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Gwydion 03 - König Arturs Verrat

Titel: Gwydion 03 - König Arturs Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schwindt
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    Ein nächtlicher Dieb
     
     
     
    Gwyn wälzte sich unruhig von einer Seite auf die andere, schlug die Decke zurück und zog sie sich kurz darauf wieder zähneklappernd bis zum Kinn hoch. Seit drei Nächten hatte er nie länger als zwei Stunden geschlafen und die Müdigkeit zerrte nun an seinen Nerven, die wie die feinen Saiten einer Harfe bis zum Zerreißen gespannt waren. Begonnen hatte alles vor vierzehn Tagen, als sich mit quälendem Husten eine schwere Erkältung angekündigt hatte, die ihn tagelang mit hohem Fieber und Schüttelfrost ans Bett fesseln sollte.
    Gwyn fühlte brennenden Durst. Der Krug mit Wasser, den er sich vorsorglich neben das Bett gestellt hatte, war schon nach Mitternacht leer gewesen. Nun mochte es eine Stunde vor Sonnenaufgang sein und Gwyn versuchte sich immer noch vergeblich in den Schlaf zu zwingen. Wütend strampelte er die Decke beiseite, schwang die Beine aus dem Bett und tastete mit der Hand blind nach dem Krug.
    Über zwei Wochen lang hatten sie bei Wind und Wetter nach seinem Freund Rowan gesucht, jede verlassene Scheune und jede Höhle im Umkreis mehrerer Meilen durchsucht, doch Sir Kays Sohn war wie vom Erdboden verschluckt. Keinem der Bauern war der halbwüchsige Bursche aufgefallen, der seit dem Johannistag verschwunden war. Insgeheim wunderte sich Gwyn nicht darüber. Er kannte Rowan zu gut. Wenn er tatsächlich seinen Vater, den ungeliebten Hofmeister Camelots, niedergestochen hatte, würde er bestimmt nicht so dumm sein, auf der Flucht vor seinen Verfolgern eine Spur zu hinterlassen, der man so ohne Weiteres folgen konnte.
    Im Gegensatz zu König Artur oder den anderen Rittern der Tafelrunde hatte Gwyn Rowans Wahnsinnstat keineswegs überrascht. Gwyn hatte sich gefragt, ob er das Unglück hätte verhindern können, doch Merlin hatte ihm versichert, dass ihn keine Schuld traf. Der Druck, den Sir Kay auf seinen Sohn ausgeübt hatte, war enorm und offensichtlich zu viel für den Jungen gewesen. Am Ende hatte der übertriebene Ehrgeiz seines Vaters, der Rowan um jeden Preis zum Nachfolger König Arturs machen wollte, alles zerstört.
    Artur hatte außer seiner Enkelin Aileen, die als Frau von der Thronfolge ausgeschlossen war, keinen legitimen Erben. Durch seine Verbindung und spätere Heirat mit Aileen sollte Rowan Britanniens zukünftiger König werden. Obwohl Sir Kay diese Beziehung eingefädelt hatte, liebte Rowan Aileen wirklich. Als diese jedoch erkannt hatte, dass Rowan weder den Ehrgeiz noch die Durchsetzungskraft oder gar die nötige Härte hatte, um Arturs Nachfolge anzutreten, hatte sie ihn mit einer Kaltherzigkeit fallen gelassen, die Gwyn zutiefst schockiert hatte. Und was alles noch schlimmer machte: Je länger Rowan auf der Flucht war, desto offener wurde Aileens Werben um ihn, den ehemaligen Schweinehirten aus Cornwall. Gwyn hatte sie immer wieder abgewiesen, aber die Prinzessin hatte nicht lockergelassen. Mittlerweile war es in Camelot kein Geheimnis mehr, dass sie Gwyn zum Nachfolger für den unglücklichen Rowan auserkoren hatte.
    Gwyn musste laut und herzhaft niesen. Erschrocken hielt er inne und lauschte in die Stille, doch die anderen Knappen schliefen weiter. Er unterdrückte ein Husten, räusperte sich und öffnete mit dem Krug in der Hand die Tür.
    Weit im Osten hatte der wolkenlose Himmel bereits eine blassblaue Farbe angenommen. Die ersten Vögel begrüßten den aufziehenden Tag mit fröhlichem Gezwitscher. Das regnerische Wetter der vergangenen Wochen war endlich den ersten warmen Sommertagen gewichen, die alle so herbeigesehnt hatten.
    Gwyn hatte sich nicht erst die Mühe gemacht, seine schweren Stiefel anzuziehen. Ohne Hose und nur mit einem langen Hemd bekleidet, schloss er vorsichtig die Tür hinter sich. Er wollte gerade zur Küche hinüberlaufen, als etwas seine Aufmerksamkeit erregte. Zunächst glaubte er, sich getäuscht zu haben, doch einen Moment später war er sich sicher: Eine Gestalt huschte von Schatten zu Schatten an der Mauer entlang.
    Gwyn blickte zum Wehrgang der Burgmauer empor. Keine der Wachen war zu sehen, was eine unglaubliche Nachlässigkeit war. Hastig überlegte er, was er tun sollte. Er konnte natürlich Alarm schlagen, doch dann wäre der ungebetene Besucher gewarnt und würde vermutlich unerkannt fliehen. Plötzlich hatte Gwyn eine waghalsige Idee. Der Unbekannte, der in einer Ecke kauerte, war nicht sehr groß und mochte ihn allenfalls um einen halben Kopf überragen! Außerdem hatte Gwyn die Überraschung auf

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