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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Verzeihung, sonst –“
    Er trat in drohender Haltung auf Ludwig zu.
    „Sonst?“ fragte dieser ruhig, dem Mann lächelnd in das Gesicht blickend.
    „Sonst – schlage ich dich nieder, wie einen Hund, der mich angebellt hat!“
    „Schön! Das kannst ja tun. Hier stehe ich, und nun schlag zu!“
    Er trat einen Schritt vorwärts. Der Alte holte wirklich aus, aber sein Sohn ergriff ihn am Arm und sagte:
    „Halt, Vater! Willst du dich wirklich an einem fortgejagten Knecht vergreifen? Das ist der Kerl doch gar nicht wert. Wir sind viel zu gut und viel zu vornehm für so einen Lumpen.“
    „Vornehm? Ihr?“ lachte Ludwig. „Ja, eure Vornehmheit ist außerordentlich. Ihr seid unter den Bauern so vornehm, wie der Wiedehopf unter denen Vögeln. Aber du hast mich einen Lumpen nannt. Meinst, daß ich das dulden werde? Ich fühle mich nicht zu vornehm, dir dafür den Dank sogleich abzuzahlen. Hier hast ihn!“
    Er gab ihm eine so gewaltige Ohrfeige, daß der Getroffene sich um sich drehte und sodann in die Stube fiel.
    „So!“ fuhr er fort. „Und wer noch ein ungrades Wort sagt oder gar mich angreifen will, den werfe ich an die Wand, daß er gleich dran hängen bleibt!“
    Die Bäuerin zitterte vor Angst. Sie ergriff seine Hand und bat:
    „Ludwig, sei vorsichtig. Du weißt ja gar nicht, was darauf folgen wird.“
    „Was darauf folgen wird, oh, das weiß ich schon. Ausreißen werden's und eine Hand werden's ballen in dera Taschen. Doch mit mir sich raufen, das werden's schön bleiben lassen.“
    Der junge Osec hatte sich wieder aufgerafft. Sein Gesicht glühte infolge des erhaltenen Schlags, dasjenige seines Vaters aber vor Grimm über die seinem Sohn widerfahrene Züchtigung. Er ballte die Fäuste, schüttelte wie kampfbereit die Arme und schrie:
    „Hund elender! Du wagst es, dich an uns zu vergreifen. Ich werde –“
    Da unterbrach ihn Ludwig mit donnernder Stimme.
    „Was wirst? Nix wirst! Wannst nochmals so ein Wort sagst wie ‚Hund‘, so erhältst ganz ebenso eine Maulschelle wie dein armseliger Bub, dem ganz recht geschehen ist! Ich werd euch zeigen, wie solche Leut von eurem Schlag behandelt werden müssen!“
    „So hau doch mal her!“
    Er wollte hart an Ludwig herantreten; aber der Sohn hielt ihn abermals zurück und warnte:
    „Laß ihn, Vater! Du weißt ja, daß die Dummen gewöhnlich stärkere Fäuste haben als die Klugen. Wer Dreck angreift, der besudelt sich nur. Es gibt ein Mittel, ihn zu bestrafen; das ist besser als eine Rauferei.“
    „Welches meinst du?“
    „Wir zeigen ihn bei Gericht an. Da wird er eingesteckt.“
    „Ja, da hast du recht. Es gibt noch Gesetze, welche einen braven Mann beschützen.“
    „Ja, das ist wahr“, lachte Ludwig. „Daß es solche Gesetze gibt, werdet ihr sehr bald derfahren, wohl noch viel eher, als ihr denkt und als euch lieb ist. Freilich, wer das ist, den diese Gesetze beschützen, ob ich oder ihr, das wird sich bald zeigen.“
    „Du hast meinen Sohn geschlagen. Du bist's also, welcher bestraft wird.“
    „Und ihr habt mich beleidigt. Wann ich euch dafür tüchtig verhau, so hat das Gesetz gar nix dagegen. Eine Ohrfeigen auf so ein Schimpfworten, das ist das Passende und das Richtige.“
    „Oho! Meinst du, daß wir so dumm sind, nur das anzuzeigen? Du hast noch ein ganz anderes Verbrechen begangen, ein noch viel schwereres.“
    „So? Was denn für eins?“
    „Du hast einen Hausfriedensbruch begangen.“
    „Ach so! Das ist mir wirklich was ganz und gar Neues.“
    „Weil du zu dumm bist, es zu begreifen.“
    „Ja, die Osecs sind klüger als alle anderen Leut. Sie haben die Gescheitheit gleich mit Löffeln gegessen und nun möchten 'S davon zerplatzen. Ich und Hausfriedensbruch. Darüber könnt man sich krank lachen!“
    „Lach nur immer! Wer zuletzt lacht, der hat gewonnen, und du wirst das nicht sein. Wer hat dir erlaubt, nach dem Kery-Hof zu kommen, he?“
    „Ich!“
    „Es ist dir aber verboten.“
    „Von wem?“
    „Vom Bauern.“
    „Aber doch nicht von dir.“
    „Ich bin so gut wie der Bauer.“
    „So! Nun, das magst nur immer erst zuvor beweisen.“
    „Ich kann's beweisen. Wenn ich will, so ist der Kery-Hof sofort mein Eigentum!“
    „Und wenn ich will, so fliegst sofort hinaus!“
    „Versuch es doch!“
    „Das kann sehr bald geschehen. Hast etwa den Hof gekauft? Zeig doch mal den Kaufbrief, wannst ihn hast.“
    „In welcher Weise der Hof mein Eigentum geworden ist, das geht dich gar nichts an!“
    „Das geht mich freilich was an.

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