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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er davon. Man muß ihn arretieren.“
    „Aber – Verzeihung! Soeben hörte ich, daß dies nicht möglich sei.“
    „Ja, wegen seines früheren Verbrechens ist das nicht möglich; aber vielleicht hat er in neuerer Zeit etwas begangen, was ihn mit dem Strafgericht in Konflikt bringt.“
    „Das müßte man wissen.“
    „Ja. Er würde dann wegen dieses neuen Verbrechens bestraft, und man wäre sicher, ihn stets für Sandau zur Verfügung zu haben. Wollen einmal sehen, was sich tun läßt.“
    Er griff zur Glocke und schellte. Die Zofe trat ein.
    „Sind die Polizisten da?“
    „Ja.“
    „Sie mögen sich jetzt nicht sehen lassen. Holen Sie den fremden Menschen herbei. Sagen Sie ihm nichts, daß ich hier bin, sondern sagen Sie ihm, daß das gnädige Fräulein ihn zu sprechen verlangt. Wenn er hier eingetreten ist, so mögen die Polizisten sich draußen vor die Tür postieren und hereinkommen, sobald ich klingele.“
    Das Mädchen ging. Sie schickte den Diener zu Keilberg. Er lag schon im Bett, folgte aber der Aufforderung mit größtem Vergnügen, denn er dachte, daß er jetzt, also noch heute abend, das Geld bekommen werde. Da konnte er sich gleich aus dem Staub machen und seinen Raub mitnehmen.
    Da er sich aber erst anzuziehen hatte, verging wohl eine Viertelstunde, während welcher Ludwig Milda Gelegenheit gab, ihm ihr Herz vollständig auszuschütten. Sie erzählte ihm von ihrem Vater; sie legte ihm alle ihre Verhältnisse vor, und so war die Viertelstunde noch nicht vergangen, als der König in alle ihre Verhältnisse eingeweiht war und die Gewißheit erlangt hatte, welch ein kostbarer Schatz in dem Herzen und dem Gemüt dieses Mädchens verborgen liege.
    Endlich meldete die Zofe den Herrn Keilberg. Er kam herein und machte große Augen.
    „Donnerwetter!“ sagte er. „Das ist doch der Herr Rechtsanwalt!“
    „Ja, und Sie sind der Herr Hermann Arthur Willibold Keilberg. Sie gingen von mir fort, ohne gehörig Abschied zu nehmen.“
    „O doch! Ich habe Ihnen ein Lebewohl zugerufen.“
    „Das genügt mir nicht. Ich hatte noch einiges mit Ihnen zu sprechen, und darum bin ich nach hier gekommen.“
    „Donnerwetter! Woher haben Sie denn gewußt, daß ich hierher gehen wollte?“
    „Sie selbst haben es mir gesagt.“
    „Ist mir nicht eingefallen!“
    „O doch! Ihre Mitteilung war freilich keine direkte: aber Sie wissen ja; wir Advokaten reimen uns alles zusammen.“
    „Woraus nichts Gescheites wird, ja.“
    „Vielleicht doch. Sie haben hier Geld verlangt?“
    „Viel nicht!“
    „Wissen Sie, daß man das Erpressung nennt?“
    „Wollen Sie mich etwa anzeigen?“
    „Nein. Die Angelegenheit, in welcher Sie mit Fräulein von Alberg verhandelt haben, interessiert mich nicht. Ich komme aus einer anderen Veranlassung. Sie sagten heut zu mir, daß Sie keine Lust hätten, in das Zuchthaus zurückzuspazieren. Nun aber sehe ich, daß Sie sich sehr bald wieder drin befinden werden.“
    „Ich?“ lachte Keilberg. „Das bilden Sie sich nur ja nicht ein. Ich möchte den Kerl sehen, der mich wieder hineinbringen wollte!“
    „So sehen Sie mich an!“
    „Sie? Hm! Wollen Sie mir eine Anweisung auf das Zuchthaus geben?“
    Er blickte die drei anwesenden Personen frech an und lachte höhnisch auf.
    „Ja, das will ich“, antwortete Ludwig ruhig.
    „Da müßten Sie aber sehr beizeiten aufstehen!“
    „Das habe ich getan.“
    „Und Dinge sehen, die es gar nicht gibt.“
    „Vielleicht sind sie doch vorhanden. Ich habe nämlich große Lust, Sie arretieren zu lassen.“
    „Pah! Wegen dem was ich Ihnen erzählt habe, kann ich nicht arretiert werden.“
    „Davon ist auch gar keine Rede.“
    „Nun, weshalb denn?“
    „Wegen Ihres allerneuesten Verbrechens.“
    „So? Was sollte denn das sein?“
    „Ein schwerer Diebstahl, vielleicht gar ein Einbruch.“
    „Das ist lächerlich. Davon müßte ich etwas wissen.“
    „Sie brauchen gar nicht weit zurückzudenken. Besinnen Sie sich!“
    „Ich weiß nichts. Soll ich denn etwa nach meiner Entlassung bereits wieder gestohlen haben?“
    „Ja.“
    „Das ist eine ganz verrückte Behauptung.“
    Er antwortete in dieser frechen Weise, weil er sich vollständig sicher wußte, denn daß sein heutiges Verbrechen entdeckt worden sei, erschien ihm ganz unmöglich. Es war ja gar kein Mensch wieder in das Büro gekommen. Er hätte das gewahr werden müssen. Und welch ein Lärm, wenn man bemerkt hätte, daß die Juwelen fehlten! Dieser Skandal hätte ihm doch nicht entgehen

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