8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
wahrscheinliche Treffpunkt etwa eine Stunde später angesetzt war. Er nickte und folgte Krandall. Sie gingen durch einen düsteren Gang zu einem Aufzug und dann durch einen anderen Gang.
»Soviel ich weiß, warst du noch nie hier?« erkundigte sich Krandall, als sie das Ende des Korridors erreicht hatten.
»Nein. Aber ich habe vor zehn Jahren an den Plänen zur Renovierung der Anlage mitgearbeitet.«
Krandall sperrte auf und öffnete die letzte Tür.
In dem hellerleuchteten Raum ruhte der Schläfer. Röhrchen steckten in seinen Armen. Sie führten ihm die Nährlösungen zu, die ihn am Leben erhielten. Das Bett, auf dem er lag, massierte langsam seine schlaffen Muskeln. Das Gesicht des Schläfers war glatt und ausdruckslos wie seit dreißig Jahren. Und doch war es das einzige, was an ihm noch lebte.
»Das reicht«, meinte Marrin. »Ich bin heute schon deprimiert genug.«
Sie gingen gemeinsam nach oben.
»Die Straßen, die auf deiner Liste stehen, befinden sich in den Slums«, erklärte Krandall. »Nimm dich in acht. Es gibt immer noch genügend Asoziale an diesen Orten.«
»Ich komme mir selbst reichlich asozial vor«, erwiderte Marrin und ging.
Er ließ sich bis an den Rand der Slums treiben und landete dort in einer Straße. Sein gut durchtrainierter Geist würde auf die kleinste Anregung ansprechen. Er schlenderte dahin, prüfte die Eindrücke, die im Vorbeigehen auf ihn zukamen und suchte nach dem schwachen, fast unhörbaren Impuls, der von dem Überträger ausging. Marrins Netz erstreckte sich über ganze Straßenzüge. Er tastete, prüfte, ordnete.
Wenn Ecks am Leben war, wenn er bei Bewußtsein war, dann würde er ihn finden.
Und töten.
»Du Narr! Du unfähiger Dummkopf!« Die körperlose Stimme dröhnte auf ihn ein.
Verschwommen bemerkte Ecks, daß er wieder in Carls Haus inmitten des Slums war.
»Ich habe dir den Weg angegeben«, kreischte Onkel John, so daß seine Stimme von den Wänden widerhallte. »Du bist ihn nicht gegangen.«
»Ich bin ihn gegangen«, erklärte Ecks und erhob sich. Die unbestimmte Frage tauchte in ihm auf, wie lange er bewußtlos gewesen war.
»Widersprich mir nicht. Du bist den falschen Weg gegangen. Du mußt noch einmal von vorn anfangen.«
»Einen Augenblick«, sagte Ecks ruhig. »Ich kenne Ihre Absichten nicht, aber ich habe Ihre Anweisungen genau befolgt. Ich war in jeder Straße, die Sie mir aufzeichneten.«
»Nein!«
»Was soll diese Komödie?« schrie Ecks zurück. »Wer, zum Teufel, sind Sie eigentlich?«
»Hinaus!« dröhnte Onkel Johns Stimme. »Hinaus, oder ich bringe dich um.«
»Seien Sie doch vernünftig«, sagte Ecks. »Erklären Sie mir, was Sie von mir wollen oder was ich tun soll. Wie kann ich für Sie arbeiten, wenn ich keine Ahnung habe, worum es geht?«
»Hinaus!« sagte die Stimme drohend. »Ich kann doch nicht«, rief Ecks verzweifelt. »Warum lassen Sie nicht endlich dieses Geistergetue? Sagen Sie mir, was Sie wollen. Ich bin ein normaler Mensch. Und draußen lauern überall Gesundheitsdienstler. Sie werden mich umbringen. Ich muß zuerst meine Fähigkeiten zurückgewinnen. Aber ich kann nicht …«
»Gehst du?« fragte die Stimme.
Ecks gab keine Antwort.
Unsichtbare Hände legten sich um seine Kehle. Er riß sich los. Eine Kraft preßte ihn gegen die Wand, drückte ihn nieder. Ecks rollte sich am Boden. Er versuchte den mörderischen Schlägen zu entweichen. Die Luft knisterte vor Energie, die sich auf ihn warf, ihn würgte, ihn vernichten wollte.
Marrin spürte die starke Energie sofort. Er verfolgte die Spur, erkannte, woher sie kam und schwebte hin. In der Energiestrahlung suchte er nach einem Kennbild.
Ecks!
Marrin riß eine schäbige Holztür auf und blieb stehen. Er sah Ecks’ zusammengekrümmten Körper. Ungeheure Kräfte erfüllten den Raum. Sie schwebten unkontrolliert umher.
Plötzlich kämpfte Marrin um sein Leben. Er versuchte sich gegen die telekinetische Kraft zu wehren, die auf ihn eindrang.
Ein Stuhl flog hoch und wurde auf ihn geworfen. Er lenkte ihn ab und wurde am Hinterkopf von einem Krug getroffen. Ein Bett versuchte ihn gegen die Wand zu pressen. Als er auswich, rammte ihn die Kante eines Tisches. Eine Lampe zerschellte an der Wand über seinem Kopf. Er wurde von Glassplittern übersät. Ein Besen schlug ihm gegen die Beine.
Marrin schützte sich so gut wie möglich und versuchte die Quelle der Psi-Kraft zu lokalisieren.
Der Keller!
Er schickte eine gewaltige Energiewelle hinunter, die die Reste
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