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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nachgemachte bekommen, die er gern wieder losgeworden ist, weil sie keinen einzigen Fehler haben, als nur einen ganz, ganz kleinen, den nur der richtige Kenner entdecken kann. Ich habe zwar noch keinen gesehen; ihr wißt ja alle, daß ich nie ein Papiergeld annehme, denn es ist mir einmal eine große Summe in Papier verbrannt; aber ich habe gehört, daß man ein sehr gutes Vergrößerungsglas haben muß, um die falschen Scheine von den echten zu unterscheiden. Darum ist gar keine Gefahr dabei, sich von dem Geldmännle sogar viele tausend Taler oder Gulden umwechseln zu lassen; nur muß man beim Ausgeben vorsichtig sein und es nicht merken lassen, daß man mehr Geld besitzt, als einem zuzutrauen ist.“
    Er machte hier eine Pause, durch welche seine letzte Darlegung zur besonderen Betonung kam. Wer ihn nicht besser kannte, hätte beinahe denken mögen, daß er die Ausgabe von falschem Geld empfehlen wolle. Aber jedermann kannte seine unüberwindliche Abneigung gegen alles, was Papiergeld heißt. Er hatte schon oft fremden Gästen, welche von dieser Besonderheit nichts wußten und mit Billets zahlen wollten, die Zeche gestundet oder gar geschenkt, weil er nur gemünztes Geld mit seiner Hand berührte. Der Herr Pastor, welcher sich auf gelehrte Worte verstand, hatte einmal gesagt, das sei eine sogenannte Idiosynkrasie, nämlich eine Abneigung, bei der sich die ganze Natur des Menschen sträube, etwas zu tun, was doch eigentlich ganz natürlich ist.
    „Der Neubertbauer ist aber nicht so vorsichtig gewesen“, fuhr er fort. „Anstatt das nachgemachte Geld an verschiedenen Orten auszugeben, wo man ihn nicht kannte, hat er nur stets daheim auf seinem Hof damit bezahlt. Das war dumm. Denn es mußte auffallen, daß er, der fast gar nichts mehr hatte, nun plötzlich für jede Kleinigkeit einen Hunderttalerschein auf den Tisch legte. Dadurch ist die Polizei aufmerksam auf ihn geworden, und ich habe sie auf die richtige Spur gelenkt.“
    „Du, Vater, du?“ fragte seine Tochter.
    „Ja, ich!“ antwortete er, indem er sich mit einem triumphierenden Blick im Kreise umschaute.
    „Das ist recht! Das ist die richtige Antwort auf die Beleidigung, die uns geworden ist vom Neuberthof. Die Tochter hat gesagt, daß wir das Blut der armen Weber saugen; nun mag sie sehen, was es für sie zu saugen gibt!“
    Der Eindruck dieser Worte auf die Anwesenden schien kein guter zu sein; darum fügte der Wirt schnell hinzu:
    „Das war nicht mein Grund; ich hatte einen anderen. Ich bin ein Christ, ich gehe Sonntags zweimal in die Kirche und bete oft das heilige Vaterunser. Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben den Schuldigern! Ich habe also diese Beleidigung sofort und gerne vergeben, denn alle Welt weiß, daß grad ich es bin, der für die armen Weber Sorge trägt. Das habe ich durch die Ausstellung von neuem bewiesen. Ich bin der Vorsitzende des Komitees. Aber ich bin auch Untertan des Königs und weiß genau, was ich seinen Gesetzen schuldig bin. Ein guter Untertan darf kein Verbrechen dulden, und wenn er eines erfährt, so hat er Anzeige zu machen. Das habe ich getan, weiter nichts. Es war meine Pflicht.“
    „Hast du denn gewußt, Herr Frömmelt, daß der Neubertbauer mit dem Geldmännle Geschäfte macht?“ fragte einer der Anwesenden.
    „Ja. Er hat es mir erzählt, beim Kartenspiel, als er betrunken war. Er hatte viel an mich verloren und wollte mit einem großen Schein bezahlen; den nahm ich aber nicht. Da steckte er ihn schnell wieder ein. Das fiel mir auf. Ich machte ihn noch betrunkener und fragte ihn aus. Alle anderen waren gegangen, wir befanden uns allein. Da begann er im Rausch zu erzählen. Ich erfuhr sogar die Stelle, wohin er des Nachts das gute Geld trägt. In der nächsten Nacht kommt das Geldmännle und wechselt es mit falschem aus. Das habe ich der Polizei gemeldet. Die hat sich bei dem Ort aufgestellt. Er kam und legte fünfhundert Taler in das Loch. Die ließen die Gendarmen liegen, um das Geldmännle zu fangen. Dieses aber war klüger als die Polizei. Als sie in der nächsten Nacht kam, waren die Taler schon fort, und es lagen fünfundzwanzig falsche Hunderttalerscheine an der Stelle. Heute früh ist dann der Neubertbauer gekommen, um sie zu holen. Grad als er sie schon in den Händen hatte, wurde er abgefaßt. Nun sind sie noch bei ihm um alles auszusuchen; dann wird er in die Untersuchung transportiert, wobei er hier bei uns vorüber muß. Das ist es, was mir der Gendarm vorhin erzählte. Ich muß wahrscheinlich

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