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69

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Titel: 69 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryu Murakami
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Wir essen alle zusammen. Alle.«
    »Alle? Hey, Steaks sind teuer, Mann.«
    »Wir können es uns leisten, zu Gekkin zu gehen. Ich habe schon reserviert.«
    Gekkin war ein chinesisches Lokal für Arbeiter, das für seine hausgemachten Fleischklößchen berühmt war. Mein Traum zerplatzte wie eine Seifenblase. Ich hatte damit gerechnet, allein mit der Frau, die ich liebte, Steaks zu essen und Wein zu trinken, und ich hatte sie schon in das vornehmste Restaurant von Sasebo eingeladen. Ich hatte vorgehabt, sie nach dem Festival dorthin auszuführen, wenn der Himmel diese wunderschöne Färbung der Dämmerung annahm, wie an jenem Abend, an dem ich sie fotografiert hatte. Lady Jane hatte gelächelt und den Kopf gesenkt, was ich als ein Zeichen der Zustimmung deutete. Aber dann hatte sie Ann-Margret davon erzählt. Ich konnte es nicht glauben. Jane! Wie konntest du nur!
    »Hör zu, Ken ...«
    »Was?«
    »Ich weiß, du hast mehr Verstand und mehr Talent als die meisten Menschen, aber ...«
    »Danke. Und schau mal, ich wollte dich und Sato wirklich bitten, mit uns zu kommen.«
    »Und was ist mit Iwase?«
    »Ach ja, Iwase auch. Er war schließlich von Anfang an dabei.«
    »Und Fuku-chan? Wäre er nicht gewesen, hätten wir die Verstärker und Lautsprecher nicht gekriegt, weißt du.«
    »Genau, stimmt.«
    »Dann ist da noch Shirokushi. Shirokushi hat neunzig Karten verkauft, Mann, und überleg mal, er hat uns geholfen, aus diesem Schlamassel mit der Bande von der Technischen herauszukommen. Und Masutabe hat uns seine Kamera geliehen. Und Narushima und Otaki und Nakamura - sie haben eine Menge Karten verkauft und versprochen, uns beim Aufbauen zu helfen.«
    »Ich weiß das auch wirklich zu schätzen, das alles.«
    »Was willst du damit sagen, du weißt das zu schätzen? Wenn du dich bei ihnen bedanken willst, dann gehört es sich, ihnen nach dem Festival ein Essen zu spendieren. Findest du nicht? Ich weiß, dass ich mir so was von dir hätte denken können, aber als Sato mir von dem Steakessen erzählt hat, da hat mich das wirklich traurig gemacht, Mann. Sicher, das Festival war deine Idee, aber alleine hättest du es nicht geschafft.«
    Ich erkannte jetzt, wie egoistisch ich gewesen war, und ich fühlte mich so mies, dass meine Augen sich mit Tränen füllten. Also, nicht so ganz. Das Einzige in meinen Augen war das verblassende Bild eines strahlend weißen Tischtuchs, einer Rosenknospe in einer Glasvase, von Silberbesteck, einem brutzelnden Filet Mignon, einem zerbrechlichen Weinglas aus Kristall und Lady Jane mit einer sanften Röte auf ihren Wangen. Und echter Jahrgangswein - nicht zu vergleichen mit dem Red-Ball-Portwein, den ich heimlich hin und wieder trank. Ich hatte mal in einem Roman gelesen, dass guter, blutroter Wein »einer Frau den Verstand rauben kann«. Einer Frau den Verstand rauben! Lady Jane ihres Verstandes beraubt! ...
    »Warum grinst du so, du Idiot? Du stellst dir vor, wie du mit Matsui Wein trinkst und ihr einen dicken Kuss gibst oder so, richtig?«
    Mein Herz Stand still. Adama hatte nicht so fürchterlich viel Fantasie, aber er war ein Genie, wenn es darum ging, die Gedanken anderer zu lesen.
    »Im Gegenteil. Ich habe nur über die Defizite meines wertlosen Charakters nachgedacht«, versuchte ich mit hochgezogenen Augenbrauen und der Nase in der Luft zu witzeln, aber Adama lachte nicht.
    Vielleich lag es daran, dass mein Traum von Steak und Wein zerstört worden war, dass ich nun anfing, sentimental zu werden und mir selbst Leid zu tun, während ich in den dunkler werdenden Himmel schaute. Ich fragte mich, was zum Teufel ich an einer Bushaltestelle am Rande einer sterbenden Bergarbeiterstadt zu suchen hatte. Ich fürchtete auch ein bisschen, Adamas Geduld mit mir überstrapaziert zu haben.
    »Ach verdammt, ich glaube, da kann man nichts machen«, murmelte er, offensichtlich mehr zu sich selbst als zu mir. Er starrte mich an. »Du hast Blutgruppe o, richtig?«
    Ich nickte.
    »Menschen mit Blutgruppe o kümmern sich anscheinend einfach nicht besonders um andere. Und du bist Fisch, oder? Fische sind das egoistischste Sternzeichen überhaupt. Ach ja, und du bist auch noch der einzige Sohn. Wenn man mit so vielen Nachteilen geschlagen ist - zum Teufel, da kann man nichts machen.«
    Er hatte noch eins ausgelassen: Blutgruppe o, Fische, einziger Sohn und Großmutters Liebling.
    »So jemand wie du, wenn der aufhört, egozentrisch zu sein, dann bleibt nichts von ihm übrig.«
    Adama schaute auf die Futtersäcke

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