Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge

Titel: 7 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 2te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
Vom Netzwerk:
Tolpatschigkeit?
    Vielleicht sollte er seine Erlebnisse einmal aufschreiben. Ein ausgezeichneter Stoff für das Wochenblatt von …
    Gelächter! Diesmal gab es keinen Zweifel. Rechts hinter ihm hatte jemand gelacht.
    Matt wirbelte herum. Da stand das Mädchen und preßte sich die Hand vor den Mund, um das Kichern zu unterdrücken. Ein grünes Ding, höchstens einsfünfzig groß, in einem verwaschenen, formlosen blauen Kittel. Die Füße waren klein, nackt und schmutzig. Ihr Haar hing in langen Flechten herunter. Wenn die großen blauen Augen nicht gewesen wären, hätte man ihr Gesicht als nichtssagend bezeichnet.
    Matt wurde rot. »Was soll denn hier so komisch sein?« fauchte er.
    »Sie!« prustete sie. »Warum nehmen Sie sich kein Pferd?«
    »Schlaue Frage!«
    Er schluckte seinen Ärger hinunter, drehte sich um und bückte sich unter das Auto. Endlich hatte er die Muttern eingesammelt – bis auf eine, die spurlos verschwunden blieb. Schwitzend tauchte er wieder auf.
    Als er sich aufrichtete, stand das Mädchen immer noch da. »Worauf wartest du noch?« fragte er bissig.
    »Auf nichts.« Aber sie blieb stehen und bohrte die Zehen in den roten Sand.
    Matt hatte eine Abneigung gegen Kiebitze, aber was sollte er tun? Er drehte die Muttern auf die Bolzen und zog sie fest. Sein Hals juckte. Vermutlich der Schweiß und der Staub. Doch um sich nicht vor dem Mädchen zu blamieren, wagte er es nicht, die juckende Stelle zu kratzen. Was ihn nur um so wütender machte. Er montierte die Radkappe und stand auf.
    »Warum gehst du nicht heim?« fragte er säuerlich.
    »Kann nicht!« sagte sie.
    Er ging um den Wagen herum und kurbelte den Wagenheber herunter. »Warum nicht?«
    »Bin weggerannt.«
    Matt drehte sich um und sah sie an. Ihre blauen Augen waren groß und feucht. Eine einzelne Träne löste sich und grub eine schmutzige Furche in die Wange.
    Matt verhärtete sein Herz. »Schlecht.« Er stopfte den Reifen mit dem Loch in den Kofferraum und schlug den Deckel zu. Die Sonne stand schon tief, und auf diesem gottverlassenen Pfad dauerte es zumindest eine Stunde, bis er die fünfundzwanzig Meilen hinter sich hatte.
    Er glitt hinter das Steuerrad und drückte auf den Anlasser. Nach einem letzten Blick auf die armselige kleine Gestalt in der Mitte der Straße schüttelte er den Kopf und trat zornig auf die Kupplung.
    »Mister! He, Mister!«
    Er stieg auf die Bremse und steckte seinen Kopf aus dem Fenster. »Na, was willst du noch?«
    »Nichts«, sagte sie mit Trauer in der Stimme, »Sie haben bloß Ihren Wagenheber vergessen.«
    Matt legte den Rückwärtsgang ein und fuhr zurück. Schweigend stieg er aus, öffnete den Kofferraum, stieß den Wagenheber hinein, knallte den Deckel zu. Aber als er wieder an ihr vorbeikam, zögerte er.
    »Wo willst du hin?«
    »Nirgends«, sagte sie.
    »Was heißt das – nirgends? Hast du keine Verwandten?« Sie schüttelte den Kopf. »Freunde?« fragte er hoffnungsvoll. Wieder schüttelte sie den Kopf. »Na gut, dann mußt du eben wieder heim.«
    Er glitt hinter das Steuerrad und knallte die Tür zu. Sie ging ihn nichts an. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Sie würde schon heimgehen, wenn sie Hunger bekam. Er legte den zweiten Gang ein. Das Getriebe krachte. Und wenn sie nicht heimging, würde sie schon jemand mitnehmen. Schließlich war er kein Wohlfahrtsamt.
    Mit zusammengebissenen Zähnen bremste er, fuhr zurück und blieb neben dem Mädchen stehen.
    »Steig ein«, sagte er.
    Es war schon schwer genug, die Löcher auf der Straße zu umfahren, aber das Mädchen neben ihm hüpfte auf dem Sitz auf und ab und quietschte vergnügt.
    »Paß auf die Blätter auf«, sagte er und deutete auf die Papierstapel, die zwischen ihm und ihr lagen. »Steckt ein ganzes Jahr Arbeit drin.«
    Ihre Augen wurden groß, als er die Mappen auf den Rücksitz verstaute, wo sie zwischen der Reiseschreibmaschine, der Zehn-Kilo-Mehltüte und der Eierschachtel kaum Platz fanden.
    »Ein ganzes Jahr Arbeit?« wiederholte sie staunend.
    »Notizen. Für meine Doktorarbeit.«
    »Sie schreiben Geschichten?«
    »Eine Forschungsarbeit, damit ich meinen Titel bekomme.« Er sah ihren verwunderten Blick und starrte wieder auf die Straße. Dann lächelte er überlegen. »Sie heißt ›Die Psychodynamik des Hexenunwesens, unter besonderer Berücksichtigung des Salem-Prozesses von 1692‹.«
    »Ah«, sagte sie altklug, »Hexen.« Als ob sie genau über Hexen Bescheid wüßte.
    Aus einem unerklärlichen Grund fühlte sich Matt verärgert.

Weitere Kostenlose Bücher