72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
verleiten. Wer ist da der größte Schurke?“
„Mensch! Sie werden frech! Das kann ich mir nicht bieten lassen. Ich sehe also von der ganzen Angelegenheit ab. Ich mag die Papiere nun gar nicht haben!“
„Das glaube ich Ihnen nicht. Sie wollen und müssen Sie haben, gegen mich tun Sie, als ob Sie ganz verzichten, und sobald wir uns getrennt haben, suchen Sie einen andern auf.“
„Denken Sie, was Sie wollen. Mit Ihnen bin ich fertig. Ich gehe!“
Der Graf hörte, daß der Sprecher einige Schritte tat; aber der andere folgte ihm sofort und erklärte in sehr bestimmtem, höhnischem Ton:
„Allein gehen lasse ich Sie nicht. Ich gehe mit!“
„Sie bleiben!“ erklang es gebieterisch.
„Pah! Ich kann gehen, wohin ich will!“
„Aber nicht mit mir!“
„Ereifern Sie sich nicht. Ich gehe nicht mit Ihnen, sondern hinter Ihnen. Ich werde mich so lange an Ihre Fersen heften, bis Sie polizeilich feststellen müssen, wer und was Sie eigentlich sind.“
„Salek! Ich hätte nie gedacht, welch ein ungeheurer Schurke Sie sind!“
„Nicht? Dann sind Sie kein Menschenkenner. Ich bin mir über Sie sofort klargewesen. Sie wissen ganz genau, daß Sie sich im Unrecht befinden und daß der Fex wirklich Ihr Verwandter ist. Sie selbst haben mir das gestanden. Dennoch wollen Sie ihm nicht nur sein väterliches und mütterliches Erbteil rauben, sondern ihn auch in das Dunkel zurückschleudern, aus welchem er aufgetaucht. Überlegen Sie sich, ob ich da viel besser von Ihnen denken kann als Sie von mir!“
„Ich verbitte mir solche Vergleiche!“
„So legen Sie mir dieselben nicht erst nahe!“
„Das habe ich nicht getan!“
„Natürlich haben Sie es getan! Indem Sie sich erlauben, sich über meine Moralität auszusprechen, fordern Sie mich indirekt auf, auch die Ihrige zu beleuchten. Sie handeln überhaupt nicht als ein kluger Mann. Wer Millionen gewinnen will, der kann leicht fünfzigtausend Gulden zahlen. Diese Summe repräsentiert die Zinsen von nur einer Million. In einem Jahre ist das abgemacht. Ich gestehe, daß es mir geradezu unmöglich ist, Sie zu begreifen.“
„Von Ihrem Standpunkt aus mögen Sie recht haben, aber von dem meinigen nicht. Ich habe den Prozeß noch nicht gewonnen und soll Ihnen bereits eine so hohe Summe zahlen. Meinen Sie, daß ich mich nur zu bücken brauche, um dieses horrende Geld von der Straße aufzuheben?“
„Nun, was diesen Punkt betrifft, so werde ich mit mir sprechen lassen. Wir können uns ja einigen und ein Abkommen treffen, welches sowohl mich als auch Sie befriedigt.“
„So machen Sie mir Ihre Vorschläge!“
„Zahlen Sie einen Teil jetzt und den andern Teil dann, wenn Sie den Prozeß gewonnen haben.“
„Wieviel?“
„Die Hälfte.“
„Hm!“
„Damit können Sie zufrieden sein. Ich gebe Ihnen mein Wort, daß dies die einzige und letzte Konzession ist, welche ich Ihnen mache.“
Der Baron ging nicht sofort auf diese Forderung ein. Beide stritten sich noch längere Zeit hin und her. Da aber Salek nicht nachgab und bei der Drohung, die Sache zu verraten, blieb, so stimmte er endlich gezwungenermaßen bei. Er mußte dem Einbrecher Wort und Handschlag geben. Wenn er aber gemeint hatte, daß die Sache nun geordnet sei und er vielleicht gar irgendwelche Hintergedanken hegen könne, so hatte er sich geirrt. Der Spitzbube war ein schlauer, geriebener und erfahrener Patron. Er bemerkte in einem höchst freundlichen, aber dabei ironischen Ton:
„Jetzt fühlen Sie sich befriedigt. Nicht wahr?“
„Gezwungenermaßen, ja. Sie tun es ja nicht anders.“
„Also, wenn ich die Papiere bringe, erhalte ich die Hälfte sofort in guter, gangbarer Münze?“
„Ja.“
„Und die andere Hälfte sobald Sie den Prozeß gewonnen haben?“
„Natürlich! So ist es ausgemacht. Wir haben das besprochen, und es ist nichts mehr darüber zu bemerken.“
„O doch!“
„Ich wüßte nicht, was!“
„Desto besser weiß ich es. Sie machen mir nämlich plötzlich ein so schlaues, zufriedenes Gesicht, daß ich glaube, sehr vorsichtig sein zu müssen.“
„Von diesem Gesicht habe ich keine Ahnung!“
„Ich aber sehe es und weiß, was es zu bedeuten hat. Sie haben jedenfalls die Absicht, mich zu betrügen.“
„Welch ein Gedanke! So etwas ist ja nicht möglich!“
„Sehr leicht sogar.“
„Wie denn, Sie fataler Mensch?“
„Sie brauchen mir nur die zweite Zahlung zu verweigern; dann kann ich gar nichts dagegen tun.“
„Fällt mir nicht ein!“
„Kann Ihnen aber
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