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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nahm es in seine beiden Hände.
    „So bist mir also nicht bös?“
    „O nein. Wie könnt ich das, wannst mich hast beschützen wollen. Aber wannst da hinter einer jeden gehen wollst, so hättst gar viel zu tun.“
    „Hinter einer jeden? Das tät mir gar nie einfallen. Hinter keiner anderen. Du bist die einzige, bei der ich es tun kann.“
    „Jetzund sagst wohl wiederum eine Unwahrheiten.“
    „Nein, gewiß nicht.“
    „Es wird schon auch andere geben, die du gern beschützen tätst.“
    „Ich weiß keine. Es gibt ja überhaupten keine, die um Mitternacht fast eine halbe Stunde weit durch den Wald läuft, um einer kranken Frauen Hilf zu bringen.“
    „Ich hab's gar gern tan. Die da unten im Erlengrund, in der alten Mooshütten, worein der Regen lauft, haben jetzund gar sehr zu leiden. Er, der Holzknecht, ist krank, und sie hat zu denen fünf kleinen Kindern das sechste bekommen. Da gibt's große Not und kleine Bissen. Der Förster ist ein Geizhals, der gibt keinen Pfennig und kein Krümerl Brot. Und da muß ich, damit er es nicht bemerkt, des Nachts zu der armen Frauen, wann ich sie besuchen will.“
    „Und nimmst ihr das Essen mit, wovon du satt werden sollst.“
    „Es reicht schon aus“, antwortete sie, indem sie den Blick zu Boden senkte.
    „Nein, es reicht nicht aus. Der Förster ist bekannt allüberall. Er läßt sich wegen eines Pfennigs ein Loch ins Knie bohren. Du hast ihm die ganze Wirtschaft zu führen und bekommst nicht satt zu essen und auch keinen Lohn, weil er dein Oheim ist.“
    „Wie? So sprechen die Leutln?“
    „Ja. Haben's etwa nicht recht?“
    „So schlimm ist's nicht, wie du es machst.“
    „Gradso schlimm ist's, und vielleichten noch schlimmer. Du aber bist die Sanfte und Gute, die es verbirgt und es nicht wissen lassen will.“
    „Und doch reicht es aus, daß ich auch mal was verschenken kann.“
    „Ja, weilst in der Nacht an der Stickerei sitzt und nachher die Arbeit zur Stadt bringst, um dir ein paar Groscherln zu verdienen.“
    „Auch das weißt du?“
    „Ich weiß alles.“
    „Von wem?“
    „Von – von niemand.“
    „Es muß dir's doch jemand sagt haben!“
    „Niemand hat's mir sagt. Weißt, wann man jemand gern hat, so braucht man von anderen gar nix zu hören, man weiß es doch. Da hört das Ohr doppelt scharf, und das Auge sieht dreimal besser als sonsten.“
    Sie entzog ihm die Hand von neuem.
    „Geh fort! Bist doch ein Hallodri! Wast da sagst, das gilt nix, gar nix!“
    „So! Magst's also nicht leiden, daß ich dich gern hab?“
    „Es ist doch gar nicht wahr!“
    „Willst's nicht glauben? Ja, zum Glauben kann man niemand zwingen. Aber als du vorhin von dera armen Frauen sprachst, da hab ich denkt, daß ich der auch wohl was geben könnt.“
    „Was denn?“
    „Ein Brot und noch was dazu und auch wohl ein Markerl, daß sie sich einen Kaffee dazu machen kann.“
    Da glänzten ihre Augen freudig ihm entgegen.
    „Das willst ihr geben, wirklich?“
    „Ja, gern.“
    „Aber du hast selbst nix dazu? Bist ja nur der Knecht. Geld hast wohl, das weiß ich, denn du bist ein gar Sparsamer. Aber das Brot und das andre kannst doch nicht daheim entwenden?“
    „Ein Dieb bin ich nicht, nein; aber ich weiß es schon auch ehrlich zu bekommen. Nur die Hauptsach weiß ich nicht.“
    „Was denn?“
    „Wie es die arme Frauen von mir erhalten soll.“
    „Ja, da ist's gefehlt. Du kannst doch nicht zu ihr.“
    „Einen Rat wüßt ich wohl, aber ich hab gar nicht das Herz, davon zu reden.“
    „Kannst immer sprechen.“
    „Nein. Ich muß doch schweigen.“
    „Warum denn.“
    „Weilst's mir übelnehmen könnst.“
    „Dir? Nein, Fritz, auf dich kann ich nicht bös werden, gewiß nicht.“
    „So, dann sag mir mal, wannst wiederum hinunter in den Erlengrund gehest.“
    „Ich wollt heut hinab.“
    „Wieder so spät?“
    „Ja; ich kann nicht eher, als bis der Oheim schlafen gangen ist.“
    „Wann ich dir da meine Sachen bringen könnt, daßt sie der Frau mitnehmen magst.“
    Sie bemerkte gar nicht, daß er nur bezweckte, ihr eine freundliche Schlinge zu legen. Sie antwortete vielmehr, schnell bereit:
    „Warum solltest das nicht können?“
    „Weil ich dich doch damit nicht belästigen darf. Oder doch?“
    „Jawohl, darfst mich belästigen. Ist's denn überhaupt eine Last, wann man einer Kranken Hilf bringen kann? Nein, ein Vergnügen ist's, das größte Vergnügen, was es nur geben kann.“
    „Also willigst ein?“
    „Ja, sehr gern.“
    „Wann soll ich es da bringen

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