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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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könnte!“
    „Der König bittet nur um den Dank, daß Sie in Ihrem Gebet zuweilen auch seiner gedenken. Tun Sie das, so ist die Gabe, die Sie empfangen, reichlich vergütet.“
    „Ob ich das tun will, ob ich! Mein gütiger Herr im Himmel! Täglich und stündlich soll mein Gebet emporsteigen für den Herrscher, welcher meine arme Gemeinde mit so reicher Gabe segnet. Es ist uns Gnade widerfahren über alles Erwarten! Es wird hier ein Jauchzen und Jubilieren sein, daß es in allen Himmeln widerschallt, und Gott der Herr wird die Tat im Buch des Lebens verzeichnen! Noch heut – ah, was sage ich, gleich, gleich werde ich es der ganzen Stadt kundgeben, was ihr für ein Heil widerfahren ist!“
    Er war so außer sich vor Freude, daß er wirklich nach dem Hut griff. Der König aber fragte lächelnd:
    „So wollen Sie mich also hier sitzen lassen?“
    „Sie – oh, entschuldigen Sie, verehrtester Herr! Ich bin wirklich ganz konfus vor Entzücken! Beinahe wäre ich unhöflich gegen Sie gewesen, gegen Sie, den Überbringer dieser Freudenbotschaft.“
    „Ihre Gemeinde wird es zeitig genug erfahren. Sie können es ihr verkünden, nachdem wir unser Gespräch hier zu Ende geführt haben.“
    „Natürlich, natürlich! Ich stehe Ihnen ja mit Leib und Leben zur Verfügung!“
    „Bitte, bitte! Behalten Sie Ihren Leib und auch Ihr Leben. Sie können beides im Dienst des Herrn viel besser verwenden als in dem meinigen. Aber fragen möchte ich Sie doch, wer der junge Mann ist, von welchem wir sprachen.“
    „Sie wissen das nicht?“
    „Nein.“
    „So hat er seinen Namen nicht genannt?“
    „Er hat ihn verschwiegen, aber die Bemerkung gemacht, daß er im Pfarramt von Eichenfeld zu erfragen sei.“
    „Warum diese Heimlichkeit?“
    „Wohl aus Bescheidenheit. Er hat nicht geglaubt, daß der erste Preis und auch die Wahl auf ihn fallen könne.“
    „Ganz recht! So ist er. Und direkt aus Italien hat er seine Sendung nicht machen wollen, weil er befürchtet hat, daß man da erraten möge, wer der Absender sei. Also, er hat den ersten Preis?“
    „Tausend Mark.“
    „Gott sei gelobt! Die kann er sehr gut gebrauchen! Sie kommen ihm ebenso gelegen wie zustatten.“
    „So ist er arm?“
    „Blutarm, wenigstens jetzt. Und was wollen Sie damit sagen, daß die Wahl auf ihn gefallen sei?“
    „Die Kirche wird nach seiner Zeichnung gebaut und unter seiner persönlichen Oberleitung.“
    „Wie – ist – das – möglich!“ stotterte der alte Pfarrer.
    „Seine Einsendung ist die beste von allen.“
    „Wer – hätte – das gedacht! So ein junger Mann!“
    „Wie alt ist er?“
    „Wenig über zwanzig.“
    „Unmöglich!“
    „Ja, wirklich.“
    „Das ist ja fast unglaublich.“
    „Auch ich bin aufs höchste überrascht.“
    „Bei solcher Jugend, solche Kenntnisse! Da muß der junge Mann ein Genie sein!“
    „Begabt ist er freilich, reich begabt.“
    „Und wie heißt er?“
    „Sandau, Rudolf Sandau.“
    „Wie? Etwa Rudolf von Sandau?“ fragte Ludwig schnell.
    „Nein.“
    „Von Adel ist er nicht?“
    „Nein, lieber Herr.“
    „Wissen Sie das genau?“
    „Ganz gewiß.“
    „Wo ist er geboren?“
    „In Amerika. Seine Mutter kam aus den Vereinigten Staaten und bezog von dort eine kleine Pension, welche sie aber vor kurzem verloren hat. Aus Schreck darüber rührte sie der Schlag. Ihr Sohn hatte nun keine Mittel mehr, die Schule weiter zu besuchen, und sieht sich nun nach einer für ihn passenden Beschäftigung um.“
    „So ist's, also so! Beschäftigung soll er haben – zunächst durch den hiesigen Kirchenbau. Das weitere wird sich dann schon finden. Ich werde für ihn sorgen. Solche Talente muß man unterstützen.“
    „Herr, durch eine solche Hochherzigkeit verdienen Sie sich Gottes Lohn.“
    „Es ist meine Pflicht, es zu tun, weiter nichts. Ich sehe es keineswegs für eine Gnade an, die ich ihm erweise. Ich möchte ihn gern kennenlernen. Wo wohnt er?“
    „Gleich um die Ecke das dritte Häuschen, eine Treppe hoch.“
    „So werde ich jetzt zu ihm gehen.“
    „Doch nicht sofort! Sie werden mir vielleicht die Ehre erweisen, ein kleines Mahl mit mir einzunehmen.“
    „Danke sehr! Ich darf Sie nicht länger belästigen, und außerdem ist meine Zeit so in Anspruch genommen, daß ich sehr sparsam mit ihr sein muß.“
    „Ich lasse Sie aber nicht fort. Ich weiß freilich noch nicht, wie Sie heißen und was Sie sind, aber da Majestät Sie sendet, so sind Sie jedenfalls ein sehr hochgestellter Herr, dem es in

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