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69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen

Titel: 69 - Der Weg zum Glück 04 - Die Rivalen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eine Mark?“
    „Nein. Für eine Mark ist's mir zu teuer, ich geb dir eine halbe.“
    „Das ist mir zu billig. Für eine halbe Mark verrat ich meine Herrin nicht.“
    „So hast die ganze. Hier! Aber du mußt's auch genau wissen. Wann ich die Paula nicht find, so schlag ich dir die Mark vom Fell herunter.“
    Der Fährmann steckte das Geld lachend ein und sagte:
    „Vielleicht ist mein ganzes Fell nicht eine Mark mehr wert. Weißt, die Paula sagte mir, daß sie nach der Quell gehen will; dir aber soll ich sagen, daß sie bei denen Eichkatzerln sei.“
    „Gut! So werd ich sie finden. Heut soll sie mit mir Verlobung halten. Fahr mich über!“
    Die beiden stiegen ein und stießen vom Ufer ab. Die Stelle, an welcher Paula bei den Eichhörnchen zu sitzen pflegte, lag oberhalb des Fahrplatzes, während der von dem Fährmann angegebene Ort unterhalb desselben lag.
    Dort gab es ein junges Tannendickicht, unter dessen eng verschlungenen Zweigen ein Wässerchen aus dem Boden drang, um nach kurzem Lauf sich in den Fluß zu ergießen.
    Der Fex kannte diese Stelle sehr genau. Er hatte den Quell in Steine gefaßt und daneben eine Rasenbank errichtet. Wie oft hatte er mit der schönen Müllerstochter dort gesessen, um mit ihr von tausend Dingen zu reden, Dingen, welche an und für sich außerordentlich gleichgültig waren, durch ihren Mund aber und durch den Klang ihrer Stimme für ihn eine außerordentliche Wichtigkeit erhielten.
    Dort also befand sich Paula jetzt. Vielleicht hatte sie den einsamen, trauten Ort nur aufgesucht, um an den Jugendgespielen zu denken, welchen sie so fern von sich wähnte. Und nun sollte diese Einsamkeit durch denjenigen Menschen, welcher ihr der allerverhaßteste war, gestört werden!
    „Wart, Franz, ich mache dir einen Strich durch die Rechnung!“ lächelte der Fex vor sich hin. „Die Verlobung, welche du feiern willst, soll nicht zustande kommen, ohne daß ich mich dabei als Zeuge einfinde.“
    Er konnte von seinem Standort deutlich bemerken, daß der Franz aus der Fähre sprang und sich dann langsam entfernte. Der Fährmann aber kehrte nach dem diesseitigen Ufer zurück.
    Der Fex verließ sein Versteck, ging eine kurze Strecke zurück und tat, als ob er erst jetzt hier ankomme. Der Fährmann sah ihn langsam herbeischlendern, zog seinen alten Hut, grüßte höflich und fragte:
    „Wohin will der Herr gehen? Vielleicht nach der Mühlen? Die liegt da drüben.“
    Er zeigte mit der Hand nach der Mühle.
    „Überfahren will ich“, antwortete der Fex.
    „Wohin wollens dann? Sie sind doch wohl ein Spaziergängern aus der Stadt. Über dem Wassern drüber aber haben 'S gar lang zu laufen, bevor Sie an einen Ort kommen.“
    „Ich will nur da im Wald spazieren und komme bald zurück. Da fahr ich wieder herüber.“
    Er sprang in den Fährkahn und hielt dem Kerl einen Fünfzigpfenniger hin, bei dessen Anblick der Fährmann ihm schnell nachsprang, um zu den Rudern zu greifen.
    Drüben angekommen, ging der Fex erst eine kurze Strecke gradaus, um dem Fährmann nicht wissen zu lassen, daß er dem Fingerl-Franz folge; dann aber, als er nicht mehr gesehen wurde, lenkte er nach links ein.
    Der Boden war sehr moosig und weich, so daß die Schritte keinen Schall verursachten. Dabei spähte der Fex vorsichtig gradaus und nach den beiden Seiten hin, um von dem Franz ja nicht etwa bemerkt zu werden.
    Er befand sich jetzt bereits in der Nähe der Quelle. Es waren keine sprechenden Stimmen zu vernehmen. Entweder hatte der Franz die Müllerstochter gar nicht dort gefunden, oder er stand noch versteckt vor ihr, um sie zu beobachten. Das war für den Fex Veranlassung, seine Vorsicht zu verdoppeln. Er ging also ganz leise und nur langsam weiter, und richtig – da lag der Franz hinter einem dichten Strauch am Boden und blickte zwischen den Zweigen desselben hindurch.
    Der Strauch stand zwischen jungen Tannen ganz nahe an der Quelle. Befand sich Paula dort, so konnte der Fingerl-Franz sie ganz deutlich sehen, denn die Entfernung zwischen ihm und ihr betrug nicht zehn Schritte.
    Dem Fex fiel es gar nicht ein, sich ihm noch weiter zu nähern. Er schlug vielmehr einen kurzen Bogen und versteckte sich so zwischen den Bäumen, daß er ihn und auch die Quelle im Auge hatte.
    Ja, dort auf der Bank saß Paula. Sie hatte ein beschriebenes Papier in der Hand und las. Neben ihr auf der Bank lagen noch mehrere solche Papiere und auch die zu denselben gehörigen Kuverts.
    „Meine Briefe!“ flüsterte der Fex. „Sie liest meine

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