Müllern selber! Ich hab keine Ahnung von dem, was da im Brief steht! Der Müllern hat mich belogen, wie es scheint. Dem will ich's aber schon gedenken! Er tut wie ein Heiliger gegen mich in so einen Verdachten.“
„Ja. Unannehmlichkeiten werden Sie freilich haben. Wir müssen uns Ihrer Person versichern.“
„Was! Ich hab doch den Brief hergeben!“
„Allerdings. Aber wir müssen uns vergewissern, daß Sie nicht dennoch nach Hohenwald gehen.“
„Das fällt mir nun schon gar nicht ein.“
„Ich will es Ihnen glauben, habe mich aber nach meiner Instruktion zu richten. Doch will ich das so rücksichtsvoll wie möglich tun. Ich will Sie nicht in das Gericht schaffen. Wir gehen in den Gasthof des Skat-Matthes und trinken da ein Glas Bier. Da merkt kein Mensch, daß sie mein Arretierter sind. Hier mein Kollege wird mich später benachrichtigen, wenn ich Ihnen die Freiheit wiedergeben kann.“
„So mag's eher gehen. Das will ich mir gefallen lassen. Der Talmüllern kann mir gestohlen werden. Dem schau ich schon gar nie wieder ins falsche Angesichten.“
So räsonierend ging er mit dem Gendarmen ab, während der Kollege des letzteren auf seinem Posten blieb. Der Sepp aber steckte den verhängnisvollen Brief in die Tasche und kehrte zu dem Assessor zurück.
ZWEITES KAPITEL
Die Schlinge zieht sich zu
Dieser hatte, als der Fingerl-Franz den Müller wiederbrachte und sich dann schleunigst entfernte, eingesehen, daß seine Vermutung eine richtige gewesen sei. Er freute sich im stillen, den Müller in seiner eigenen Schlinge gefangen zu haben, denn er konnte erwarten, daß der Brief irgendein Geständnis enthalte, während der Untersuchungsrichter wohl große Mühe gehabt haben würde, ihn zu einem solchen zu bringen.
Der Müller saß eine kleine Weile schweigend in seinem Rollstuhl. Er wollte wieder vom Silberbauer anfangen, und doch sollte das nicht sehr auffällig geschehen. Der Assessor sagte auch nichts, um dem alten seine Absicht nicht etwa zu erleichtern. Endlich begann dieser:
„Was habens denn eigentlich zu meiner Tochtern denkt?“
„Das sie ein sehr hübsches Mädchen ist.“
„Das hab ich nicht gemeint, sondern daß sie mir so ungehorsam ist?“
„Dazu kann ich als Fremder gar nichts sagen. Aber ich habe die Ansicht, daß man ein Kind nicht zur Heirat zwingen muß.“
„Sind 'S etwa auch bereits verheiratet?“
„Nein.“
„So können 'S auch nix sagen. So was muß nur der Vatern verstehen. So ein Dirndl weiß den Teuxel, wie man glücklich wird!“
„Streiten wir nicht darüber!“
„Ja, ich könnt's beweisen. Denken 'S mal grad an den Silberbauern. Der hat auch einen Sohn und eine Tochter. Kennen 'S die?“
Er war froh, jetzt seinen Gegenstand wieder ergriffen zu haben.
„Ja, ich kenne sie beide“, antwortete der Assessor, „sie sollen in Slatina geboren sein?“
„Ich weiß es auch nicht anders. Der Bub ist ein Blitzkerl, und die Martha macht ein bildsauberes Dirndl. Da sollt mir's um diese beiden leid tun, daß der Vatern ein Verbrechen begangen hat.“
„Vielleicht wissen die beiden auch davon.“
„Das glaube ich nicht. Welcher Vatern, der ein Spitzbub ist, wird's seinen Kindern sagen!“
„So!“ lächelte der Assessor. „Sie also würden es Ihren Kindern verschweigen?“
„Himmelsakra! Was fragen 'S so! Meinen 'S etwa, daß ich einer bin?“
„O nein, gar nicht. Ich wollte nur Ihre Behauptung mit einem Beispiel belegen.“
„So! Natürlich würd ich's meiner Paula gar nicht merken lassen; das versteht sich ja von selbst. Aber – da kommt der Wurzelsepp! Ist der auch wiederum mal hier in dera Gegend, der Lump?“
Der Sepp kam langsam
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