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69

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Titel: 69 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ryu Murakami
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Minuten später zurück und sagte, es sei alles arrangiert, und kurz darauf kam der Yakuza. Er war offensichtlich der Sohn eines Schwarzen und zufällig mal ein Schüler meines Vaters gewesen. Er nahm Pickelgesicht mit ins Boulevard. Wir einigten uns bei einem Glas Sodawasser, und Pickelgesicht trat den Rückzug an. Er sah noch einmal zu mir zurück, als er ging, und der Hass in seinen Augen wurde von der puren Überraschung darüber gemildert, dass ich so jemanden kannte.
    Der Yakuza schnappte sich die 20 000 Yen mit seiner rechten Hand, an der der kleine Finger fehlte , dann fragte er mich, wie es meinem Vater gehe.
    »Er hat mir ziemlich oft eine verpasst, aber er war ein guter Lehrer. Ich weiß noch, wie ich einmal ein Bild von einer Kirche gemalt hatte und er sagte, es sei wirklich gut. Dein Vater spielt Flipper, nicht?«
    »Hin und wieder, glaube ich.«
    »Sag ihm, er soll in das Palace Pinball Parlor kommen. Ich sorge dafür, dass er gewinnt.«
    Er meinte, er glaube nicht, dass ich noch mehr solcher Probleme haben würde, aber ich könne ihn jederzeit anrufen. Dann schlurfte er in seinen Sandalen davon, seine schwarze Sportjacke hing lose um seine Schultern und flatterte im Wind.

    Wir begannen, Etüde für eine Babypuppe und einen Oberschüler zu drehen - eine fantastische Komposition auf gewöhnlichem Acht-Millimeter-Material, teils in Farbe, teils schwarzweiß.
    Am ersten Tag filmten wir Iwases Gesicht von der Nase abwärts und Lady Jane, wie sie in ihrem Negligé einen Korridor entlangging. Es gab keine Handlung. Es war eine surrealistische Studie über das alltägliche Leben eines Oberschülers, der für niemanden Liebe empfinden konnte außer für eine Milch trinkende Babypuppe.
    Iwase spielte den Schüler, einen geborenen Verlierer, der die nackte Babypuppe vor dem Grab seines Großvaters findet. Er verliebt sich in sie, und die Puppe lässt gewisse Träume in ihm wach werden. Lady Jane trat in den Traumsequenzen auf.
    Die Bell & Howell, die wir von Masutabe geliehen hatten, gab beim Drehen ein zufrieden stellendes Summen von sich. Unglücklicherweise wählte ich die falsche Belichtungszeit, und die erste und zweite Filmrolle blieben schwarz, aber es machte trotzdem sehr viel Spaß, einen eigenen Film zu drehen.
    Die Idee, Lady Jane auf einem weißen Pferd durch das Hochland reiten zu lassen, mussten wir aufgeben, unter anderem wegen der 20 000 Yen, die ich als Schutzgeld bezahlt hatte. Adama drängte immer noch, wir sollten den weißen Hund nehmen, aber ich war strikt dagegen, und schließlich einigten wir uns auf eine weiße Ziege, die bei ihm in der Nähe lebte. Also stiegen wir eines Tages in einen Bus und machten uns auf den Weg, um vor Ort zu drehen.

    »Ich habe uns etwas zum Mittagessen gemacht«, sagte der Engel und hielt einen Korb hoch, der nach süßen Eibrötchen duftete. Ich saß da und wünschte mir, ich könnte mit ihr allein zu Mittag essen. Der Busschaffner, ein Mann mit einem entsetzlich hässlichen Gesicht, schaute uns säuerlich an, während wir ein albernes kleines Spiel spielten, das »Gorilla-Gespenst« hieß. Auf jede Frage, die man gestellt bekam - »Wie heißt du?«, »Was ist dein Lieblingsessen?«, »Woraus ist euer Haus gebaut?«, »Was ist dein Hobby?« - musste man »Gorilla-Gespenst« antworten, und wer als Erster lachte, hatte verloren. Lady Jane und Ann-Margret schüttelten sich immer schon bei der ersten Frage vor Lachen, und Adama gewann mühelos. »Gorilla-Gespenst«, sagte er wieder und wieder, ohne es anscheinend auch nur im mindesten komisch zu finden.

    Als die Vorstädte erst einmal hinter uns lagen, rollte der Bus an einem Fluss entlang und steuerte dann die Gebirgsstraße hinauf. Die Herbstsonne leuchtete auf Lady Janes Haar, und die weichen Wölbungen in Ann-Margrets Bluse wackelten jedes Mal hin und her, wenn der Bus schaukelte. Der hässliche und blöde aussehende Schaffner starrte uns mit Verachtung an, während wir schrien und lachten. Sein Blick gab mir ein großartiges Gefühl. Ich fand, dass wir genau wie die High-School-Kids waren, die ich in amerikanischen Filmen aus den Fünfzigern gesehen hatte.

    Die Ziege stand neben einem trägen Fluss auf einem Feld, auf dem Pampasgras im Wind wehte. Ich stellte die Kamera an einem Hang auf, von dem aus man über das Feld blickte, und wollte Lady Jane filmen, wie sie hinter der Ziege herging, die sie an einem Seil hielt, aber die Ziege drehte immer ihren Hintern zur Kamera und ließ kleine Köttel Scheiße

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