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70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament

Titel: 70 - Der Weg zum Glück 05 - Das gefälschte Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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waren sie. Und Sie haben – haben sie mit gegessen!“
    Der Pfarrer stand in höchster Verlegenheit hinter dem König. Er winkte ihr, zu schweigen, sie aber sah es gar nicht. Ludwig hatte ein Gefühl, als ob der genossene Käse lebendig werden wolle; er überwand dasselbe und sagte:
    „Sie werden sich geirrt haben.“
    „Nein. Ich habe es ganz deutlich gesehen. Ich wollte Sie aufmerksam machen, aber es war zu spät. Sie hatten den Käse schon in den Mund gesteckt.“
    „Lassen wir das! Machen Sie sich keine Vorwürfe!“
    „Ja, wenn ein anderer die Maden erwischt hätte, ich oder vielleicht der hochwürdige Herr, so wär das leicht zu verschmerzen; aber Sie! Unser guter König – und Maden, Käsemaden!“
    „Schweigen Sie doch!“ rief ihr jetzt der Pfarrer zornig zu. „Sie sind ja noch viel blöder auf den Augen als ich und werden sich geirrt haben. Ich weiß ganz genau, daß sich hier in diesem Käse –“
    Er ergriff den Käseteller und hielt denselben dem Könige hin, um ihn zu überzeugen; dabei fuhr er fort:
    „Daß sich hier in diesem Käse keine Maden befinden, keine einzige, denn –“
    Er brach erschrocken mitten in der Rede ab, denn gerade in diesem Augenblick schnellte sich eine höchst kräftige Made vom Teller empor und auf die Diele herab. Der Pfarrer setzte den Teller schleunigst wieder hin. Er war trotz seines Alters feuerrot geworden und befand sich in einer Verlegenheit wie noch nie in seinem Leben.
    „Glaub's gern, daß der Käse gut ist“, meinte Ludwig, um ihn zu besänftigen. „Er hat mir gut gemundet, und ich sage Ihnen herzlichen Dank für Ihre Gastfreundschaft, Hochwürden. Doch hoffe ich, daß Sie sich, falls ich wiederkomme, keine solche Mühe machen. Ich würde sonst dadurch veranlaßt werden, auf den Besuch zu verzichten.“
    Er nahm die Pläne zusammen, steckte sie ein und verabschiedete sich.
    Der Pfarrer begleitete ihn bis an die Ecke und zeigte ihm das betreffende Haus. Er nahm dabei eine so ehrfurchtsvolle Haltung ein, daß der König ihn darauf aufmerksam machen mußte, daß er inkognito hier sei, und ihm streng anbefahl, auch seiner Wirtschafterin anzudeuten, daß von diesem Besuch vorläufig nicht gesprochen werden solle.
    Als er dann in seine Stube zurückkehrte, saß die Alte noch immer auf ihrem Schemel.
    „Alte Plaudertasche!“ rief er ihr zu.
    „Maden, Maden!“ antwortete sie.
    „Konnten Sie denn nicht schweigen!“
    „Der König, der König! Das überleb ich nicht! Das ist mein Letztes, mein Allerletztes! Das ist mein Tod!“
    „Immer fort mit Ihnen! Mich in dieser Weise zu blamieren!“
    Er stieg zornig in der Stube auf und ab. Sie aber jammerte:
    „Und wie habe ich ihn ausgeputzt! Freilich, inwendig hinein konnte ich nicht!“
    „Sie brauchten doch gar nichts zu sagen! Mußte er es denn wissen!“
    „Ja! Oder soll ich etwa so etwas verschweigen?“
    „Natürlich!“
    „Das bring ich nicht übers Herz!“
    „Aber über die Lippen muß es! Gehen Sie hinaus in Ihre Küche! Ich mag Sie gar nicht sehen. Am liebsten möchte ich Sie gleich fortjagen. Sie sind der bitterste Wermutstropfen, welcher mir in den Freudenbecher gefallen ist.“
    „Ich – ich – ein Wermutstropfen! Es wird immer schlimmer! Ich gehe, ich gehe! Ich halte es nicht aus! Morgen um diese Zeit bin ich eine Leiche!“
    Sie entfernte sich nach der Küche. Der Pfarrer hätte am liebsten geflucht und gedonnerwettert; aber das wäre gegen sein Amt und seine Gewohnheiten gewesen. Er würgte den riesigen Ärger mit Gewalt hinab; aber es verging eine lange Zeit, ehe sein Blut wieder ruhiger durch die Adern pulsierte. –
    Der König war indessen in der Wohnung der Frau Sandau eingetreten. Er fand sie allein. Sie lag im Bett, aber angekleidet, denn zu gehen vermochte sie noch nicht.
    Als sie einen fremden Herrn eintreten sah, wurde sie einigermaßen verlegen, doch verschwand diese Anwandlung sofort, als Ludwig sich in höflichem Ton entschuldigte:
    „Verzeihen Sie gütigst. Ich suche einen Herrn namens Rudolf Sandau.“
    „Er ist mein Sohn.“
    „Er ist wohl nicht daheim?“
    „Nein, er ist ausgegangen. Können Sie vielleicht mir an seiner Stelle sagen, welcher Grund Sie zu mir führt?“
    „Ja, ich kann auch Ihnen die betreffende Mitteilung machen. Jedenfalls wird er es aus Ihrem Mund ebenso gern hören, wie aus dem meinigen. Besitzen Sie das vollständige Vertrauen Ihres Sohnes?“
    „Gewiß. Er tut nichts ohne mich.“
    „So hat er Ihnen wohl auch mitgeteilt, daß er sich

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