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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einen Vater zu denken.“
    „Milda!“ fuhr er zornig auf.
    „Was?“ fragte sie, ihn fest anblickend.
    „Solche Beleidigungen verbitte ich mir.“
    „Für Sie ist keine Beleidigung möglich. Sie sind ehrlos.“
    „Mädchen! Vergiß nicht, daß ich dein Vater bin!“
    „Sie sind es nie gewesen.“
    „Ich habe das Recht, dich zu züchtigen!“
    „Ich bin für mündig erklärt und habe auch meine Vorbereitungen so getroffen, daß ich ganz gut imstande bin, mich gegen einen etwaigen brutalen Angriff zu verteidigen.“
    Sie tat, als ob sie mit der Hand nach der Tasche fahren wollte. Sie hatte keine Waffe mit. Ihr Schutz stand draußen im Nebenzimmer. Sie machte aber diese Handbewegung, um ihn irre zu führen.
    „Hast du etwa einen Dolch bei dir?“ fragte er in höhnischem Ton. „Oder einen Revolver? Vielleicht gar eine Dynamitpatrone! Das wäre freilich das beste Mittel, sich dem strafenden Arm des Vaters zu entziehen.“
    „Wie ich mich verteidigen werde, das ist jetzt gleichgültig; es genügt, daß ich mich zu schützen vermag. Einem solchen Mann gegenüber ist es geraten, alle möglichen Vorsichtsmaßregeln zu ergreifen.“
    „Das klingt ja grad, als ob ich ein wirklicher Rinaldo Rinaldini sei!“ lachte er auf.
    „Viel weniger sind Sie nicht, wie ich Ihnen beweisen werde.“
    „Himmeldonnerwetter! Mädchen, laß die Beleidigungen sein!“
    „Und Sie die Drohungen. Hören Sie lieber zu!“
    Sie zog den Brief ihrer Mutter vor und las ihn laut. Er hörte ruhig zu. Als sie zu Ende war, setzte er sich nieder, zog die Spitzen seines Bartes aus und sagte:
    „Das soll deine Mutter geschrieben haben?“
    „Ja.“
    „Und daraufhin hast du das Testament hier in diesem Buch gesucht?“
    „Ja.“
    „Hm! Ich könnte das alles in Abrede stellen; aber ich bin mir keiner Schuld bewußt und will also zugeben, daß dieses Testament von jener alten Tante verfaßt worden ist. Glücklicherweise aber hat sie sich anders besonnen und dann ihre Marotte aufgegeben. Sie hat ein anderes Testament machen lassen und in demselben deine Mutter als Universalerbin eingesetzt.“
    „Wie kommt es da, daß sie das alte Testament nicht vernichtet hat?“
    „Sie hat das ja getan.“
    „Wieso? Hier habe ich es ja!“
    „Sie hat noch mehr getan, als es nur zu vernichten – sie hat es mir gegeben. Es verstand sich ganz von selbst, daß es da am besten aufgehoben war.“
    „Eine sehr gute Ausrede!“
    „Keine Ausrede, sondern die Wahrheit.“
    „Eine Lüge, eine ganz freche Lüge ist es! Ich kann das beweisen. Denn dieses Testament, von welchem Sie behaupten, es von der Tante empfangen zu haben, ist ihr gestohlen worden.“
    „Ah! Das ist romantisch!“ lachte er.
    „Mehr als das. Es ist höchst tragisch. Es war in ihrer Schatulle verschlossen.“
    „Wer soll es gestohlen haben?“
    „Ein Mensch, der zu diesem ganz bestimmten Zweck in ihre Dienste trat.“
    „So! Sonderbar!“
    „Der aber eigentlich in Ihren Diensten stand, Herr Baron.“
    „Milda, was fällt dir ein!“
    „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich nicht nach Wien gekommen bin, um mit Ihnen über Einfälle zu sprechen. Es handelt sich um Tatsachen.“
    „Wenn das mit jenem Diener wirklich eine Tatsache sein soll, so müßte ich ihn doch kennen. Ich habe aber niemals einen Menschen bei mir gehabt, welcher später in den Dienst der Tante getreten wäre.“
    „O doch! Einer war es.“
    „Wie hieß er denn?“
    „Es ist der gegenwärtige Hausmeister.“
    „Sapperment! Das ist eine Lüge.“
    „Leugnen Sie immerhin! Die Wahrheit wird ihnen bewiesen werden. Dieser Mensch hat das richtige Testament gestohlen und das falsche an dieselbe Stelle gelegt.“
    „Ach so! Woher soll er denn das falsche gehabt haben?“
    „Er verfertigte es selbst.“
    „So! Dazu gehört sehr viel.“
    „Oh, er war Autographensammler und hatte eine große Fertigkeit in der Nachahmung fremder Handschriften. Er hat ja auch jenen Brief geschrieben, in welchem Sandau den Verkauf geheimer Aktenstücke angeboten haben soll.“
    Jetzt wurde der Baron leichenblaß.
    „Mädchen!“ stieß er mit gepreßter Stimme hervor. „Höre ich denn recht?“
    „Ja, ganz recht.“
    „Woher willst du das wissen?“
    „Von ihm selbst.“
    „Hat er es denn gesagt?“
    „Ja. Er hat es sogar der Köchin erzählt. Er will sie heiraten und hat mit ihr ausgemacht, Sie zu zwingen, ihnen eine Ausstattung zu geben.“
    „Den Teufel sollen sie haben!“
    „So werden sie alles verraten.“
    „Kein

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