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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hat's mir gestern selber sagt, daßt er hingehen will. Nun will ich auch hin.“
    „Wirst das Fräulein nicht mehr antreffen.“
    „So? Warum?“
    „Sie ist nach Wien.“
    „Sappermenten! Wohl zu Ihrem Vatern?“
    „Ja.“
    „Na, das wird eine große Freude sein, wann's sich mal wiedersehen. Muß aber trotzdem nach Steineggen; denn wo der Sepp nicht ist, da geht's drunter und drüber. Und grad weil die Herrin fehlt, muß ich hin, um zu schauen, ob's auch Ordnung halten. Grüß Gott, Herr von Sandauen.“
    Er ging.
    „Sepp!“
    „Was willst noch?“
    „Sag nichts, daß ich von Adel bin!“
    „Gut! Nachher darfst aber auch nix sagen, daß ich nicht von Adel bin. Was dem einen recht ist, das ist dem andern billig. Also behüt Gott, Herr Sandauen!“
    Er schritt tiefer in den Wald hinein. Er glaubte, Milda vielleicht noch anzutreffen. Die Straße hatte mehrere Krümmungen, welche er dadurch abschnitt, daß er in grader Richtung auf das Schloß zuhielt.
    Er erreichte es von der hintern Seite. Als er den Park durchschritten hatte und den Zaun erreichte, welcher den letzteren von dem Blumengarten trennte, schritt er längs des Stakets hin. Seine Schritte waren nicht zu hören, da das kurze, dichte Gras den Schall derselben dämpfte.
    Da hörte er ein lautes Lachen.
    „Prosit!“ sagte eine Stimme.
    Er erkannte sie als diejenige des Hausmeisters, den er gar nicht leiden konnte. Er blieb stehen. Gläser klangen.
    „Prosit!“ antwortete eine Frauenstimme.
    „Warum sollen wir uns nicht auch mal eine Güte tun. Ich hatte mir den Kellerschlüssel weggesteckt, und da die Gnädige fort ist, können wir fein frühstücken.“
    Der Sepp schlich sich näher. Eine Laube stieß mit ihrer Hinterwand an den Zaun. Sie war sehr dicht mit sogenanntem Pfeifenholz bewachsen. Die sehr großen Blätter desselben machten ein Durchblicken unmöglich, ließen aber dafür alles hören.
    Der Alte setzte sich hart an dem Zaune ins Gras nieder. Er hatte, wie früher erwähnt, mit dem Hausmeister einige nicht sehr freundschaftliche Szenen gehabt. Vielleicht war es möglich, jetzt irgend etwas zu erlauschen, was dazu dienen konnte, diesem Manne einen Streich zu spielen. Daß da drin in der Laube ein gestohlener Wein getrunken wurde, das war ja nun bereits verraten.
    Sepp hörte das appetitliche Schlürfen. Er ballte die Faust und drohte damit nach innen.
    „Ah!“ machte es der Hausmeister. „Der ist echt.“
    „Wohl aus Frankreich?“ fragte die weibliche Stimme.
    „Natürlich. Aus der Champagne. Ich möchte wetten, von dieser Sorte kostet die Flasche zehn Gulden, wenn nicht mehr.“
    „Und da haben Sie vier Flaschen beseitigt! Das macht vierzig Gulden!“
    „Pah! Unsereiner will sich auch einmal eine Güte tun. Für das andere, was zum Frühstück gehört, haben Sie gesorgt. Uns soll es schmecken.“
    „Das war nicht schwer. Die Gnädige hat gestern abend nichts gegessen. Es kam alles wieder nach der Küche retour.“
    „Und heut wohl auch nicht?“
    „Keinen Bissen.“
    „Hm! So essen wir es.“
    „Möchte nur wissen, was es gegeben hat!“
    „Das kümmert uns jetzt nicht. Geben Sie mir von dem Schinken herüber.“
    „Da! Bitte! Aber wissen möchte ich es doch gern, was passiert ist.“
    Es erfolgte keine Antwort. Der Hausmeister schien zu kauen. Sepp fuhr mit seinem Stock vorsichtig zwischen die Blätter und bildete sich eine kleine, von innen unbemerkbare Lücke, durch welche er blickte. Die Laube war nicht groß. Es stand ein Tisch mit zwei Stühlen darin. Auf einem der letzteren saß der Hausmeister, mit vollen Backen kauend, und auf dem andern die dicke Köchin, welche der Sepp auch bereits schon einmal gesehen hatte.
    Sie mochte ungefähr dreißig Jahre alt sein, während ihr gegenwärtiger Tischgenosse jedenfalls über fünfzig zählte.
    Auf dem Tisch stand neben allerlei geraubten Eßwaren eine geöffnete Flasche Champagner; drei andere Flaschen standen als Reserve unten auf der Erde.
    „Haben Sie denn nicht erfahren können, was es war?“ fragte die Köchin.
    „Hm!“ antwortete er, weiter kauend.
    „Sie waren doch mit oben!“
    „Allerdings.“
    „Was haben Sie da gesehen?“
    „Hm!“
    „Schweigen Sie mit Ihrem Gebrumm! Wenn Sie nichts wissen, so lassen Sie mich nicht so unnötig fragen!“
    „Ich, nichts wissen! Pah!“
    „So? Da reden Sie also!“
    „Ein treuer Diener muß verschwiegen sein.“
    „Aber Champagner darf er mausen?“
    „Das ist etwas anderes.“
    „Na, ganz wie Sie wollen! Da packe

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