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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Wien.“
    „Bist du des Teufels!“
    „Nein, sondern aber Eile hab ich. In drei Viertelstunden geht der Zug ab.“
    „Ich habe aber keine Zeit. Ich bin ungeheuer beschäftigt!“
    „Ich auch. Darum passen wir zusammen. Lassen Sie hier alles liegen. Sie sollen mit nach Wien, um als Notar ein Geständnis eines Mörders aufzunehmen, damit es vor Gericht seine Gültigkeit habe.“
    „Redest du im Ernst?“
    „Freilich.“
    „Kannst du dich denn nicht an einen dortigen Notar wenden?“
    „Ja, aber das möcht ich nicht gern, weil es sich um die gnädige Baronesse handelt. Ihr Vater ist nämlich der Mörder.“
    Da sprang der Advokat vom Stuhl auf und blickte ihm ungläubig ins Gesicht.
    „Ja, ja!“ nickte Sepp. „Sie ist vorhin fort, um ihm die Strafpredigt zu halten, und ich muß aber auch dabei sein. Darum muß ich gleich mit dem nächsten Zuge fort. Die Baronessen hat's sich nicht überlegt, daß sie mit ihrem Zug erst nach Prag muß, und nachher geht er über Brunn nach Wien. Der nächste Zug aber geht über Pilsen direkt nach Wien, und so werden wir noch eher dort sein als sie.“
    „Aber Sepp, ich begreife das nicht. Willst du mir denn nicht erst die nötigen Mitteilungen machen?“
    „Dazu hab ich halt jetzt keine Zeit, oder vielmehr Sie haben keine. Ziehens sich nur rasch an, damit wir den Zug nicht versäumen. Ich lauf indessen nach dem Bahnhofen und lös die Billeten.“
    „Gut! Aber zweiter Klasse!“
    „Weil ich keinen Frack anhab? Nein, ich nehm erster Klasse. Wann ich mit so einem Herrn fahr, wie Sie sind, so laß ich schon gern ein Geldl springen.“
    „Weißt du, wann wir zurückkehren werden? Ich muß mich danach einrichten.“
    „Schon morgen, wie ich hoffe. Nehmen 'S aber Ihren Notariatsstempel mit und was alles zu einem Protokollen gehört, damit nix versäumt wird. Unterwegs werd ich Ihnen so viel derzählen, daß sie wissen, um was es sich handelt.“
    Er ging fort, um die Billets zu besorgen. Der Rechtsanwalt traf zur rechten Zeit ein, und nun dampften sie ab nach Wien. Der Sepp hatte durch ein gutes Trinkgeld an den Schaffner dafür gesorgt, daß sie das Coupé allein behielten und also ungestört miteinander verhandeln konnten.
    Der Notar erstaunte nicht wenig über das, was er hörte. Als der Sepp mit seinem Bericht zu Ende war, fragte er:
    „So! Nun wissen 'S halt alles, was Sie wissen müssen. Was sagen 'S dazu?“
    „Zunächst muß ich sagen, daß ich dir sehr dankbar bin, daß du dich in dieser Angelegenheit an mich gewendet hast. Sie wird mir voraussichtlich von großem Nutzen sein.“
    „Das hab ich wußt. Warum sollt ich zu einem andern gehen? Ich weiß nicht mal, ob ich in Wien Zeit hab, einen Notar zu suchen und zu unterrichten. Und mit Ihnen hab ich bereits zu viel zu tun habt und kenne Sie so genau, daß es am besten war, mich an Sie zu wenden. Nun sagen 'S aber auch, was Sie raten!“
    „Hm! Ehe ich einen Rat erteilen kann, muß ich erst wissen, was die Baronesse eigentlich beabsichtigt.“
    „Ja, das weiß ich auch nicht genau. Ich hab mit ihr nicht sprechen könnt, bevor sie abreist ist.“
    „Wenigstens müßte man wissen, wie sie über ihren Vater denkt.“
    „Sie wird Gerechtigkeit von ihm verlangen.“
    „Aber ihn doch schonen.“
    „So weit es geht, ohne andern zu schaden, ja. Meinen 'S, daß der Baron noch bestraft werden kann?“
    „Nein, denn die Verjährung ist eingetreten.“
    „Aber in Haft kann er nommen werden?“
    „Ja. Er kann so lange inhaftiert werden, bis die nötigen Schritte getan sind, die Unschuld jenes Herrn von Sandau zu beweisen. Dann freilich wird man ihn wieder entlassen müssen.“
    „Und worin wird dieser Beweis bestehen?“
    „Er wird kriminaliter vorgenommen und verhört. Es wird ihm ein Geständnis abgezwungen.“
    „Aber wann er nicht gesteht?“
    „Oh, es sind ja zwei Zeugen da, der Hausmeister und jener Keilberg.“
    „Vielleicht leugnet er dennoch.“
    „So wird das Urteil aus Indizien gefolgert. Wie die Sachen stehen, muß er unbedingt überführt werden.“
    „Hm! Und sodann muß man ihn wieder frei lassen. Ich habe mir denkt, daß es viel besser sei, man nimmt ihn gar nicht gefangen und bringt ihn dazu, freiwillig ein Geständnis abzulegen.“
    „Wie wolltest du das anfangen?“
    „Das wird der Wurzelsepp schon fertigbringen. Da haben 'S nur keine Angst. Sie haben nur dafür zu sorgen, daß Sie gleich da sind, um das Geständnis zu Protokoll zu nehmen und die Wahrheit desselben als Notar zu

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