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72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen

Titel: 72 - Der Weg zum Glück 07 - Insel der Gefangenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß sie nicht in der Heimat zu bleiben vermochte.“
    „So, so! Sie verschwand also plötzlich?“
    „Ganz plötzlich.“
    „Ohne jemand zu benachrichtigen, wohin zu gehen sie beabsichtige?“
    „Sie hat keine Spur zurückgelassen, gar keine, als einen Brief, den sie an mich schrieb.“
    „Ah! Wenn Sie den noch hätten!“
    „Ich habe ihn. Ich trage ihn bei mir.“
    „Dürfte ich ihn einmal lesen?“
    „Ich gebe ihn nicht in die Hand eines Fremden; Sie aber sollen ihn haben.“
    Er zog ihn hervor. Der Beamte las das rührende Schreiben durch und fragte dann höflich:
    „Es scheint, sie war Ihre Braut?“
    „Meine Geliebte. Der Vater war dagegen.“
    „Danke! Hier ist der Brief zurück. Er bietet leider keinerlei Anhalt.“
    „Aber Paula muß sich also in Wien befunden haben.“
    „Das ist fraglich.“
    „Würde sie sonst hier auf der Liste stehen?“
    „Diese Liste kann auch anderswo angefertigt worden sein.“
    „Wie lange hält Salek sich hier auf?“
    „Seit einem Vierteljahr.“
    „Paula ist seit viel länger verschwunden.“
    „Sehen Sie, daß diese Liste also noch kein Beweis dafür ist, daß dieses Mädchen sich hier befunden hat.“
    „Kann man denn nicht erfahren, wer dieselbe angefertigt hat?“
    „Jedenfalls Salek selbst. Es ist seine Hand. Und wenn ich die Schwärze der Tinte daraufhin betrachte, so scheint es mir, daß die Liste doch noch nicht alt sein kann. Unsereiner hat für so etwas sehr scharfe Augen.“
    „Ich bitte Sie dringend, den Menschen zu fragen, wozu diese Liste dient.“
    „Natürlich werde ich ihn fragen, und diese Erkundigung wird zu den ersten gehören, die ich an ihn richte.“
    Der Sepp war natürlich ebenso betroffen wie der Fex, den Namen der schönen Talmüllerstochter hier verzeichnet zu finden. Er bemerkte einen Streifen Papier, welcher aus der Liste gefallen zu sein schien und nun auf dem Boden lag. Er hob denselben auf, betrachtete ihn und rief:
    „Hier steht der Name noch einmal und auch noch etwas dazu.“
    Der Polizist griff nach dem Streifen. Dieser enthielt die Notiz:
    ‚Bis Paula Kellermann hat Gärtner bezahlt. 24 Mädchen macht 480 Gulden.‘
    Auch der Fex überflog diese zwei Zeilen. Er fragte:
    „Was wird das zu bedeuten haben?“
    Der Beamte sann und sann und zuckte wortlos die Achsel.
    „Vielleicht eine Dienstvermittlung?“ meinte der Sepp.
    „O nein. Zwanzig Gulden erhält kein Dienstvermittler ausgezahlt“, antwortete der Beamte. „Es handelt sich hier um etwas ganz anderes.“
    Da er bei diesen Worten ein sehr bedenkliches Gesicht zeigte, fragte der Fex erschrocken:
    „Was meinen Sie? Was denken Sie?“
    „Nichts, nichts. Ich werde mich erkundigen.“
    „Nein, nein! Sie haben einen ganz bestimmten Gedanken. Sie müssen mir sagen, was Sie denken.“
    „Lieber Herr, man denkt zuweilen falsch!“
    „Ich bitte Sie dennoch, aufrichtig mit mir zu sein.“
    „Ich könnte Sie kränken.“
    „Gewiß nicht! Was könnte ich Ihnen übelnehmen?“
    „Mir allerdings nichts, denn ich kann nichts dafür!“
    „Also reden Sie doch!“
    Er bat so dringlich, daß der andere doch meinte:
    „Hm! Vielleicht ist es besser, ich sage Ihnen, was ich vermute. Wie alt war die Dame?“
    „Noch nicht zwanzig.“
    „Hübsch?“
    „Sehr hübsch.“
    „Und wirklich brav?“
    „Die Bravste, die ich kenne.“
    „So sollte es mir leid tun, wenn sie in schlechte Hände geraten wäre.“
    „Herrgott! In schlechte Hände! Was meinen Sie?“
    „Seelenverkäufer.“
    Dieses Wort reichte hin, den jungen Mann vor Schreck sprachlos zu machen. Aber der Sepp rief aus:
    „Donnerwetter! Der sollt mir kommen!“
    „Oh, der kommt Ihnen nicht!“
    „Ein Menschenhändler? Den würde ich unter meinen Füßen zu Brei zertreten!“
    „Erst ihn haben! Diese Menschen sind schlau.“
    „Mein lieber Gott“, stöhnte der Fex. „Wenn diese Vermutung wahr wäre!“
    „Bitte, sich nicht aufzuregen! Ich habe noch keineswegs gesagt, daß ich es für eine Gewißheit halte. Es ist sogar sehr wahrscheinlich, daß ich mich täusche. Ich als Polizist bin gewöhnt, die Verhältnisse mit kühler Objektivität zu betrachten. Diese Liste enthält keinen einzigen Fingerzeig; aber sie enthielt die Namen von über fünfzig Mädchen. Das gibt mir zu denken. Und der Zettel sagt, daß für jede Person zwanzig Gulden gezahlt worden sind. Das ist ungefähr der Preis, zu welchem gewisse Agenten sich dazu hergeben, zu gewissen Zwecken hübsche, junge Mädchen zu verschaffen.“
    Auf der

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