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77 Tage

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Titel: 77 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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Denn mit Karin Küppers hatte ich sie in Verbindung bringen und ihr ein Motiv nachweisen können.
    »Jeder Mensch verdient Respekt. Egal, wie hilflos er ist«, murmelte Hedi und meinte sich selbst.
    »Ich rufe jetzt die Polizei«, sagte ich.
    Hedi nickte nachdenklich.
    Tag 68
    BELLAS BLOG:
    DIENSTAG, 20.45 UHR
    Ein Polizeiwagen hält vor unserem Haus.
    Es gibt noch eine vierte Möglichkeit. Die die Psychologin nicht erwähnt hat.
    Mario hat keinen weiteren Gedanken an den Beratungstermin verschwendet. Er war seitdem sogar besonders fröhlich. Weil seine Meinung bestätigt worden ist. Weil wir keinerlei Probleme haben, die einer Therapie bedürfen.
    Nun warte ich seit Tagen auf einen Anlass, ihm an den Kopf werfen zu können, dass ich mir gar nichts sagen lasse.
    Aber er war geradezu ausgeglichen. Steigt über jeden herumliegenden Schuh hinweg. Und hat heute Morgen sogar den Staubsauger zur Seite geräumt.
    Er hat sich unglaublich zusammengerissen.
    Bis eben.
    Wir sind heute Abend bei seinen Eltern eingeladen. Hochzeitstag. Ich habe mein blaues Minikleid angezogen. Und Stiefeletten. Zwar ist es gerade erst Anfang März, aber wir fahren ja mit dem Auto.
    Marios Kommentar: »So willst du doch nicht etwa mitgehen? Soll denn jeder deine Krampfadern sehen?«
    Ich habe geknurrt. Doch ich musste ihm zustimmen. Das Kleid ist nicht besonders vorteilhaft. Durch die Schwangerschaft habe ich ein wenig zugelegt und die Krampfader hatte ich verdrängt.
    Also habe ich das Kleid gegen einen Jeansanzug getauscht.
    Sein Kommentar: »Wie scheiße sieht das denn aus? Du solltest nur was Längeres anziehen. Ich gehe doch auch nicht im Blaumann.«
    Richtig. Er trug seinen dunklen Anzug. Wie immer, wenn Harry und Waltraud uns zum Essen einluden. Harry und Waltraud feiern nicht nur gern, sondern sie brezeln sich auch gern auf. Um in noblen Restaurants überbackene Ente an Auberginensoufflé zu bestellen.
    Ich habe geseufzt. Und dann einen langen, schwarzen Rock angezogen. Dazu ein enges, dunkles Top.
    »Und das sieht aus, als wolltest du zu ’ner Beerdigung gehen. Außerdem willst du doch wohl nicht die braunen Stiefel dazu anziehen?!«
    Hatte ich vorgehabt. Ich bin nicht besonders stilsicher. Okay.
    Doch in dem Moment fiel zufällig mein Blick auf Marios Füße. Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen.
    »Sagt mir das der Mann, der weiße Tennissocken zum Anzug trägt?«
    Das kann Mario gar nicht vertragen. Wenn man seine Eitelkeit verletzt, sich womöglich über ihn lustig macht.
    »Was gehen dich meine Socken an? Das ist kein Vergleich. Sieh du lieber zu, dass du nicht rumläufst wie Petra, die Presswurst! Du wirst ja wohl nicht schwanger noch bauchfrei tragen?«
    Mein dunkles Oberteil ist nicht bauchfrei. Und ich bin erst im dritten Monat.
    »Ach ja! Kaum mache ich den Mund auf, wirst du schon wieder unfair!« Ich habe gekontert.
    Prompt erschien die Falte über Marios Nase. Grub sich in seine Stirn.
    Auch mir wurde heiß vor Wut.
    »Kümmere du dich um deine Socken und ich zieh wieder das Blaue an! Und apropos Presswurst: An deiner Stelle würde ich das nächste Jackett eine Nummer größer kaufen. Dann kriegst du es auch zu!«
    Die Falte über Marios Nase wurde sehr scharf. Und sehr tief. Ehe ich mich versah, packte er mich wieder mit einer Hand am Hals. Hob mich am Kopf hoch.
    Er drückte nicht zu. Aber es machte mich rasend. Er tat es wieder. Dabei hatte er versprochen, sich zu bessern. Geschworen. Alles Lüge!
    All seine Entschuldigungen dienten nur einem Zweck: mich dazu zu bringen, zu tun, was er wollte!
    Ich schlug nach ihm. Trat zu. Konnte ihn nicht erreichen. Ich hatte keine Chance, mich zu befreien. Wieder nicht. Und er wusste es.
    Plötzlich hielt ich die Wasserflasche in der Hand. Ein Liter. Hartplastik. Keine Ahnung, wo sie herkam.
    Ich habe zugeschlagen. Zwei Mal. Drei Mal. So fest ich konnte.
    Mario liegt auf dem Bauch neben unserer Couch. Auf dem Boden. Er bewegt sich nicht. Sein Kopf blutet. Ich wage nicht, ihn umzudrehen. Nachzusehen, ob er atmet. Oder den Puls zu messen.
    Ich habe die Polizei gerufen. Sie klingeln gerade an der Haustür.
    Ich gehe jetzt hin und öffne …

33.
    Hedi hatte Frau Schiller noch gewaschen und gewickelt und ihr gewohnt herzlich erklärt, dass sich in Zukunft eine Kollegin um sie kümmern würde. Gemeinsam waren wir zurück zum Pflegedienst gefahren. Hedi hatte ihre weiße Bluse ausgezogen, glatt gestrichen und sorgfältig auf den Bügel in ihrem Spind gehängt.
    Dann waren wir in das

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