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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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er.
    „Ja, die Tage, wo man die Hunde an die Kette legt und ihnen den Beißkorb gibt. Wirst auch einen bekommen für dein Herumstreichen. Und das gar bald; ich sorge dafür!“
    Er eilte weiter, geradewegs auf den Feldhof zu. Vom Flur desselben aus erblickte er den Bauern, welcher eben den Schlüssel an die Brunnenstube steckte.
    „Halt, Bauer, komm her!“ rief er ihm zu.
    „Was soll's?“ fragte dieser.
    „Eine Neuigkeit, eine wichtige. Komm herauf in meine Stube, denn hier ist nicht der richtige Ort dazu!“
    Er schritt voran. Der Bauer folgte ihm halb erwartungsvoll, halb mißmutig. Er war von ihm in der dringendsten Beschäftigung gestört worden.
    „Nun, Feldwebel, was gibt's, daß ich hierher geschleppt werde?“
    „Ich habe ihn; ich habe ihn fest!“ antwortete der Gefragte, mit einer Miene im Zimmer hin und her stolzierend, als habe er eine Schlacht gewonnen.
    „Wen denn?“
    „Ihn und seine ganze Sippschaft!“
    „So sag' doch, wen?“
    „Den Waldschwarzen!“
    „Bist wohl nicht bei Trost?“ fragte der Bauer, die Spannung seiner Züge so viel wie möglich beherrschend.
    „Sogar sehr, ganz ungeheuer bin ich bei Trost! Habe ich dir's nicht gesagt, Feldbauer, daß ich ihn fangen werde? Oh, man weiß schon, warum man grad mich hergeschickt hat! Und kaum bin ich hier, so ist er auch schon in die Falle geraten. Der Leutnant ist mir sicher, und mit der Martha – hm, hübsch ist sie, und bekommen tut sie auch etwas mit; aber ein Offizier muß auf Ambition halten. Wenn sie einen anderen will, so bekomme ich zehn dafür!“
    „Aber so rede doch kein so dummes Zeug, Feldwebel, sondern sprich von der Leber weg! Du hast den Waldschwarzen? Wo denn?“
    „Beim alten Stollen!“
    Der Bauer schrak beinahe sichtbar zusammen.
    „Beim alten Stollen! Hast ihn wohl schon dort?“
    „Ja, wenigstens so gut, als hätte ich ihn schon! Dir kann ich's erzählen, denn du bist der letzte, der ihn warnt! Aber halte den Mund, das sage ich dir! Also, ich gehe heute in den Wald. Ich hatte etwas viel gespeist, und es war große Hitze, so daß ich müde zu werden begann und es fürs beste hielt, mich ein wenig in das Moos zu legen. Das war dort auf der Höhe, wo die Steine auf der kleinen Lichtung liegen. Da krieche ich unter die Zweige, strecke mich aus und schlafe auch richtig ein. Ich weiß nicht, wie lange ich so gelegen bin, da wache ich auf einmal auf; es raschelt in dem Laub. Rasch blicke ich durch die Zweige, und was sehe ich? Rate einmal!“
    „Nun?“
    „Ein Mann steht bei dem Gestein, hebt einen Block in die Höhe, blickt darunter, läßt ihn wieder fallen und geht dann fort.“
    „Was ist's weiter?“ meinte der Zuhörer so gleichgültig wie möglich.
    „Was es weiter ist, das wirst du gleich hören! Ich bin noch nicht fertig, mir die Sache zurecht zu legen, da kommt noch einer, der dasselbe tut, und nach zehn Minuten wieder einer, und so geht es fort, bis ich endlich mich vor Neugierde nicht mehr zu halten vermag. Ich nehme also die Zwischenzeit gut wahr, springe hin, sehe nach, und was habe ich gefunden, he?“
    „Nur heraus damit, ich bin doch nicht allwissend.“
    „Unter dem Stein liegt ein Zettel, und darauf steht: ‚Beim alten Stollen um zehn‘. Was sagst du dazu?“
    „Das ist ja absonderlich!“
    „Absonderlich bloß? Nein, noch viel mehr. Der Waldkönig gibt am Stein seine Bestellung auf; seine Leute kommen heute an den alten Stollen; ich habe unsere ganze Mannschaft zusammen und fange sie alle miteinander. Weißt, was das ist?“
    „Glück, ungeheures Glück, und noch dazu im Schlaf, grad wie's im Buch steht!“ sagte der Bauer in halb ironischem Ton. „Aber, Feldwebel, nimm's auch in acht, daß dir's nicht wieder davonläuft!“
    „Mir nicht, darauf kannst getrost Gift nehmen.“
    „Hast den Zettel mitgenommen?“
    „Fällt mir gar nicht ein! Hältst mich wohl für auf die Nase gefallen?“
    „Nun, als Beweis.“
    „Das Papier nützt mir nichts; die Pascher selber brauche ich, die will ich haben! Aber wenn ich ihnen den Zettel hinwegnehme, so wittern sie Verrat und kommen nicht.“
    „Das mag wahr sein! Aber hast sie doch erkannt?“
    „Keinen! Die in der Nähe wohnen, sind vielleicht schon dagewesen, noch ehe ich recht erwacht bin; doch das schadet nichts. Ich weiß, wo sie zu finden sind, und werde sie alle miteinander bekommen.“
    „Aber nicht auf diese Weise, wie du vorhin sagtest.“
    „Warum?“
    „Am alten Stollen heißt's, aber wo? An einem Punkt von ihm, oder an der

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