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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Redens wert.“
    „Weil du ein braver Mensch bist. Aber es wird die Zeit kommen, in welcher ich dir danken kann.“
    „Wann 'S mir einen Gefallen erweisen wollen, so reden 'S nicht von Dank, Herr Ludwig, sonst muß ich mich da grad vor mir selber schämen. Was ich hab tun könnt, das macht mich glücklich. Das ist der schönste Lohn, den ich empfangen kann. Wann ich mal meinen Kindern verzählen kann, wie leutselig und lieb mein guter König mit mir sprochen hat, so werden's mich glücklich preisen, und noch die Urenkel werden stolz sein auf denen Urgroßvatern. Und in denen Büchern wird man lesen von dem Herrn Ludwigen, der sein Bayernland und das Bayernvolk so von ganzem Herzen lieb habt hat.“
    Es trat eine Pause ein, dann fragte der König:
    „Wann kommst du heut nach Hause?“
    „Noch in dera Nacht. Zuvor aber muß ich mit hinein ins Hohenwald, um den Herrn Lehrern zu wecken. Ich hab eine Botschaft an ihn. Von dem Fräulein auf dem Steinegger Schloß. Er soll sehr früh zu ihr kommen, weil sie ihm etwas sehr Notwendiges zu verzählen hat.“
    „Ah, so bist du der Bote, welcher heute abend von ihm den Brief gebracht hat?“
    „Ja. Nachher, wann ich bei ihm gewest bin, dann geh ich heim zu meiner Muttern, die gar nicht wissen wird, warum ich mich nicht sehen lassen hab.“
    „So grüße sie von mir.“
    „Darf ich das?“
    „Ja.“
    „Von dem Herrn Ludwigen?“
    „Nein, sondern von dem Könige.“
    „Sakra! So hat das Inkognitogeheimnissen jetzt ein End?“
    „Noch nicht. Deine Mutter aber soll wissen, daß sie mit ihrem König gesprochen hat.“
    „Mit – ah, mit wem?“ fragte Ludwig ganz erstaunt.
    „Mit ihrem König, mit mir.“
    „So haben 'S halt mit ihr sprochen?“
    „Ja.“
    „O Jerum! Heut etwa?“
    „Heut am Nachmittag. Und Hanna, deiner Schwester, kannst du sagen, daß ich die Fee gewesen bin. Als sie mit ihrem Stephan droben auf dem Felsen war, habe ich über ihnen gesessen und alles gehört, was sie gesprochen haben. Da habe ich die Worte, welche sie hörten, von oben herab zu ihnen hinuntergerufen.“
    „Das kann ich halt nicht verstehen.“
    „Ich brauche es dir nicht zu erklären. Wenn du nach Hause kommst, wirst du alles hören.“
    Und so war es auch. Sie erreichten nach kaum einer halben Stunde Hohenwald. Der König ging nach der Mühle und Ludwig zu dem Lehrer, welchen er aufweckte, um ihm Mildas Botschaft auszurichten. Sodann aber eilte er mit schnellen Schritten heim, um zu erfahren, was es mit dem Besuch des Königs für eine Bewandtnis gehabt habe.
    Zu seinem Erstaunen bemerkte er von weitem, daß in der Hütte noch Licht brannte. Als er eintrat, waren Mutter und Schwester noch auf, und bei ihnen saßen der Stephan und sein Vater, der alte Höhlgutbauer. Das war ein großes Wunder.
    „Da kommt er doch noch!“ sagte Hanna, indem sie ihm die Hand entgegenstreckte. „Komm herbei, Ludwig, wir haben auf dich wartet, und deshalb ist der Stephan mit seinem Vatern nicht heimgangen.“
    Ihr Gesicht glänzte vor Glück und Freude. Er reichte allen die Hand und antwortete:
    „Ja, ihr Leutln, was hat's denn bei euch geben? Ihr macht ja Gesichter grad wie der heilige Christ. Und riechen tut's auch so gut, als ob ihr was Absonderliches backen oder braten hättet.“
    „Das haben wir auch.“
    „Was denn?“
    „Oh, wir haben heut fein lebt, fein und nobel, grad wie die großen Herrschaften. Wir haben gessen Kartoffeln mit Heringen, aber die Heringen haben wir braten in Mehl einwickelt, worein das Fett so schön zogen ist und braun sind's worden. Wir haben fünf Stück habt, für jede Person einen ganzen, für dich auch einen. Kannst ihn bekommen.“
    Er schlug in heller Verwunderung die Hände zusammen und fragte:
    „Was hat denn da ein einzelner kostet?“
    „Acht Pfennigen.“
    „O Jerum je! Das sind für fünf Stück grad vierzig Pfennigen. Seid ihr denn toll worden allesamt mitnander, daß ihr einen solchen Luxurium treibt! Nachher könnt ihr wiederum ein ganzes Vierteljahr Fasten treiben.“
    „Oh, damit ist's aus!“
    „Wieso?“
    „Wann wir jetzund Fasten haben, so speisen wir Fisch, Karpfen in einer polnischen Brühen und Hecht mit dera feinsten Buttern, die sich halt auftreiben läßt.“
    „So ist wohl ein Sack voller Geld vom Himmel fallen und euch grad auf die Nasen?“
    „Grad so ist's gewest, fast grad so. Weißt, wir haben über sechstausend Mark!“
    „Bist sechstausend Mal überschnappt!“
    „Oho! Und alle Jahre bekommen wir sechshundert Mark;

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