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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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man wird ihn doch nicht da einquartiert haben! Das ist gar kein Fremdenzimmer!“
    Der Hausmeister, welcher sich natürlich auch mit eingefunden hatte, erklärte, aus welchem Grund er diesem Menschen grad dieses Zimmer angewiesen habe. Ludwig untersuchte die Tür. Sie war jenseits verschlossen. Er begab sich dort hinüber und öffnete die Tür. Es war sonnenklar, daß Keilberg der Dieb gewesen war. Er hatte aus seinem Zimmer ganz leicht in das Büro gekonnt, und es gab weiter kein solches Nebenzimmer. Der König hatte ihn gesehen, beobachtet und ganz genau erkannt. Er konnte gar nicht leugnen und leugnete doch. Darum wurde er nun streng gefesselt und nach der Schleuse geführt, aus welcher beim Schein mehrerer Laternen die gestohlenen Gegenstände hervorgeholt wurden.
    Selbst jetzt, obgleich er vollständig überführt war, gestand er die Tat nicht ein. Er wurde nach dem Gefängnis abgeführt, und Ludwig gab die Weisung, ihn ja auf das beste zu beaufsichtigen, da er des Fluchtversuchs außerordentlich verdächtig sei.
    Milda war herzlich froh, die geraubten Geschmeidesachen sofort wieder zu erhalten. Eigentlich hätten sie zu den Akten genommen werden müssen. Bei der Schloßherrin aber wurde eine Ausnahme gemacht.

FÜNFTES KAPITEL
    Besitz und Ehre verloren
    Ludwig ging gar nicht wieder mit in das Schloß zurück. Er sagte, daß man bald von ihm hören werde. Milda wollte ihm ihre Kutsche zur Verfügung stellen; er aber wies dieses Anerbieten zurück. Der Abend war nicht mehr ganz dunkel, da der Mond ins Viertel getreten war. Er wollte lieber gehen. Da konnte er den Gedanken über die heutigen Erlebnisse ganz anders Audienz geben, als wenn er im Wagen gesessen hätte.
    Die Bürgermeisterin beschrieb ihm ganz genau den Weg und fügte noch hinzu:
    „Hinter der dritten Krümmung der Straße geht ein Richtweg ab, auf welchem man eine Viertelstunde eher an das Ziel kommt. Er ist zwar breit genug, daß man ihn auch des Abends gehen kann, aber wer nicht ganz vertraut mit ihm ist, der tut besser, auf der Straße zu bleiben. Er geht zunächst bergan, dann jenseits wieder hinab nach Hohenwald.“
    Als nun Abschied genommen und die herzlichsten Danksagungen abgestattet worden waren, machte sich Ludwig auf den Weg. Langsam und gedankenvoll folgte er der Straße, so gedankenvoll, daß er die Krümmungen gar nicht zählte.
    Er war längst bei der dritten, ja schon an der vierten vorüber, da ging ein Weg rechts ab. Er war ziemlich breit und führte zwischen hochstämmigen Bäumen dahin, welche weit auseinander standen. Ohne sich lange zu besinnen, folgte er diesem Pfad, welchen er für den erwähnten Richtsteig hielt.
    Leider aber führte derselbe hinauf in die Berge, und zwar nach dem Felsenklamm, welcher für heut zum Rendezvous der Pascher dienen sollte.
    Eine Viertelstunde und noch eine verging. Der Weg führte bergan und immer weiter bergan und schien sich gar nicht wieder talabwärts neigen zu wollen. Der König achtete auch jetzt noch nicht darauf. Seine Gedanken waren ganz anderswo als auf dem Weg. Als er aber nun drei volle Viertelstunden bergan gestiegen war, kam ihm die Sache doch etwas abenteuerlich vor.
    Der Weg war schmaler geworden und führte nun auch durch dichteren Wald, so daß er kaum mehr zu erkennen war. Ludwig sah ein, daß er sich wahrscheinlich verirrt habe. Aber sollte er die weite Strecke wieder zurückkehren? Nein. Der Weg mußte doch an irgendein Ziel führen.
    So folgte er ihm weiter und immer weiter. Bald hörte der Wald auf, und es gab nun ein Terrain von wild zerklüfteten Felsen. Der Viertelmond gab so viel Licht, daß der Weg von dem Gestein zu unterscheiden war.
    Jetzt lief von rechts her ein anderer Pfad mit ihm zusammen, und beide mündeten in eine Felsenöffnung, welche kaum so breit war, daß zwei nebeneinander gehen konnten. Die Steinwände stiegen senkrecht und hoch empor, rechts und links, so daß das Licht des Mondes nicht vermochte hereinzudringen.
    Es gab keine Wahl; Ludwig betrat die Spalte und folgte derselben. Das war der berüchtigte Felsenklamm.
    Sich mit den Händen rechts und links weitertastend, schritt Ludwig langsam weiter. Der Klamm war wohl eine Viertelstunde lang. Er mochte die Hälfte desselben zurückgelegt haben, so schrak er heftig zusammen, denn nur wenige Schritte vor ihm hatte eine Stimme ein lautes, kurzes, rauhes „Wer da“ gerufen. Selbst der furchtloseste Mensch erschrickt, wenn er in finsterer Nacht in tiefster Einsamkeit aus nächster Nähe unerwartet

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