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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufspringend und nach der Tür eilend.
    „Der Ludwig soll es sein?“ fragte ihre Mutter. „Der hat keine solche Stimme wie ein alter Papagei.“
    „Er macht es doch nach. Komm herein!“
    Jetzt nun freilich öffnete er die Tür sperrangelweit. Ja, Ludwig war es. Mit glückstrahlenden Augen betrachteten sich die beiden.
    „Gisela!“
    „Ludwig!“
    Nach diesen beiden Ausrufen hatten sie einander beim Kopf. Dabei aber reichte er auch ihrer Mutter die Hand.
    „Grüß Gott, Bäuerin!“ sagte er. „Da bin ich wieder mal zu sehen.“
    „Um Gottes willen! Mein Mann hat es ja verboten!“ sagte sie ängstlich.
    „Ich mach mir nix daraus!“
    „Aber wir müssen doch gehorchen.“
    „Niemand kann uns zwingen. Übrigens ist er gar nicht daheim.“
    „Das weißt du schon?“
    „Ja. Er ist mir ja begegnet.“
    „Hat er dich gesehen?“
    „Man sollte es denken, denn er hat mich beinahe niedergeritten. Aber es schien ganz so, als ob er mich gar nicht angesehen habe. Er ritt Galopp, daß die Funken flogen. Darf ich mich ein Wengerl setzen?“
    „Meinetwegen, ja. Aber wenn mein Mann es erfährt, so geht es uns schlimm.“
    „Ich nehm's auf mich.“
    „Das kannst du nicht.“
    „Wer weiß.“
    „Du bist nur seit zwei Tagen fort und doch haben wir so viel Schlimmes indessen erlebt. Heut kommen die Osecs.“
    „Das weiß ich, und eben darum komme ich auch.“
    „Um Gottes willen! Wenn sie dich sehen!“
    „So brauch ich mich nicht zu schämen.“
    „Aber sie sagen es meinem Mann.“
    „Mögen sie! Ich sage es nochmals, daß ich alles auf mich nehme.“
    „Laßt das jetzt!“ meinte Gisela. „Komm her, Ludwig. Setz dich nieder und erzähle uns, was du seit dem Montag alles begonnen hast!“
    Sie zog ihn an den Herrschaftstisch. Ihre Mutter schüttelte den Kopf dazu, ließ es aber doch nicht nur geschehen, sondern setzte sich auch selbst mit hin.
    „Dazu bin ich nicht gekommen“, sagte er. „Ich komme, um zu derfahren, wie es auf dem Kery-Hof geht.“
    „Nicht besser, sondern eher schlechter als bisher. Vorhin zum Beispiel hat der Vater einen Brief bekommen und sogleich das Reitpferd bestellt. Wohin er ist, das wissen wir nicht. Das Pferd, es mußte in fünf Minuten gesattelt dastehen.“
    „Vielleicht holt er den Freier für dich.“
    „Nein. Das war etwas ganz anderes. Es ist ein Unglück geschehen.“
    „Welches?“
    „Es ist – es sind – Mutter, darf ich ihm den Brief zeigen?“
    „Ich glaube nicht, daß ich das erlauben darf. Der Vater darf es nicht einmal wissen, daß wir ihn in den Händen gehabt haben.“
    Ludwig schüttelte lachend den Kopf.
    „Dank schön! Ich brauch ihn gar nicht zu lesen. Ich weiß doch, was drinnen steht.“
    „Unmöglich!“
    „Ganz gewiß.“
    „Es ist etwas, was du nicht wissen kannst.“
    „Wollen wir wetten?“
    „Um was?“
    „Um ein Busserl. Wer verliert, der hat's zu geben.“
    „Das könnt man schon versuchen. Teuer ist das nicht.“
    „Also machst mit?“
    „Wenn die Mutter es erlaubt.“
    „Ihr seid kleine Kinder“, antwortete diese, trotz dieser Worte gerührt über das Glück, welches diese beiden fühlten, daß sie sich nach einer so ewig langen Trennung von zwei Tagen wieder sahen.
    „Also sie hat nichts dagegen“, sagte Gisela. „Die Wette ist also angenommen.“
    „Schön! So kann es also beginnen.“
    „Ja; aufgepaßt Ludwig! Was steht in dem Brief?“
    „Grobheiten.“
    „Das genügt nicht. So etwas kann man sehr leicht erraten, wenn man weiß, daß der Vater so in Aufregung gewesen ist.“
    „Gut, so sage ich also weiter: altes Papier.“
    „Was? Wie?“
    „Alte Lumpen.“
    „Mutter! Hörst du es? Er weiß es!“
    „Weiter!“ lachte Ludwig. „Also erst, was nix wert ist, Papier und Lumpen. Sodann aber viel Besseres, nämlich Geld.“
    „Wieviel?“
    „Fünfzehntausend Gulden.“
    „Mein Gott! Er weiß wahrhaftig alles! Ludwig, wer hat es dir gesagt?“
    „Niemand!“
    „Weißt du auch, um was es sich handelt?“
    „Ja. Um ein Schmuggelgeschäft.“
    „Denke dir, Mutter! Auch das weiß er!“
    „Dein Vater soll Lumpen und Makulaturpapier eingepackt und dafür fünfzehntausend Gulden verlangt haben.“
    „Nun bekommt er sie nicht?“
    „Nein.“
    „Das klingt ja ganz so, als ob er ein Betrüger sei.“
    „Freilich. Der Kaufmann hält ihn für einen solchen. Und darum reitet er Hals über Kopf hin, um seine Ehre zu retten.“
    „Wird ihm das gelingen?“
    „Ja. Er ist unschuldig. Er ist selbst betrogen

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