Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
Vom Netzwerk:
McSkee; aber sollte ein ehrlicher Freund ihn deshalb verlassen? Die beiden hinterließen ein breites Kielwasser, und ein Trupp rauher Männer, große Knöchel in breiten Handflächen reibend, folgten ihnen von einer Kneipe zur anderen und warteten auf einen passenden Moment: Männer wie Büffelgulasch-Dugan, Krabbenkutter-Gordon, Schwefelarsch-Sullivan, Smokehouse, Nierenstein-Stenton, Honigeimer-Kincaid. Die Tatsache, daß alle diese Bürger hinter McSkee herzogen, aber noch nicht wagten, ihm zu nahe zu kommen, spricht sehr für den Mann. Er hatte es in sich.
    Aber hin und wieder ließ McSkee seine wüsten Mißtöne und sein fröhliches Herumgeschubse und verfiel in ein etwas ruhigeres Glucksen. Zum Bei spiel war das – eine Zeitlang – in der Kleinen Aus ter (die ist eine Treppe über der Bar Zur Großen Aus ter) der Fall.
    »Das erste Mal«, vertraute McSkee John an, »ha be ich den Trick nicht freiwillig, sondern aus Not angewendet. Im Laufe der Zeit habe ich leider hier und da eine ganze Menge Mißfallen auf mich gezogen; und manchmal kocht das über, sozusagen. Aber einmal hatte eine ganze Schiffsmannschaft die Nase voll von mir. Und da (es ist sehr lange her; es war noch in den alten Tagen der kleinen Segelschif fe) legten sie mir Fußschellen an, hängten noch Gewichte dran und schmissen mich über Bord.«
    »Was hast du da gemacht?« fragte der Saure John. Sie waren inzwischen per Du geworden.
    »John, du stellst aber auch die blödesten Fragen. Ich ersoff, natürlich. Was kann ein Mensch sonst machen? Aber ich ersoff ganz ruhig und ohne alles unnütze Gezappel. Das ist nämlich der Trick, verstehst du?«
    »Nein, das verstehe ich nicht.«
    »Die Zeit würde auf meiner Seite sein, John. Wer hat denn Lust, die Ewigkeit auf dem Meeresgrunde zu verbringen? Salzwasser beschleunigt das Rosten sehr stark; und meine Fußschellen waren nicht sehr massiv, wenn ich sie auch nicht zerbrechen konnte. Nach längerer Zeit würde das Eisen so zerfressen sein, daß es bei einem plötzlichen Ruck brechen mußte. Nach knapp hundert Jahren fielen die Fußschellen in Stücke, und mein Leib stieg langsam an die Meeresoberfläche – er war halbwegs eingepökelt, aber doch nicht mehr in der allerbesten Verfassung.«
    »Zu spät, als daß er dir noch was genutzt hätte«, sagte der Saure John. »Deine Geschichte endet ja ziemlich komisch – oder ist sie noch nicht zu Ende?«
    »Ja, diese Geschichte ist hier zu Ende, John. Und ein andermal, als ich Fußsoldat in Diensten Pixodarus’ des Cariers war (bei seinen keltischen Söldnern, selbstverständlich), da …«
    »Augenblick mal, McSkee«, unterbrach der Sau re John, »da ist irgend etwas ein bißchen wacklig in allen deinen Geschichten ; man muß ein paar Orientierungspunkte haben. Wie lange hast du denn überhaupt gelebt? Wie alt bist du eigentlich?«
    »Ungefähr vierzig Jahre, soweit ich nachrechnen kann. Warum denn, John?«
    »Ich dachte nur, deine Geschichten werden denn doch ein bißchen zu heftig, McSkee. Und wenn du erst vierzig bist, haben sie ja überhaupt keinen Sinn.«
    »Hab ich ja auch nie behauptet, John. Aber was du von einer Geschichte verlangst, das ist unnatürlich.«
    McSkee und der Saure John standen vor dem Nacht-Schnellrichter, blutig, aber selig. Sie waren nur wegen einer Reihe von Lappalien festgenommen worden, aber das rettete sie vor dem Gelynchtwerden. Sie palaverten mit all diesen besseren Leuten und Beamten; und die hielten ziemlich viel von ihnen. Der Saure John war ein alter Bekannter von ihnen, auch als gelegentlicher Gesetzesübertreter. Sie wußten, daß sie sich auf Johns Wort verlassen konnten; selbst wenn er log, hatte das irgendwie einen Anstrich von Ehrlichkeit. Nach einer gewissen Zeit, als die potentiellen Lyncher sich verkrümelt hatten, durfte der Saure John sie beide auslösen; und sie versprachen hoch und heilig, daß sie sich anständig benehmen würden. Sie gaben die Versicherung zu Protokoll, daß sie sich wie ordentliche Leute aufführen wollten. Sie schworen volltönige Eide, daß sie unverzüglich und ruhig ihre Betten aufsuchen würden. Sie durften unter der Bedingung gehen, daß sie sich in dieser Nacht nicht mehr herumraufen würden, daß sie keine anständigen Frauen belästigen würden, daß sie sich auch den unbegreiflichsten Launen des Gesetzes fügen würden. Und daß sie nicht mehr singen würden.
    Somit ließ die Polizei sie gehen.
    Als die beiden draußen und auf der anderen Straßenseite waren, fand McSkee eine

Weitere Kostenlose Bücher