72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen
Stirn des Fex standen helle Schweißtropfen. Er schritt erregt im Zimmer auf und ab und rief dabei:
„Welch ein Unglück! Paula, meine Paula! Ich hole dich! Ich suche dich! Ich muß dich haben!“
„Regen Sie sich doch nicht so unnötig auf!“ bat der Polizist. „Ich habe eine Vermutung ausgesprochen, die sich hoffentlich nicht bestätigen wird. Ich werde Salek scharf vernehmen. Wir müssen unbedingt erfahren, wer dieser ‚Gärtner‘ ist und wo wir denselben finden können.“
„Tun Sie das; ja, tun Sie das, aber schnell, schnell!“
„Nur Geduld!“ lächelte der Beamte. „Überstürzt darf hier nichts werden. Ich werde meine Pflicht tun, und zwar so schnell wie möglich. Mehr dürfen Sie nicht verlangen.“
„Sie müssen sofort mit dieser Liste in das Gefängnis, um Salek auszuforschen!“
„Und dadurch würde ich alles verderben. Glauben Sie, daß es ihm einfallen kann, etwas zu gestehen, was wir ihm nicht zu beweisen vermögen? Denn diese Liste ist kein Beweis. Er muß überrascht, überrumpelt werden, und das kann nicht in solcher Hast und Überstürzung geschehen. Damit mag diese Angelegenheit einstweilen abgetan sein.“
Dagegen war nun freilich nichts zu machen. Beide, der Sepp sowohl als auch der Fex mußten sich in Geduld fügen; aber es kostete sie eine große Überwindung, ruhig zu erscheinen, während so ängstliche Befürchtungen, in ihnen wohnten.
Der Beamte ließ einige Polizisten kommen, welche sämtliche konfiszierte Gegenstände zu transportieren hatten. Dann brach er auf, um die Tänzerin zu arretieren.
„Sie gehen doch mit?“ fragte er den Alten.
„Versteht sich! Es soll mir eine Freude sein, dieses Frauenzimmer als Gefangene zu sehen.“
Der Fex aber lehnte ab. Er erklärte, daß er jetzt von gar nichts wissen und hören möge, da Paula sich in Gefahr befinde. Er sagte, daß er nach einiger Zeit bei dem Polizisten vorsprechen werde und ließ die beiden allein gehen. –
Der einstige Krickel-Anton war heute erst sehr spät erwacht. Sein Kopf schien zehnmal schwerer als stets zu sein, und das Denken ging gar nicht sehr leicht vonstatten. Er erfuhr vom Wirt, daß ein Nachtwächter den Hausschlüssel abgegeben habe und besann sich nun erst darauf, daß ein solcher bei ihm gewesen sei und mit ihm gesprochen habe.
Vor allen Dingen wollte er erfahren, wie er sich in seiner Betrunkenheit benommen habe. Darum begab er sich nach der Wohnung seines Freundes Stubbenau, wo er erfuhr, daß derselbe nicht zu Hause sei. Darum ging er zu der Tänzerin. Wäre er nur wenige Minuten geblieben, so hätte er Zeuge von der Haussuchung sein können, welche bei Stubbenau alias Salek vorgenommen wurde.
Valeska litt auch noch an den Folgen der gestrigen Schwelgerei. Sie war noch matt, hatte einen sehr eingenommenen Kopf und sah gar nicht so reizend wie gewöhnlich aus. Dieses letztere lag auch mit daran, daß sie heut noch nicht dazu gekommen war, ihre Schönheit durch die gewöhnlichen Toilettenkünste zu unterstützen.
Beide betrachteten sich einige Augenblicke und brachen dann in ein Gelächter aus.
„Anton, du siehst ja aus wie eine Leiche!“ sagte sie. „Hat der Wein denn gar solche Macht über dich?“
„Meinst du, daß du sehr frisch aussiehst?“
„Ich war auch länger bei der Sache.“
„Ja. Ich habe gar nicht bemerkt, wann ihr fortgegangen seid. War Stubbenau bei dir?“
„Nein. Er vermeidet es jetzt, mich zu besuchen. Er will dich wohl nicht eifersüchtig machen.“
„Das ist lächerlich! Wie könnte ich eifersüchtig auf ihn sein? Er ist ja mein bester Freund.“
„Da hast du sehr recht. Keiner von allen deinen Bekannten meint es so gut und treu mit dir wie er.“
„Auch du nicht?“
„Bin ich dir nur eine Bekannte?“
„Nein. Du bist mir schon etwas mehr und wirst später noch mehr sein. Oder willst du nicht?“
Sie nahm ihn anstatt der Antwort beim Kopf und küßte ihn.
Bald erschien die Zofe und meldete, daß zwei Herren draußen seien, welche die Tänzerin Valeska zu sprechen wünschten.
„Wer sind sie denn?“ fragte die Genannte.
„Sie haben mir ihre Namen nicht sagen wollen.“
„So schicke sie fort.“
„Das geht nicht, denn sie sagten, daß sie zur Behörde gehörten.“
„Das ist mir gleich. Wer zu mir will, hat sich ordnungsmäßig anzumelden. Sage ihnen, daß ich nicht für sie zu sprechen sei, weil ich Besuch bei mir habe.“
Das Mädchen war gezwungen, diese Botschaft auszurichten. Der Beamte fragte, wer dieser Besuch sei, und so
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