72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
des Diebes, den er nicht sehen konnte, die Stimme des Herrn Barons von Stubbenau gewesen sei.“
Der letztgenannte nahm sich so zusammen, daß er lachend ausrufen konnte:
„Der Graf scheint zuweilen an Halluzinationen zu leiden!“
„Meinen Sie? Wie könnte er wohl durch eine Sinnestäuschung erfahren, daß Sie nicht Stubbenau, sondern Salek heißen?“
Salek fuhr zurück.
„Und daß Sie den Einbruch mit Hilfe der Tänzerin Valeska von der Wohnung des Sängers Criquolini aus verübt haben?“
Der Beschuldigte stand noch immer sprach- und bewegungslos; aber die Blässe seines Gesichts begann zu weichen, es rötete sich und seine Augen funkelten. Man sah es ihm an, daß er die Überzeugung hegte, entlarvt zu sein, und vor keiner Gewalttätigkeit zurückscheuen werde, um sich der Gefangennahme zu entziehen.
Sepp erkannte das sehr wohl, fuhr aber trotzdem furchtlos fort:
„Sie haben jetzt fünfundzwanzigtausend Gulden und einen Revers einstecken, und der Herr Baron von Gulijan trägt die gestohlenen Papiere in der Tasche!“
Da endlich antwortete Salek:
„Meinen Sie? Hm! Wenn Sie nun recht hätten?“
„Das habe ich!“
„Was dann weiter?“
„Ich verlange den Raub zurück!“
„Pah! Die Komödie mag zu Ende sein. Ja, ich bin Salek. Ich bin nicht feig genug, es zu leugnen; aber Sie sind ein alter unvorsichtiger Mann, der seine Unachtsamkeit teuer bezahlen wird.“
Er griff, während er das sagte, in die Tasche.
„Womit sollte ich es bezahlen!“ lachte der Alte verächtlich.
„Mit dem Leben!“
„Pah! Ein Offizier kann sich schon verteidigen!“
„Sie sind der einzige, der uns beweisen kann, was wir getan haben. Einen solchen Zeugen können wir nicht dulden. Er muß aus der Welt geschafft werden und zwar sofort!“
Sepp hatte nicht die mindeste Bewegung gemacht, welche als Vorbereitung zur Gegenwehr dienen konnte. Er war seiner Sache gewiß. Salek stand mit dem Rücken gegen die Tür und diese war um eine so breite Lücke geöffnet worden, daß Sepp den Polizeibeamten erblicken konnte.
Salek hatte während seiner letzten Worte das Messer aus der Tasche gezogen.
„Also stirb!“ rief er aus.
Er wollte sich mit einem Sprung auf den Sepp werfen, kam aber nur dazu, den Fuß zu erheben, denn in demselben Augenblick stand der Polizist hinter ihm und ergriff ihn mit beiden Händen bei der Kehle, die er so fest zusammenpreßte, daß dem Einbrecher die erhobenen Arme herabsanken und er sofort in die Knie brach.
„Herbei!“ kommandierte der Beamte.
Im Augenblick zeigte es sich, daß das Häuschen wohl von zwanzig Polizisten umringt war, und bevor Salek nur zu einem freien Atemzug gekommen war, hatte man ihm das Messer entrissen und seine Hände in eiserne Schellen gelegt.
Der Baron von Gulijan war so entsetzt, daß es schien, als ob er kein Glied zu bewegen vermöge. Sein Blick hing voller Schreck an dem Fex, der hinter dem Polizeibeamten aus dem Versteck getreten war. Der junge Mann verbeugte sich ironisch vor seinem Verwandten und begrüßte ihn:
„Willkommen im Augarten, mein lieber Herr Vetter! Hoffentlich freuen Sie sich unseres so unerwarteten Zusammentreffens ebensosehr wie ich.“
„Cur – Cur – Curty!“ stammelte der Angeredete.
„Curty? Sie nennen mich bei dem mir gehörigen Namen, welchen mir zu geben Sie sich bisher weigerten? Wie kommt das? Woher diese plötzliche Bereitwilligkeit?“
„Ich bin – bin – bin –“
Er hielt inne. Er wußte nicht, was er sagen sollte. Er konnte doch kein wirklich rechtfertigendes Wort finden, fuhr aber doch fort:
„Bin in die Hände eines Schurken geraten.“
„So? Wer ist das?“
„Salek hier. Nur er ist schuld, daß es geschehen ist.“
Der Einbrecher hatte, als der Beamte ihn nicht mehr bei der Gurgel hielt, mit Aufbietung aller Kräfte versucht, die Handschellen zu zersprengen. Es war ihm natürlich nicht gelungen. Er schäumte vor Wut. Jetzt, als er die Worte des Barons vernahm, verdoppelte sich sein Grimm. Er antwortete laut brüllend:
„Hund, du lügst! Du selbst hast mir den Antrag gestellt!“
„Das ist nicht wahr!“ behauptete der Baron.
„Schweigt!“ gebot der Polizeibeamte. „Die Untersuchung wird zeigen, inwieweit jeder schuldig ist. Baron von Gulijan, haben Sie die gestohlenen Papiere empfangen?“
„Ja“, gestand dieser, da er es doch nicht zu leugnen vermochte.
Sie wurden ihm abgenommen und ebenso wurden die Taschen des Einbrechers geleert.
Der Baron bat, ihn freizulassen und versprach,
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