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900 Großmütter Band 1

900 Großmütter Band 1

Titel: 900 Großmütter Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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geworfen und trug ihn. Denn das, was so angenehm roch, war Georgina Chantal.
    Dann setzte sie ihn ab. Es war ein sehr rauhes Tal, und er sah, daß sie fünf Kilometer vom Fuße des Felsrandes entfernt waren, und Schnoffel saß im Morgenlicht etwa vierhundert Meter hinter ihnen.
    »Georgina, hast du mich die ganze Nacht getragen?«
    »Ja.«
    »Wie hast du das geschafft?«
    »Ich habe von Zeit zu Zeit die Schulter gewechselt. Und du bist ja nicht sehr schwer. Das ist doch nur ein Planet mit halber Erd-Gravitation. Außerdem bin ich ziemlich kräftig. Ich hätte dich sogar auf der Erde tragen können.«
    »Wie kommt es, daß ich mich nicht zu Tode gefallen habe?«
    »Schnoffel sagt, er will dich jetzt noch nicht töten; er könnte dich jederzeit töten, durch Blitz, durch einen Felsbrocken oder durch Giftbeeren. Aber du bist fürchterlich schwer gefallen. Ich wunderte mich, daß ich dich überhaupt noch in einem Stück aufheben konnte. Und jetzt sagt Schnoffel, ich hätte meine letzte Chance verspielt.«
    »Wieso?«
    »Weil ich dich weggetragen habe, ehe er im Dunkeln von der Klippe runterkonnte. Jetzt, sagt er, würde er mich auch totmachen.«
    »Schnoff ist inkonsequent. Wenn er mich jederzeit per Blitz töten könnte, warum ist er dann wütend, daß du mich weggetragen hast?«
    »Daran habe ich auch gedacht. Aber er sagt, dafür hat er seine Gründe. Und die Blitze – weißt du, daß es auf der Bellota nicht überall ständig blitzt? Nur in einem großen Kreis um Schnoffel herum, als Tribut für ihn. Ich habe es selbst bemerkt: wenn wir einen besonders großen Vorsprung vor ihm haben, kommen wir fast ganz aus der Gewitterzone heraus.«
    »Georgina, dieses Vieh redet doch in Wirklichkeit überhaupt nicht zu uns. Das ist doch nur unsere Einbildung. Es ist nicht richtig, wenn du es so personifizierst.«
    »Es mag ja nicht richtig sein, aber wenn das keine Sprache ist, was er da von sich gibt, dann weiß ich überhaupt nicht, was Sprache ist. Und eine Menge von dem, was er sagt, wird hinterher wahr. Aber es ist mir ganz egal, ob er mich totmacht, weil ich dich gerettet habe. Ich bin jetzt richtig verrückt nach dir.«
    »Wir sind beide verrückt, Georgina, von der Aufregung, in der wir stecken. Aber er kann nicht mit uns sprechen. Er ist nur ein amoklaufendes Tier. Wenn er etwas anderes wäre, so hieße das: vieles von dem, was wir wissen, ist nicht so.«
    Brian erlebte die Auswirkung der Kommunikation ein paar Bellota-Tage später, an einem sonnigen Nachmittag. Er döste, und Georgina hielt Wache, als Schnoffel in seinem Kopf zu sprechen begann.
    »Du beleidigst mich, indem du nicht erkennst, wer ich wirklich bin. Als Hardy damals sagte, in einigen Mythologien sei es der Bär, der die Welt geschaffen hat, fing er an zu ahnen, wer ich wirklich bin. Ich bin der Schöpfer und habe die Welt gemacht. Ich habe gehört, daß es noch andere Welten gibt; aber ob ich die geschaffen habe oder nicht, das weiß ich nicht genau. Wenn sie da sind, muß ich sie auch gemacht haben. Und diese hier habe ich gemacht.
    Es ist nicht leicht, sonst hättet ihr euch alle eine Welt gemacht, und das habt ihr nicht getan. Und es liegt ein Stolz in der Schöpfung, den du nicht begreifen kannst. Du hast gesagt, die Bellota wäre zum Spaß geschaffen worden. Sie wurde keineswegs zum Spaß geschaffen. Ich bin der einzige, der weiß, warum sie erschaffen wurde, denn ich habe sie erschaffen. Und sie ist auch kein kleiner Planet, – sie ist ein großartiger Planet. Ich habe darauf gewartet, daß du diesen Irrtum bekennst und dich darüber wunderst, daß du so etwas Verkehrtes überhaupt denken konntest. Und weil du das nicht getan hast, mußt du sterben. Ich habe dich gemacht, und ich kann dich auch töten, wenn ich will. Ich muß dich erschaffen haben, denn ich habe alles erschaffen. Und wenn nicht, dann habe ich andere Dinge erschaffen, rote Eichhörnchen und weiße Vögel.
    Du hast keine Ahnung von der Mühe, die es gekostet hat, das alles fertigzumachen. Ich hatte sehr wenig zur Verfügung, keine Pläne, kein Modell, keine Erfahrung. Und ich machte Fehler. Ich bin der letzte, der das leugnet. Ich habe die Schwerkraft falsch berechnet – ein einfacher mathematischer Fehler, der jedem unterlaufen könnte. Der Planet ist zu klein für seine Schwerkraft; aber ich hatte die berechnete Schwerkraft schon in anderen Zusammenhängen verwendet und wollte nicht wieder auseinandernehmen, was schon fertig war. Was ich gemacht habe, das habe ich gemacht, und

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