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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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waren nur diese beiden Worte, welche ihm der Fex zurief. Aber es lag in dem Ton, in welchem sie gesprochen wurden, und in dem Blick, welchem der junge Mann ihm dabei zuwarf, eine Gewalt, welche dem Müller sofort den Mund schloß. Er fuhr zurück, betrachtete den Fex mit einem Blick, in welchem Zorn, Haß und doch auch Furcht miteinander stritten, und sagte dann:
    „Na, na! Man wird doch mit dir reden dürfen!“
    „Aber in einem andern Ton! Ich habe aufgehört, Ihr Sklave und Sündenbock zu sein!“
    „Was? Sklave und Sündenbock. Hab ich dich nicht erzogen, dir Nahrung gegeben und dich kleidet und stets gut behandelt?“
    „Ich danke! Darüber wollen wir gar nicht sprechen. Sie haben wohl über die Angelegenheit bereits mit ihm verhandelt, Herr Assessor?“
    Der Gefragte nickte. Er hatte eigentlich eine hörbare Antwort geben wollen, aber das Wort war ihm zwischen den Lippen stecken geblieben, als er die Wirkung sah, welche der Titel, welchen der Fex ausgesprochen hatte, auf den Müller machte.
    Dieser war erst erbleicht, daß sein Gesicht ausgesehen hatte wie dasjenige eines Toten; dann aber schoß ihm das Blut gegen den Kopf, so daß sein Gesicht glühend rot wurde.
    „Assessor!“ stammelte er. „Ist das wahr? Ein Assessor sind 'S?“
    „Ja“, nickte ihm der Beamte zu.
    „Also kein Getreidehändler! Warum habens das nicht vorher sagt!“
    „Eben weil wir miteinander Verstecken spielen wollten. Jetzt werden Sie nun wohl einsehen, daß Sie verloren haben.“
    Da bäumte sich der Müller förmlich auf. Er schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch und schrie:
    „Jetzunder ist's aus! Nun ist's alle! Es muß ein End haben! Ich duld das nicht. Was wollen 'S von mir? Was haben 'S hier zu suchen! Machen 'S sogleich, daß Sie fortkommen, Sie und auch hier diese beiden andern Lumpen!“
    „Bitte, Müller, sprechen Sie in einem andern Ton zu uns!“ warnte der Assessor. „Ich erkläre Ihnen hiermit, daß ich kraft meines Amtes bei Ihnen bin, um mich über gewisse frühere Geschichten zu informieren. Ich mache Sie darauf aufmerksam, daß ich ein ehrerbietiges Verhalten und wahrheitsgetreue Antworten von Ihnen verlange, widrigenfalls ich diejenigen Maßregeln ergreifen werde, welche ich für geeignet halte, Sie in die Schranken zurückzuweisen, die Ihnen nach den vorliegenden Verhältnissen gezogen werden müssen.“
    Diese im ernstesten Amtston vorgebrachten Worte versäumten nicht, ihre Wirkung zu tun, aber nur einen Augenblick.
    Zunächst ließ der Müller seinen Kopf hintenüber sinken. Er schnappte nach Luft. Es ging dann aber sofort ein eigentümliches Leuchten über sein Gesicht, und er sagte in ruhigem aber höhnischem Ton:
    „So! Also ein Herr Assessoren sind 'S also, und ein Verhör wollen 'S anstellen mit mir?“
    „Ja.“
    „Hier, am Biertisch?“
    „Es beliebt mir, diesen Ort zu wählen.“
    „Vor denen beiden Menschen hier?“
    „Ja, denn ich brauche ihre Aussagen.“
    „Aber ich brauch sie nicht. Und zu einer solchen Puppenkomödie gibt sich der Talmüllern doch nimmer her!“
    „Sie werden sich wohl fügen müssen!“
    „So? Wer will mich zwingen?“
    „Ich!“
    „Oho! Sind Sie denn auch der richtige Kerlen dazu?“
    „Ich denke es. Übrigens kann ich Ihnen ja meine Legitimation und Vollmacht vorzeigen.“
    „Diesen Wisch lassen 'S mir gern in der Taschen stecken! Mit ihm erreichen 'S bei mir gar nix! Da könnt ein jeder Lump kommen, einen Wisch vorzeigen, den er gefunden oder gestohlen hat, und sagen, ich bin der Herr Assessoren, und du mußt dich von mir verhören lassen! Nein, da kennen 'S den Talmüllern schlecht, mein guter, fremder Mann. Der macht da nicht mit!“
    „So!“ lächelte der Beamte. „Welche Legitimation verlangen Sie denn von mir?“
    „Gar keine! Mit Ihnen hab ich nix zu tun, gar nix. Wir sind mitnander fertig. Sie sind gleich mit Lügen zu mir kommen, und mit solchen Leuten hab ich keinen Verkehr. Wann ein Herr von unserm Gericht hier oder einer von der Polizeien kommt, den ich kennen tu, so weiß ich, daß ich zu gehorchen hab. Sie aber machen mir keine Wippchen vor. Ich werd mich in meine Stuben fahren lassen. Sie können dann Ihre Suppen mitnander weiter kochen.“
    Er griff zu der bekannten Klarinette, welche an seinem Rollstuhl hing, und blies hinein. Sofort trat eine Magd aus der Tür und blickte fragend zu ihm her.
    „Fahr mich hinein!“ gebot er ihr.
    Sie kam her. Der Assessor zog ein kleines Pfeifchen aus der Tasche und gab damit ein kurzes,

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