7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge
Hüfte prangte eine große künstliche Rose. Ihre nackten Füße steckten in schwarzen Kunstledersandalen.
Mein Gott! dachte Matt. Ihr Sonntagsstaat! Und mit dieser Pracht muß ich mich durch die Straßen von Springfield bewegen. Er schauderte, widerstand aber tapfer dem Impuls, die schreckliche Rose vom Kleid zu reißen.
»Nun«, fragte er. »Bist du soweit?«
Abbie wurde rot vor Aufregung. »Fahren wir wirklich nach Springfield, Mr. Wright?«
»Natürlich, wenn das Auto anspringt.«
»Oh, es wird anspringen«, sagte sie zuversichtlich.
Matt warf ihr einen nachdenklichen Seitenblick zu. Das war wieder so eine Sache.
Nach einem herzhaften Frühstück kletterten sie ins Auto. Die Bremsen lösten sich ganz selbstverständlich.
Die Fahrt ging über fünfzig Meilen, von denen die Hälfte über Dorfwege mit wahren Mondkraterlandschaften führte. Abbie schwieg. Von Zeit zu Zeit warf ihr Matt einen Blick zu und zuckte zusammen. Obwohl sie aufgeregt wie ein Kind war, saß Abbie ruhig da und freute sich über die Fahrt, besonders als sie von den Rumpelwegen auf die Staatsstraße 665 einbogen.
Als sie Springfield erreichten, glühte Abbies Gesicht. Sie starrte die Häuser an, dann begann sie die Passanten zu stu dieren. Besonders die Frauen zogen ihre Aufmerksamkeit an.
Plötzlich bemerkte Matt, daß Abbie ganz still wurde. Er sah sie an. Sie hielt die Hände auf den Schoß gefaltet und erwiderte seinen Blick nicht.
»Was ist los?« fragte Matt.
»Ich glaube«, sagte sie ein wenig unsicher, »ich glaube, ich sehe ziemlich komisch aus. Vermutlich müssen Sie sich für mich schämen. Wenn es Ihnen recht ist, Mr. Wright, bleibe ich einfach im Auto sitzen.«
»Unsinn«, sagte Matt freundlich. »Du siehst hübsch aus.« Sie hat ein unglaubliches Talent, die Dinge zu durchschau en. Entweder ist sie außergewöhnlich aufnahmefähig oder – was? »Außerdem brauche ich dich. Du mußt ein paar Kleider anprobieren.«
»Kleider!« schrie sie entzückt. Ihr blieb fast die Luft weg. »Sie wollen Kleider kaufen, Mr. Wright?«
Matt nickte. Er parkte das Auto vor Springfields größtem Warenhaus. Dann ging er zu Abbie hinüber und half ihr aus dem Wagen. Einen Augenblick war ihr Gesicht in gleicher Höhe mit seinem. Ihre tiefblauen Augen sogen sich an ihm fest. Er wollte nicht erkennen, was der Blick besagte. Sie gingen in das Kaufhaus. Abbie hängte sich an seinen Arm. Er spürte, daß ihr Herz schneller klopfte. Matt hielt einen Augenblick vor dem Wegweiser an.
»Zweiter Stock«, sagte er.
Abbie hielt ihn zurück. »Können wir vielleicht hier einen Blick hineinwerfen, nur einen Augenblick?« fragte Abbie zögernd.
Matt sah sie an und zuckte die Achseln. »Warum nicht?«
Abbie startete entschlossen auf ein geheimnisvolles, unsichtbares Ziel los. Sie führte Matt an unzähligen Ständen vorbei. Ganz bis zum hinteren Teil des Warenhauses waren sie schon vorgedrungen, als sie plötzlich wie durch ein Wunder in der Haushaltsabteilung auftauchten. Abbie blieb an der Schwelle stehen und sah begehrlich auf die glänzenden Töpfe und Pfannen, auf die Quirle, Messer und Kochlöffel. Sie mußten ihr wertvoller als Juwelen erscheinen. Die Öfen und Elektroartikel hatte sie nach einem kurzen Blick wieder aus den Augen gelassen, aber die Kochgeräte entlockten ihr einen Seufzer nach dem anderen. Einen Augenblick später stand sie mitten in der Herrlichkeit und berührte die glänzenden Wunder mit ängstlichen Fingern. Dabei stöhnte sie wollüstig.
Schließlich mußte sie Matt mit Gewalt wegzerren.
Sie waren fast an der Treppe angelangt, als Matt sah, daß sie etwas an die Brust preßte. Er blieb stehen. Er war entsetzt. Sie umklammerte eine kleine Bratpfanne aus spiegelndem Aluminium und stumpf glänzendem Kupfer.
»Wo hast du das her?« fragte er.
»Von da hinten«, erwiderte sie unschuldig. »Sie haben so viele. So ein kleines Ding wird ihnen nicht fehlen.«
»Aber das geht doch nicht!« rief Matt. »Das ist doch gestohlen.«
»Es ist nicht gestohlen, wenn sie so viele haben und ich keine«, erklärte sie.
»Bring sie sofort zurück.« Matt versuchte vergeblich, ihr die Bratpfanne zu entwinden. Abbie preßte sie mit beiden Händen an die Brust.
»Nehmen Sie sie mir nicht weg«, jammerte sie. »Bitte, ich will sie behalten.«
Matt sah sich nervös um. Bis jetzt schien sie noch niemand beobachtet zu haben. Er wandte sich wieder an Abbie. »Pst!« sagte er. »Sei jetzt still. Bitte sei still.« Er sah sie beschwörend an.
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