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73 - Der Dukatenhof

73 - Der Dukatenhof

Titel: 73 - Der Dukatenhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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einer Ungeschicklichkeit schuldig gemacht hatte.
    „Du, den sollte ich kennen!“ sagte der Major.
    „Ich auch“, stimmte sie bei.
    „Ist das nicht der Gefreite Fritz Felber, unser ehemaliger Bursche?“
    „Die Namen merke ich mir ja nie. Aber einer unserer Burschen ist's.“
    „Na, dann getrost hinüber, wenn auch nicht wegen des Kaffees! Man sieht es ihm deutlich genug an, daß er gar nichts davon weiß, daß er ihn unserem Jungen schuldig ist!“
    „Ein kleines, allerliebstes Abenteuer“, nickte sie, „welches du dir auf den Ärger gönnen darfst!“
    Als die beiden drüben ankamen, hatte sich das ‚Majörle‘ mit dem Sonnenscheinchen schon gemütlich an den Tisch gesetzt. Die Botenfrau war vor Angst im Haus verschwunden. Paule stand verlegen an der Tür. Felber klappte die Absätze zusammen, drückte die Brust heraus und legte die Fingerspitzen an den Rand der Militärmütze, die er nicht besaß. Der Major klärte mit einigen Worten alles auf und erteilte dann seine Befehle. Er verlangte noch drei Stühle und dazu die abhanden gekommene Schwiegermutter. Als diese vier Gegenstände herbeigeschafft worden waren, erkundigte er sich, ob die Klöße wirklich alle geworden seien. Ein allgemeines „Ja“ ertönte.
    „Gut, dann also Kaffee!“ lachte er. „Ob wir ihn hier oder drüben im Gasthof trinken, das bleibt sich gleich.“
    „Nur hier, aber Kuchen dazu!“ bestimmte das ‚Majörle‘.
    „Du kriegst Brot mit Butter drauf, weiter nichts!“ wies ihn das Sonnenscheinchen zurecht. „Kuchen gibt es nur zur Kirmes und zu Weihnacht. Da kommst du wieder. Ich backe ihn dir selber!“
    Das ließ sich hören. Der kleine Gebieter zeigte sich zufrieden. Frau Paule aber zog sich zurück, um die gewöhnliche Zahl der Bohnen um einige zu vermehren und dafür die Zichorie zu subtrahieren. Dann saßen alle fröhlich um den Tisch. Die Kleinen hatten sich sehr Wichtiges zu sagen. Die Großen aber sprachen zunächst von vergangenen Kindermädchenzeiten. Dann erwähnte der Major den Grund seiner heutigen Anwesenheit. Er hatte schnell erkannt, daß sein einstiger Bursche ein urteilsfähiger und ehrenwerter Mann geworden sei, obgleich er zu den sogenannten armen Leuten zählte. Darum sagte er ihm offen, daß er nahe daran stehe, den Pachthofer fortzujagen. Da wagte es Felber, für diesen zu bitten. Er brachte seine Gründe vor, die freilich nicht so recht begeistern wollten. Der Major hörte ihn ruhig an, gab ihm dann die Hand und sagte:
    „Felber, Sie sind ein braver Kerl! Verstehen Sie denn von der Landwirtschaft etwas?“
    „Ich denke, ja!“ antwortete der Gefragte. „Ich war ja Oberknecht auf Ihrem Hof.“
    „Wann?“
    „Bis zu meiner Verheiratung.“
    „Hm! Sonderbar! Also ungefähr bis zu der Zeit, so die Zahlungen begannen, unregelmäßig zu werden! Das läuft nämlich schon so fast acht Jahre lang. Wie ist Ihr Häuschen hier zu der Bezeichnung, ‚Im Sonnenschein‘ gekommen?“
    „Weil es am Hang liegt, den die Sonne von früh bis abends trifft, und vielleicht auch, weil – weil –“
    Er stockte und sah verlegen zu Frau Paule hinüber.
    „Na, werdet nicht so rot, Kinder!“ lächelte der Major. „Ich weiß ebensogut wie Ihr, daß es für gute, liebe Frauen Kosenamen gibt. Habe ich es getroffen?“
    Felber nickte.
    „Sie haben Ihre junge Frau gern ‚Sonnenschein‘ genannt. Das ist ruchbar geworden. Und als sich hierzu gar noch ein kleines ‚Sonnenscheinchen‘ gesellte, da wurde Ihr Haus dann allgemein ‚Zum Sonnenschein‘ genannt?“
    „Erraten, Herr Major!“
    „Wissen Sie, daß der Pachthof früher auch ‚Zum Sonnenschein‘ geheißen hat?“
    „Ja. Alte Leute erzählen noch davon.“
    „Das war wohl wegen der schöngemalten Sonnenuhr mit ihren gelben Strahlen. Inneren Sonnenschein hat es in diesem alten Haus nur selten gegeben. Ich meine, daß er ihm endlich nötig wäre. Doch – hm! Sie haben ein gutes Wort für den Pachthofer eingelegt und das soll nicht danebengefallen sein. Ich will es also noch einmal mit ihm versuchen. Ich wiederhole es, Sie sind ein braver Kerl! – Jetzt, Kinder, steckt eure Kapitalien wieder in die Büchse und tut auch das dazu!“
    Das Sonnenscheinchen hatte nämlich seine Sparbüchse hervorgezogen, um zu beweisen, daß es reich sei. Es war eine jener runden, tönernen, die man nicht öffnen kann. Man hat sie zu zerschlagen, wenn man zu seinem Gelde kommen will. Aber das kluge Kind hatte eine Art des Schüttelns entdeckt, bei welchem die Stücke

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