72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
In dem vorliegenden Fall aber bin ich jedem andern voraus. Ich habe mir den Weg zum Fex bereits geebnet.“
„Das wird jeder andere auch tun!“
„Versuchen wird er es, ja; aber an dem Gelingen wird es fehlen; das weiß ich ganz gewiß.“
Seine Stimme klang scharf, fast drohend.
„Wie meinen Sie das?“ fragte der Baron, nun seinerseits auch in einem weniger freundlichen Ton.
„Das heißt, daß Sie mir diesen Auftrag erteilt haben und ich wochenlang bereits für Sie tätig gewesen bin. Ich will das nicht umsonst getan haben und lasse mir von keinem andern in diese Angelegenheit pfuschen.“
„So! Das klingt ja wirklich drohend!“
„Nehmen Sie es, wie Sie wollen!“
„Ich nehme es einfach so, daß mir Ihr Preis viel zu hoch ist, und ich mich darum an einen andern wenden werde.“
„Das kann ich nicht erlauben!“
„Donnerwetter! Wollen Sie mir Vorschriften machen, Salek?“
„Allerdings!“
„Das lassen Sie sich ja nicht einfallen!“
„Warum nicht? Sie scheinen die Angelegenheit noch nicht recht überdacht zu haben. Ich habe Ihnen schon oft gedient, auch in anderen Dingen, und Sie sind stets mit mir zufrieden gewesen. Weniger zufrieden war ich mit ihnen, da Sie nur spärlich zahlten. Sie vertrösteten mich immer auf den gegenwärtigen Coup und versicherten mir, daß derselbe mir desto mehr einbringen werde. Nun ich an das Werk gehen will, beabsichtigen Sie, sich an einen andern zu wenden. Sie müssen natürlich einsehen, daß mir das nicht behagen kann!“
„So fordern Sie weniger!“
„Daß ich dumm wäre!“
„Nun, so gehe ich eben weiter!“
„Und ich wiederhole, daß ich Ihnen das nicht erlaube.“
Es entstand jetzt eine neue Pause, während welcher sich der Baron wohl Mühe gab, seinen Zorn zu beherrschen. Dann antwortete er:
„Mit dieser Drohung dürfen Sie mir nicht kommen. Ich lache einfach über Sie. Ich bin keineswegs abhängig von Ihnen.“
„Vielleicht doch. Jedenfalls aber hängt das Gelingen Ihres Plans von mir ab.“
„Schwerlich!“
„Das wollen Sie nicht einsehen? Baron, ich habe Sie für klüger gehalten! Meinen Sie, daß ein Einbrecher ein sittlicher Held sein und den Obernoblen spielen werde? Jeder ist sich selbst der Nächste. Sobald Sie mir den Auftrag entziehen, sorge ich dafür, daß der Streich nicht gelingen kann.“
„Alle Teufel! Was wollen Sie tun?“
„Den Fex benachrichtigen, ihn warnen.“
„Das werden Sie natürlich bleiben lassen!“
„Warum?“
„Weil Sie sich dabei selbst im Licht stehen würden.“
„Keineswegs.“
„Jedenfalls. Sie müßten ihm doch sagen, woher Sie wissen, was ich vorhabe.“
„Ich würde die Sache natürlich anders darstellen, als sie ist. Ich würde vielleicht sagen, daß ich Sie belauscht habe, als Sie einem Unbekannten den Auftrag gaben, die Papiere zu stehlen. Ich würde vielleicht sogar die Polizei benachrichtigen.“
„Diese würde jedenfalls sofort erraten, daß Sie selbst jener Unbekannte gewesen sind.“
„Möglich. Aber beweisen könnte es mir keiner. Und nun überlegen Sie sich einmal, welch ein Licht das auf Ihren Prozeß werfen müßte.“
„Ein schlimmes nicht, denn man würde Ihnen einfach keinen Glauben schenken, weil man Sie kennt.“
„Man müßte mir glauben, denn ich würde beweisen, daß Sie sich unter einem fremden Namen hier aufhalten. Das tut natürlich nur jemand, der das Licht zu scheuen hat.“
„Auch dagegen kann ich mich verwahren, indem ich sofort abreise.“
„In diesem Fall würden Sie Ihre Angelegenheit im Stich lassen, und ich hätte also meinen Zweck erreicht. Das genügt.“
„Salek, Sie sind ein Schuft!“
„Und Sie auch kein Engel.“
„Sie handeln schurkisch an mir!“
„Und Sie lumpig gegen mich. Übrigens würde es mir sehr leicht werden, zu beweisen, daß Sie in Wien waren und hier in diesem Pavillon eine Unterredung mit einem Unbekannten gehabt haben.“
„Das machen Sie mir nicht weis!“
„O doch! Ich hätte da weiter nichts zu tun, als mich nicht von Ihnen zu trennen. Wenn ich von diesem Augenblick an an Ihrer Seite bleibe, können Sie mir nicht entweichen, und ich brauche Sie nur dem ersten besten Sicherheitswachmann zu zeigen. Dieser nimmt Sie mit, und Sie werden gezwungen, Ihre Personalien festzustellen. Dann wird man mir glauben.“
„Elender!“
„Ich wiederhole, daß Sie von einem Einbrecher nicht verlangen können, daß er ein Tugendheld sei. Es gibt ja sogar Leute, welche niemals eingebrochen haben, aber andere dazu
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