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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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entzückt ich bin, leider aber habe ich keine Zeit dazu. Aber sobald ich von Wien zurückkehre, werde ich ihr sofort meinen Besuch machen. Bitte, sagen Sie ihr das!“
    „Wirst du lange dort bleiben?“ fragte Walther.
    „Hoffentlich nur einen Tag.“
    „Und allein willst du reisen?“
    „Nein. Deine Mutter fährt mit. Wir haben das noch gestern abend, bevor wir uns trennten, besprochen. Natürlich setzten wir da deine Einwilligung voraus.“
    „Nach dieser darfst du gar nicht fragen. Ich habe dir nichts zu befehlen.“
    „Aber als mein Bruder darfst du verlangen, daß ich in allem deinen Rat höre.“
    „Nun, der wird bei jeder Gelegenheit gleich lauten, nämlich daß du tun sollst, was dein Herz dir gebietet, denn dieses ist dein bester und sicherster Ratgeber.“
    „So bist du also einverstanden?“
    „Gewiß.“
    „Dann reise ich beruhigt ab. Natürlich aber bitte ich dich um Verzeihung, daß du meinetwegen den heutigen Weg hast unternehmen müssen.“
    „O bitte. Hast du irgend noch einen Wunsch an mich?“
    „Für jetzt noch nicht.“
    „So ersuche ich dich, mich zu entlassen. Ich werde dann wohl noch zu der Zeit eintreffen, wenn der Schulunterricht zu beginnen hat.“
    „Ja. Daran habe ich nicht gedacht. Du sollst deine Pflicht nicht versäumen.“
    „Nun“, lächelte er. „Ich habe ja am längsten geschulmeistert.“
    „Ist's bestimmt?“
    „Ja. Ich gehe mit dem Sohn des Finken-Heiner nach dem Orient, wie du weißt. Meine gegenwärtige Stelle ist bereits wieder ausgeschrieben. Sobald der neue Lehrer ankommt, schüttle ich den Staub von den Füßen.“
    „Wird sich einer melden?“
    „Hm! Ich möchte es hoffen. Also grüß mir die Mutter! Baldiges Wiedersehen!“
    Rudolf Sandau wollte natürlich mit ihm fort. Er bot Milda bereits die Hand; da aber fügte Max hinzu:
    „Leb wohl, Rudolf! Ich habe keine Zeit. Die Kinder dürfen nicht sagen, daß ihr Lehrer weniger pünktlich sei als sie.“
    Damit war er zur Tür hinaus.
    „Na“, meinte Sandau verwundert, „gar so eilig ist's doch nicht! Jetzt wird er beinahe rücksichtslos.“
    „O nein“, antwortete Milda. „Ich glaube vielmehr, daß er es gut meint. Er will mir wohl Gelegenheit geben, mich noch einmal bei Ihnen zu entschuldigen. Nicht wahr, Sie verzeihen mir?“
    Sie streckte ihm das Händchen entgegen und blickte ihm mit milder Bitte in die Augen. Er ergriff ihre Hand. Er antwortete nicht sogleich. Sein Auge wurde dunkler. Es war ihm anzusehen, daß er mit einer tiefen, tiefen Bewegung kämpfte.
    „Gnädiges Fräulein“, sagte er endlich. „Sie handeln, wie Ihr Gewissen es Ihnen gebietet. Das ist wahr. Aber grad darum denke ich, daß es nicht ganz so schlimm werden soll, wie Sie jetzt denken. Sie haben vorhin gesagt, Gott werde helfen, und ich bin überzeugt, daß er helfen wird.“
    „Ja, er hilft stets, freilich oft auf eine ganz andere Weise, als wir es wünschen.“
    „Haben Sie bereits einen Plan für die Zukunft entworfen?“
    „Nein. Ich überstürze mich nicht. Ich habe das ja nicht nötig. Die Forschungen nach Sandau können ja Monate, vielleicht Jahre in Anspruch nehmen. Brot- und obdachlos werde ich also nicht so schnell werden.“
    „Gott sei Dank! Es ist mir wirklich beinahe angst geworden.“
    „Sie Guter! Freilich ist es möglich, daß der Gesuchte auch recht rasch gefunden wird, denn es gibt einen, welcher suchen will. Und grad dieser hat die Macht, welche zum schnellen Finden gehört.“
    „Wer ist das?“
    „Der König.“
    „O weh!“
    Er dachte daran, daß der König ja ganz genau wußte, wo die Gesuchten sich befanden.
    „Bedauern Sie das?“ fragte sie.
    „Ja und nein. Ich habe zweierlei Standpunkte und weiß wirklich nicht genau, auf welchen ich mich stellen soll.“
    „Natürlich auf den der Ehrlichkeit.“
    „Das versteht sich von selbst. Hat Ihnen der König nicht geraten, sich an einen Rechtsgelehrten zu wenden? Vielleicht könnten Sie das Vermögen oder doch einen Teil desselben retten.“
    „Danke! Hier gibt es nichts zu retten. Was mir nicht gehört, das mag ich unter keinen Umständen behalten.“
    „Sie haben jedenfalls recht. Wenn es möglich wäre, daß meine Ehrerbietung für Sie sich steigern könnte, so würde ich Sie mit größerer Hochachtung verlassen als ich mitgebracht habe. Möge Ihr Weg sich wie immer gestalten, mich werden Sie nicht brauchen; aber ich bitte Sie dennoch, zuweilen daran zu denken, wie sehr ich Ihnen ergeben bin.“
    „Das werde ich tun, mein guter Herr

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