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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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austreiben!“
    „Ich übe mich ein, die Frau Osec zu spielen. Das kannst du mir nicht übelnehmen. Es ist ja dein Wille so.“
    Da wurde er noch zorniger.
    „Himmelkreuzmillion! Noch hat er dich nicht, der Schwindler!“
    „Ah, hat er dich betrogen?“
    „Ja und wie! Aber das geht ja euch nichts an. Da kommt das Pferd. Wenn nachher die Osecs kommen, so sagt ihnen, daß ich erst am Abend punkt neun Uhr zurückkehre. Bis dahin mögen sie machen, was ihnen beliebt. Am besten ist's, sie gehen ins Wirtshaus.“
    „Hier behalten werden wir sie auf keinen Fall.“
    Noch vor wenigen Tagen wäre auf ein solches Wort eine harte Strafe erfolgt, jetzt aber ging er hinaus, ohne ein Wort zu entgegnen. Er schien wie umgewechselt zu sein. Nachdem er aufgestiegen war, ritt er in scharfem Trab davon, in der Richtung nach Westen, der bayrischen Grenze zu.
    Natürlich hatte er die Absicht, den Verfasser des Briefes aufzusuchen, um sich über die Veranlassung zu demselben zu unterrichten.
    Die beiden Frauen dachten vergeblich darüber nach, was ihn in eine solche Aufregung versetzt haben möge. Kurze Zeit später hatte Gisela oben irgendeine Verrichtung und kam sehr bald wieder, den unglückseligen Brief in der Hand. Ihr Vater hatte in seiner Aufregung vergessen, ihn einzuschließen.
    „Mutter, Mutter“, rief sie. „Hier steht es, was geschehen ist.“
    „Ist das der Brief, den er bekommen hat?“
    „Ja.“
    „Woher?“
    „Von drüben herüber. Hier ist der Beweis, daß der Ludwig recht hat; der Vater ist ein Pascher. Er ist einer und scheint jetzt mit einem Mal fünfzehntausend Gulden verloren zu haben.“
    „Mein Himmel! Das ist doch unmöglich!“
    „Hier steht es.“
    „Zeig her!“
    Die erschrockene Frau riß ihrer Tochter den Brief aus der Hand und las ihn selbst. Dann stieß sie einen Wehlaut aus und ließ ihn fallen.
    „Glaubst du es nun?“ fragte Gisela.
    „Ja. Fünfzehntausend Gulden. Das ist ein Vermögen, ein ganzes Vermögen! Darum war er so ganz aus der Fassung! Das ist die Strafe! Das sind die Folgen, wenn man gegen die Gesetze sündigt! Mein Gott, mein Gott! Wer kann da Hilfe bringen!“
    „Ich weiß einen.“
    „Wen?“
    „Ludwig.“
    „Ja, wenn er noch hier wäre! Aber selbst dann hätte er keinen Einfluß. Dein Vater ist ja ein Starrkopf, der sich von keinem Menschen etwas sagen läßt.“
    „Und dennoch brächte er es fertig!“
    „Er war so lange bei uns und hat es nicht ändern können.“
    „Da hat er nichts davon gewußt. Jetzt aber ist es etwas anderes. Wäre er hier und könnte er diesen Brief lesen, er wüßte doch vielleicht einen Weg zur Hilfe zu finden.“
    „Er ist auch nicht allmächtig.“
    „Aber ein kluger, anstelliger Kopf.“
    „Hm! Ist er denn wirklich ganz plötzlich in deiner Hochachtung so sehr gestiegen?“
    „Ja. Ich habe jetzt einen förmlichen Respekt vor ihm. Seit er mir gesagt hat, daß er mich liebt, sehe ich ihn mit ganz anderen Augen an. Horch!“
    Es hatte an die Stubentür geklopft. Die beiden befanden sich ganz allein in dem Raum.
    „Herein!“ antwortete die Mutter, ganz verwundert, wer der höfliche Besuch sein werde.
    Da wurde die Türe um eine Lücke aufgemacht und eine schnarrende Stimme sagte:
    „Verzeihung! Ein armer Handwerksbursche! Haben Sie nichts von der gesegneten Mahlzeit übrig?“
    „Nein“, antwortete die Frau, indem sie aufstand, um dem Mann ein kleines Geldstück zu geben.
    „Oder ein paar alte Stiefeln?“
    „Auch nicht.“
    „Oder ein abgesetztes Hemd?“
    „Leider nicht.“
    „Auch keinen Sonnenschirm oder ein Kanapee? Ich nehme alles.“
    Das war noch nicht dagewesen. Die Bäuerin konnte den Handwerksburschen nicht sehen, weil er die Tür nur ein ganz klein wenig geöffnet hatte.
    „Wollen Sie nicht das ganze Bauerngut geschenkt haben?“ lachte sie.
    „Nein; aber erben möchte ich es.“
    „Daraus wird nichts. Hier ist etwas!“
    Sie schob die Hand zur Türluke hinaus, um ihm den Kreuzer zu geben. Er aber hielt die Hand fest und sagte:
    „Und daraus wird etwas! Ich erb den Kery-Hof. Hier ist meine Hand darauf!“
    Er schüttelte die ihrige. Sie wollte die Tür aufstoßen, brachte das aber nicht fertig, da er zu fest hielt.
    „Lassen Sie los!“ befahl sie. „Wer sind Sie denn eigentlich?“
    „Der Retter in der Not. Nicht wahr, Gisela?“
    Hatte er bisher in schnarrendem Ton gesprochen, so bediente er sich bei den letzten Worten seiner natürlichen Stimme.
    „Ludwig, Ludwig!“ rief das Mädchen, vom Stuhl

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