8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
sie vielleicht nicht. Aber in Augenblicken der Anspannung und Gefahr kommt ihm ein angeborenes Schutzsystem zu Hilfe, das ihn unsichtbar macht.«
»Ich weiß nicht«, meinte Marrin zweifelnd. »Es wäre natürlich eine Möglichkeit. Wir sind uns völlig im klaren, daß unser Geist noch viele unberührte Geheimnisse besitzt. Dennoch …«
»Ein Argument gegen Ihre Theorie«, unterbrach ihn der Warschauer Chef, der seine Botschaft direkt zu Marrin schickte, »wäre folgende Tatsache:
Wenn jemand Ecks hilft, dann muß er automatisch diese besondere Psi-Fähigkeit besitzen. Das ist nötig, um ein Verschwinden von einem zum anderen Augenblick zu bewerkstelligen. Und falls es so wäre, dann scheint eher ein Plan dahinterzustecken – kein Zufall …«
»Oder scheinbarer Zufall«, unterbrach ihn der Londoner. »Es könnte sich um eine Kraftprobe handeln. Indem man Ecks Marrin vor die Nase setzt, könnten solche Typen viel über seine Fähigkeiten erfahren und Folgerungen für alle Psis ziehen. Das wiederholte Scheitern von Ecks Festnahme bekäme dadurch eine neue Bedeutung.«
»Es wäre eine Möglichkeit«, wiederholte Marrin vorsichtig. Rein theoretisch fand er die Diskussion anregend. Aber es sah nicht so aus, als käme etwas Praktisches dabei heraus.
»Was ist mit Krandalls Informant?« wollte der Mann von Barcelona wissen. »Hat man ihn verhört?«
»Er wurde nie gefunden«, sagte Marrin. »Es gelang ihm vollkommen, seine Gedanken abzuschirmen. Er hinterließ nicht die geringste Spur.«
»Was gedenken Sie zu tun?«
»Erstens«, meinte Marrin, »die Welt alarmieren. Das ist der Zweck unserer Unterredung. Der Krankheitsüberträger könnte New York ohne weiteres verlassen. Außerdem hat die Zuwachsrate an Erkrankten das Ausmaß einer Epidemie erreicht. Man kann annehmen, daß sich die Krankheit weiterhin ausbreiten wird. Ich schließe die Stadt.« Er machte eine Pause und wischte sich über die Stirn.
»Zweitens werde ich mich persönlich auf die Suche nach Ecks machen. Ich arbeite nach einem Wahrscheinlichkeitsschema, das Krandall ausgearbeitet hat. Das hat den Vorteil, daß weder ich noch Ecks durch ein Gedankengewirr abgelenkt werden. Möglicherweise kann hier ein Mann mehr ausrichten als viele.«
Marrin diskutierte noch mehr als eine halbe Stunde mit ihnen, ehe er den Kontakt unterbrach. Er blieb eine Weile sitzen und ordnete Papiere. Dann zuckte er mit den Schultern, wie um seine Sorgen abzuschütteln, und suchte Krandall auf.
Krandall war in seinem Büro beim Grab des Schläfers. Er nickte Marrin kurz zu, als er hereinschwebte und deutete auf einen freien Stuhl.
»Könntest du mir deinen Wahrscheinlichkeitsplan zeigen?« fragte Marrin.
»Klar«, meinte Krandall und holte ein Blatt Papier. Das Endergebnis war einfach – eine Liste von Straßen und Zeiten. Aber um zu diesem Ergebnis zu kommen, hatte Krandall alle erhältlichen Daten miteinander in Beziehung bringen müssen. Die Orte, an denen Ecks verschwunden war, sein Wiedererscheinen, sein psychologischer Index – plus der möglichen Verstecke, in denen ein Krüppel unentdeckt bleiben konnte.
»Ich glaube, du hast ziemlich gute Aussichten, ihn zu entdecken«, sagte Krandall. »Ob du ihn natürlich festhalten kannst, ist eine andere Sache.«
»Ich weiß«, sagte Marrin. »Ich bin zu einer Entscheidung gekommen.« Er sah an Krandall vorbei.
»Ich werde Ecks töten müssen.«
»Ich weiß«, sagte Krandall.
»Wie?«
»Du kannst nicht mehr das Risiko eingehen, ihn frei herumlaufen zu lassen. Die Zahl der Angesteckten steigt zusehends.«
»Das stimmt. Die Polizei muß kranke Personen in Quarantäne bringen. Aber das ist Sache der öffentlichen Sicherheit.«
»Vor mir brauchst du dich nicht zu rechtfertigen«, sagte Krandall.
»Was meinst du damit?« Marrin richtete sich auf, schüttelte aber dann den Kopf und setzte sich wieder. »Du hast ganz recht. Gefangennehmen können wir Ecks offenbar nicht. Mal sehen, ob er auch unverletzlich ist.«
»Weidmannsheil«, sagte Krandall. »Hoffentlich bist du erfolgreicher als ich.«
»Der Schläfer?«
»Der letzte Versuch war eine Pleite. Er rührte sich nicht.«
Marrin runzelte die Stirn. Das war eine schlechte Nachricht. In diesem Augenblick hätten sie Mycrowskys Intelligenz nötiger als je gebraucht. Er allein hätte aus den Vorkommnissen die richtigen Schlüsse ziehen können.
»Möchtest du ihn sehen?« fragte Krandall.
Marrin warf einen Blick auf seine Liste und stellte fest, daß der erste
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