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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mensch wird auf ihre Hirngespinste etwas geben.“
    „So! Auch auf die Bescheinigung nicht, welche der Hausmeister von Ihnen in den Händen hat?“
    „Donnerwet –“
    Er taumelte förmlich zurück.
    „Sehen Sie, wie die Schuld Ihnen auf dem Gesicht geschrieben steht!“ rief sie aus.
    „Schuld, Schuld!“ knirschte er. „Von einer Schuld ist keine Rede. Es ist alles Lug und Trug. Die Bescheinigung ist nachgemacht, ist gefälscht. Du hast ja selbst gesagt, daß dieser Kerl, der Hausmeister, die Handschriften anderer nachzumachen verstehe.“
    „Diesmal aber ist es keine Fälschung, denn die Aussage eines gewissen Hermann Arthur Willibold Keilberg stimmen ganz genau damit überein.“
    „Keilberg! Wer – wer – wer –?“
    Er griff sich mit der Hand an den Kopf. Der Schreck schien ihm das Gedächtnis zu rauben.
    „Wer er ist? Wollen Sie fragen? Besinnen Sie sich nur!“
    „Ich kann mich nicht besinnen. Ich habe niemals einen Menschen dieses Namens gekannt.“
    „Denken Sie an jenen Unteroffizier, welcher in Sandaus Büro beschäftigt war!“
    „Kenne ich nicht.“
    „Er stahl Sandau die Aktenstücke, welche Sie dann zum Verderben des ersteren benutzten.“
    „Alle Teufel! Mir wird ganz schlimm zumute! Ich weiß ja von alledem kein Wort!“
    „Auch nicht davon, wie Herr von Schöne gezwungen wurde, sich zu erschießen?“
    „Nein.“
    „Und wie kam es, daß Herr von Selbmann in der Schweiz verunglückte?“
    „Wie soll ich davon wissen?“
    „Sie standen doch in der Nähe.“
    „Ich? Sapperment! Wer behauptet das!“
    „Ich weiß es, ich weiß alles!“
    „Nichts, gar nichts weißt du. Der Hausmeister hat sich eine Lüge ausgesonnen und dir aus irgend einem Grund aufgebunden! Glaubst du es, so ist es deine Schuld.“
    „Ich glaube es allerdings.“
    „Meinetwegen! Was geht es mich an!“
    „Ungeheuer viel, denn es wird Ihnen natürlich an den Kragen gehen.“
    „Mir? Das ist lächerlich!“
    Er lachte laut und höhnisch auf.
    „Wollte Gott, es wäre lächerlich!“ antwortete sie in furchtbarem Ernst. „Ich möchte mein Leben hergeben, wenn es mir damit möglich würde, zu beweisen, daß alle diese Anschuldigungen Lügen seien. Eben das, daß es die Wahrheit, die reine, unumstößliche Wahrheit ist, das macht mich so namenlos unglücklich. Mein Vater ein Dieb, ein Fälscher, ein Mörder, ein – o Gott, es gibt kein Wort, auszusagen, was für ein fürchterlicher, entsetzlicher Jammer das ist.“
    Sie rang die Hände. Anstatt von ihrem Schmerze gerührt zu werden, verstockte ihn derselbe noch mehr. Die Worte, welche sie aussprach, erregten seinen Grimm. Er zog die Stirn in düstere Falten und sagte:
    „Mädchen, halte ein! Keine Tochter würde das von ihrem Vater glauben! Eine jede würde ihn verteidigen. Nur du, du allein bist so herz- und gewissenlos, mich zu verdammen, ohne dich vorher überzeugt zu haben.“
    „Ich habe mich überzeugt.“
    „So! Wirklich?“
    Es war ein höhnischer, stechender Blick, den er auf sie warf.
    „Ja, es gibt keinen Zweifel mehr. Sie sind ein Verbrecher, wie ich noch keinen gesehen habe. Nicht einmal gelesen habe ich von einem Sünder, der mit Ihnen zu vergleichen wäre.“
    Er holte tief Atem, und fast zischend erklang seine Frage:
    „So bin ich also ein ganz und gar entsetzlicher Mensch?“
    „Ja. Ihre Reuelosigkeit ist das Allerschlimmste an Ihnen. Sie macht Sie zu einem geradezu diabolischen Menschen.“
    Da leuchtete sein Blick in wildem Haß auf. Er sagte:
    „Diabolisch, also teuflisch bin ich? Nun gut, so sollst sehen, daß ich auch ein Geständnis ablegen kann. Deine Mutter war eine Tränendrüse, eine Heulmeierin, mit der ich die miserabelste Ehe führte. Sie entzog mir die Disposition über dein Vermögen. Ich habe bis heut in voller Abhängigkeit von dir leben müssen, und du hast mich diese Abhängigkeit bitter empfinden lassen.“
    „Wäre ich nicht sparsamer gewesen, so wäre ich heut bankrott“, fiel sie ein.
    „Darüber streite ich nicht. Ich bin wie dein Sklave gewesen. Du bist das Ebenbild deiner Mutter, und ich hasse dich ebenso, wie ich diese gehaßt habe. Du hast alle Absichten, welche ich mit dir hegte, vereitelt. Du nennst mich nicht mehr deinen Vater. Nun wohl; ich habe gar nichts dagegen. Ich sage dir aufrichtig, daß ich dich nie geliebt habe. Und weil du eine gar so fromme Tugendheilige bist, kann ich dich am besten dadurch strafen, daß ich dir aufrichtig gestehe, was ich getan habe. Du kannst dann in das Kloster

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