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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich wieder ein und geh fort.“
    Sie stand auf.
    „Halt! Milka, bleiben Sie doch!“
    „Fällt mir nicht ein!“
    „Unsinn! Sie wissen ja, wie gern ich Sie habe!“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Donnerwetter! Ich dachte, Sie könnten mir das glauben.“
    „Ich habe gar keinen Grund dazu.“
    „So! Weiß schon! Sie haben es auf den Jäger abgesehen. Ich bin Ihnen zu alt.“
    „Der Jüngste sind Sie freilich nicht. Und Unsereins ist doch – na!“
    „Was denn?“
    „Schauen Sie mich doch an! Was soll ich, wenn ich heirate, mit einem alten Manne machen? Ihn etwa totpflegen, wenn er die Auszehrung bekommt!“
    Sie pflanzte sich mit ihrer fetten, breiten, mehr als üppigen Gestalt nahe vor ihn hin. Seine Augen verschlangen die Einzelheiten ihrer kolossalen weiblichen, überreifen Schönheit.
    „Sehe ich aus wie Auszehrung?“ fragte er.
    „Jetzt noch nicht.“
    „Aber Sie meinen, daß ich sie noch bekommen könnte?“
    „Vielleicht.“
    „Alle Teufel! Jeder andre kann sie ebenso gut bekommen. Setzen Sie sich nieder, Milka. Heut paßt es wie noch nie. Heut wollen wir uns verständigen.“
    Sie setzte sich, brummte aber widerwillig vor sich hin:
    „Das müßten Sie anders anfangen.“
    „Wie denn?“
    „Sie reden mir immer von Ihrer großen Liebe und vom Heiraten vor. Aber ist das Liebe, wenn Sie mir nicht einmal eine Frage beantworten!“
    „Fremden teile ich mich nicht mit.“
    „Bin ich denn eine Fremde?“
    „Gewiß. Wenn Sie meine Braut sein wollten, so bräuchte ich kein Geheimnis vor Ihnen zu haben.“
    „Sie würden auch nichts sagen.“
    „Alles, alles!“
    „Ist das denn so viel?“
    „Mehr als Sie denken. Oh, ich kenne Geheimnisse – Geheimnisse!“
    „Tun Sie doch nicht so wichtig!“
    Und trotz dieser Worte waren ihre Augen mit einem wirklich gierigen Ausdruck auf ihn gerichtet. Sie gehörte zu denjenigen zarten Wesen, deren größtes Vergnügen im Klatschen besteht und welche davon fett zu werden scheinen.
    „Ich kann wohl wichtig tun. Oh, wenn ich wollte!“
    „Was wäre da? Was?“
    „Vielerlei, was ich jetzt nicht sagen kann. Sie halten es ja mit dem Jäger.“
    „Das ist nur aus Spaß und zum Zeitvertreib.“
    „So! Warum machen Sie da nicht mit mir auch solchen Spaß?“
    „Weil Sie zu alt und zu ernst dazu sind.“
    „So! Zu alt bin ich noch nicht. Ich befinde mich in den besten Mannesjahren, und jede Frau wird mit mir zufrieden sein. Ihr Jäger bekommt nicht halb so viel Gehalt wie ich, und wenn ich will, so muß mich der Baron so ausstatten, daß ich im Leben gar nichts mehr zu machen brauche.“
    „Schneiden Sie nicht auf!“
    „Es ist die Wahrheit.“
    „Der Baron, der Geizhals! Ihnen so viel geben!“
    „Ganz gewiß.“
    „Warum denn?“
    „Weil ich ihn zwingen kann.“
    „Aber womit?“
    „Ich werde mich hüten, es Ihnen zu sagen!“
    „Es erfährt's ja niemand von mir!“
    „Trotzdem! Das sind Sachen, die man höchstens seiner Frau mitteilen darf.“
    „So! Das müssen sehr wichtige Sachen sein.“
    „Gewiß. Wollen Sie denn wirklich den Jäger heiraten?“
    „Das kann mir gar nicht einfallen.“
    „Es hat aber ganz das Aussehen.“
    „Unsinn. Er ist fünfundzwanzig und ich einunddreißig. Das wäre eine schöne Ehe. Und bei seiner Gage müßte man ja verhungern.“
    „Oder wollen Sie gar nicht heiraten?“
    „Ich will es nicht verreden. Ich habe den Dienst satt. Ich will auch einmal meine eigene Wirtschaft haben!“
    „Nun, warum greifen Sie da nicht zu! Die können Sie bei mir sofort haben.“
    „Wenn's wahr ist!“
    „Der Teufel soll mich holen, wenn ich lüge!“
    Da rückte sie ihren Stuhl näher zu dem seinigen heran, goß ihm sein Glas voll, stieß mit ihm an und sagte:
    „Wenn man Ihnen trauen könnte!“
    „Warum sollten Sie nicht?“
    „Ich habe mir immer gedacht, daß Sie mir nur was weismachen wollen. Ein Hausmeister hat etwas zu bedeuten. So einen Posten bekommt nicht jeder. Sie sind mir natürlich viel lieber als der Jäger; aber ehrlich müssen Sie es meinen.“
    „Sagen Sie jetzt die Wahrheit?“
    „Ja.“
    Da ergriff er sie bei den fetten Armen, zog sie näher an sich und sagte:
    „Milka, ich habe dich ungeheuer lieb. Ich sage dir, daß ich ganz vernarrt in dich bin. Willst du mir auch gut sein?“
    „Ja, aber heiraten!“
    „Natürlich!“
    „Und bald!“
    „Versteht sich! Also sag's, willst du mich liebhaben?“
    „Wenn's so steht, ja.“
    „So gib mir einen Kuß!“
    Es klatschte wie mit einer

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