69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen
diesen Herrn da an! Wie der mich anblickt! Grad, als ob ich ein großer Verbrecher wär!“
„Oh, daran sind meine Worten nimmer schuld. Dieser Herr weiß allbereits auch ohne mich, was er von dir zu halten hat.“
Der Assessor hatte bisher diesem Gespräche ruhig zugehört, denn er bemerkte, daß der alte, kluge Sepp ganz logisch vorging. Jetzt nun, bei den letzten Worten desselben, mußte er befürchten, daß der Wurzelhändler verraten werde, daß er, nämlich der Assessor, ein Gerichtsbeamter sei, und das durfte noch nicht geschehen. Darum fiel der letztere ein:
„Ich habe allerdings bereits einiges über Sie gehört, Talmüller. Aber was jetzt der Sepp sagt, das erfüllt mich doch mit größter Entrüstung.“
„Nicht wahr!“ stimmte der Müller bei. „Ja, man muß ganz entrüstet sein bei denen Schlechtigkeiten, die er sagt.“
„So habe ich es freilich nicht gemeint, sondern ich wollte sagen, daß ich entrüstet bin gegen Sie.“
„Gegen mich? Das kann mich groß verwundern!“
„So! Auch noch!“
„Ja. Ich hab ihm doch gar nix tan!“
„Dem Sepp mögen Sie allerdings nichts getan haben; aber das, was er von Ihnen erzählt, das ist jedenfalls wahr.“
„Nein. Es ist die größte Lügen!“
„Pah! Man sieht es Ihnen doch an! Übrigens mache ich Sie aufmerksam auf die Bemerkung, welche ich Ihnen beim Beginn unseres Gesprächs gemacht habe. Wir spielen Verstecken, und ich sagte Ihnen, daß Sie das mit mir nicht aushalten werden würden. Jetzt sehen Sie ein, daß ich recht hatte. Wir sprachen von dem zweiten Slatiner Müller, und Sie taten, als ob Sie den Mann gar nicht kannten. Nun aber sind Sie es selber!“
„Nein, nein! Der bin ich nicht.“
„Ach so! Sie sind also wirklich niemals in jene Gegend gekommen?“
„Nein.“
„Sind wohl niemals über Bayern fortgewesen?“
„Nein.“
„Hören Sie, das ist eine offenbare Lüge. Es wird sehr leicht nachzuweisen sein, wo Sie sich früher befunden haben!“
Jetzt meinte der Müller, daß er doch anders auftreten müsse. Er sagte also:
„Und wenn ich fortgereist wäre, was geht es Ihnen an!“
„Jetzt freilich nichts. Aber wenn ich nun die Gerichte benachrichtige, daß jener Müller, welcher gesucht wird, gefunden worden sei?“
„So ist das eine Sach, mit welcher Sie gar nix zu tun haben. Man wird Sie abweisen.“
„Das glaube ich schwerlich. Man wird Sie arretieren, und dann ist's um Sie geschehen. Man wird Ihnen nachweisen können, daß Sie in Slatina gewesen sind.“
„Das kann keiner.“
Jetzt gab der Assessor dem Sepp einen Wink. Dieser stand auf, trat beiseite, so daß der Müller nicht bemerken konnte, und gab dem Fex das besprochene Zeichen.
„Wie kommt es dann, daß Sie mit Personen verkehren, welche aus jener Gegend stammten?“ fragte der Assessor.
„Das hab ich nicht tan. Ich weiß keine.“
„Besinnen Sie sich!“
„Ich brauch gar nicht nachzudenken; ich weiß keine. Das ist sichern und gewiß.“
„So! Also ist die Amme Mylla nicht hier bei Ihnen gewesen?“
„Nein.“
„Und es gibt wohl auch kein Zigeunergrab hier in der Nähe?“
„Da gibt's wohl eins. Aber diejenige, welche darinnen liegt, die hab ich nicht kannt.“
„So, so! Aber ihren Sohn haben Sie gekannt?“
„Ja, den hab ich zu mir nommen und ihn bei mir erzogen.“
„Diese Erziehung soll eine sehr eigenartige gewesen sein. Sie wissen also ganz genau, daß er der Sohn jener Toten ist, welche da oben vergraben liegt?“
„Ja.“
„Er hatte keine andern Eltern? Vielleicht war sie nur seine Amme.“
„Nein, sie ist seine Mutter gewest. Sappermenten! Da kommt er ja gleich selber. Fast kennt man ihn nicht!“
Er hatte zwar den Fex kommen sehen, ihn aber für einen ganz andern gehalten. Er war ja gewohnt gewesen, seinen Fährmann nur barfuß und in zerlumpten Kleidern zu erblicken. Nun aber, als der Fex ganz herangetreten war, erkannte er ihn. Der letztere verbeugte sich gegen den Assessor und setzte sich sodann auf den vierten Stuhl, welcher an dem Tisch stand.
„Also Sie kennen diesen jungen Herrn?“ fragte der Assessor den Müller.
„Natürlich! Das ist ja der Fex, von welchem wir reden.“
„Und dem Sie so zornig sind, weil er mit Ihrer Tochter gesprochen hat!“
„Ja, das muß ich mir verbitten! So etwas kann ich nicht dulden. Von München herbeikommen, um der Paula den Kopf zu verdrehen, dazu geb ich mein Dirndl nicht her! Hörst, Fex! Wannst dich nochmals derblicken läßt, so –“
„Schweigen Sie!“
Es
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