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77 Tage

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Titel: 77 Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lucie Flebbe
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eine Gänsehaut meine Oberschenkel hinauf bis unter meinen langen, lila Wollpulli. In unserer Wohnung herrschten so ziemlich die gleichen Temperaturen wie draußen. Um Strom zu sparen, hatte Molle, unser Vermieter, die Heizung ausgeschaltet. Anfang März ein wenig verfrüht, fand ich. Letzte Woche hatte es noch geschneit. Andererseits würde Molles Geiz womöglich spontan nachlassen, wenn Danner und ich mal wieder Miete zahlen würden. Doch unsere letzten Ermittlungen hatten uns zwar ein paar werbewirksame Schlagzeilen eingebracht, aber kaum die Kasse klingeln lassen.
    Durch die Wohnzimmertür beobachtete ich, wie sich Danner ein dunkles T-Shirt über die Glatze zog. Mein Blick wanderte über seinen trainierten Rücken und blieb an seinem Hintern hängen. Mittlerweile hielt unsere Beziehung bereits ein halbes Jahr. Mehr oder weniger, in letzter Zeit eher mehr. Seit Neuestem hatte ich sogar einen Arbeitsvertrag, ein Gehalt und einen festen Wohnsitz hier in Bochum. Ich vögelte meinen Boss, aber ansonsten verlief mein Leben in für meine Verhältnisse erstaunlich geregelten Bahnen. Vielleicht benötigte ich meine langen Haare ja gar nicht mehr so dringend …
    Pünktlich um halb zehn klingelte es an der Wohnungstür. So pünktlich, dass ich überlegte, ob die Person womöglich schon auf der Treppe gewartet hatte, bis der Zeiger ihrer Uhr umsprang.
    Danner seufzte.
    »Bock hab ich nicht auf den Job«, brummte er, während er sich auf den Weg zur Tür machte.
    Hm. Also bei mir hatte das arktische Klima in unserer Wohnung deutlich mehr Arbeitseifer aufkommen lassen.
    »Guten Morgen«, sagte die stämmige, kleine Frau, die vor unserer Wohnung im Treppenhaus stand. »Elsbeth van Pels mein Name. Wir haben telefoniert?!«
    »Ben Danner, kommen Sie herein.«
    Während ihres prüfenden Handschlags flitzten die wachen, grünlichen Augen der Frau hinter dem schmalen Silberrahmen ihrer Brille über Danners dunkle Kleidung, die kräftigen Unterarme, das unrasierte Gesicht und seine Glatze. Die hellgrauen Augenbrauen zuckten hinauf in ihre Stirn, doch ihre strenge Miene verriet nicht, ob der erste Eindruck des Privatdetektivs ihren Erwartungen entsprach. Oder vielleicht zu sehr?
    Jedenfalls konnte Danners Schmuddellook die Frau nicht abschrecken. Sowieso wirkte sie wie jemand, der sich nur schlecht erschrecken lässt. Mit zackigen Schritten marschierte Elsbeth van Pels in unser extra aufgeräumtes Wohnbüro. Sie hielt sich sehr aufrecht, den Rücken durchgedrückt, konnte damit aber nicht über ihre geringe Körpergröße hinwegtäuschen. Wollte sie anscheinend auch nicht, denn sie trug sehr flache, sehr schlichte Schuhe.
    »Und Sie sind …?«, erkundigte sie sich nach mir, während sie ihre Winterjacke mit Pelzbesatz über die Sessellehne hängte.
    Sie war sicher über fünfzig und klappte zum Sprechen nur den Unterkiefer hoch und runter, wodurch sie an einen altertümlichen Holznussknacker erinnerte, der den Mund öffnete, wenn man den Hebel an der Rückseite bewegte.
    »Meine Mitarbeiterin Lila Ziegler«, stellte Danner mich vor.
    Wieder hob die Klientin, die noch gar keine war, ihre Brauen über den Rand der Brille. Ihre ungeschminkten Lippen pressten sich aufeinander, als hätte sie gerade eine Nuss zerbissen. Ich entsprach definitiv nicht den Erwartungen, die sie an eine einigermaßen fähige Detektivin stellte.
    Trotzdem saß mir Elsbeth van Pels gleich darauf gegenüber in unserem alten, grauen Sessel. Wie ein Ringer in Kampfposition stellte sie die Füße breit und fest auf den Boden, die Ellenbogen stützte sie auf die Knie.
    Danner platzierte einen Kaffeebecher vor ihr auf der Marmorplatte des Couchtisches. Der heiße Dampf stieg in hellen Wolken in der kalten Luft unseres ungeheizten Wohnzimmers auf. Elsbeth van Pels zog ihre Jacke wieder an, während ihr forschender Blick erneut wanderte. Über unseren beinahe aufgeräumten Schreibtisch, das von Akten überquellende Regal, den fleckigen Teppich. An einer leeren Bierflasche auf einem Pizzakarton, den wir beim Aufräumen neben dem Computer übersehen hatten, blieb ihr Blick hängen.
    Danner hatte sich den Schreibtischstuhl herangerollt: »Was führt Sie zu uns?«
    Elsbeth van Pels brach ihre Zimmerinspektion ab. »Ich bin durch einen Zeitungsartikel auf Ihre Detektei aufmerksam geworden. Sie haben doch diesen Korruptionsfall im Otto-Ruer-Klinikum aufgeklärt, nicht wahr?«
    »Das war Frau Zieglers Fall, ja«, bestätigte Danner.
    Die stämmige, kleine Frau wandte sich

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